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Wirtschaftswachstum
Hohe Löhne bringen Verbraucher in Kauflaune

Die Deutschen arbeiten mehr, sparen weniger und tragen das Geld in die Geschäfte: Um 1,5 Prozent stieg das Bruttoinlandsprodukt deshalb im vergangenen Jahr. Auch die Exporte trugen wieder ihren Teil zum Wirtschaftswachstum bei. Auch wenn die Zahlen noch vorläufig sind, lassen sie auf einen guten Start ins Wirtschaftsjahr 2015 hoffen.

Von Theo Geers | 15.01.2015
    Kunden flanieren im Einkaufszentrum MyZeil in Frankfurt, Hessen, Deutschland
    Die Konsumfreude der Deutschen nimmt zu. (Imago / Ralph Peters)
    Same procedure as every year. Das gleiche Ritual wie jedes Jahr. Ohne diesen Satz aus einem Fernseh-Sketch sind viele Silvesterabende in Deutschland gar nicht vorstellbar. Und wie in jedem Jahr gilt dieser Satz gut 14 Tage später auch für das Statistische Bundesamt und seinen Präsidenten Roderich Egeler. Wie jedes Jahr knipst Egeler immer Mitte Januar, meistens ist es am 15., um Punkt 9.55 Uhr das Mikrofon an und sagt erst einmal nur zwei trockene Sätze:
    "Im Jahre 2014 zeigte sich die deutsche Wirtschaft insgesamt in einer soliden Verfassung, die konjunkturelle Lage hat sich nach dem schwungvollen Jahresauftakt und der Schwächephase im Sommer zum Jahresende hin stabilisiert. Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt stieg um 1,5 Prozent."
    Zum Vergleich: 2013 lag das Wirtschaftswachstum mit 0,1 Prozent nur knapp über der Nulllinie, die 1,5 Prozent Wachstum im letzten Jahr liegen auch deutlich über vielen Prognosen, die Bundesregierung hatte zuletzt mit 1,2 Prozent kalkuliert. Und mit den 1,5 Prozent war Deutschland im letzten Jahr auch in der EU wie in der Eurozone weiterhin die Wachstumslokomotive.
    Das dürfte der Kritik an Deutschland, hier werde zu wenig für die wirtschaftliche Erholung Europas getan, etwas dämpfen. Denn das Wachstum in Deutschland geht vor allem auf das Konto der hiesigen Verbraucher. Sie gaben ihr Geld, auch aus, was angesichts der niedrigen Zinsen verständlich ist. Sparen lohnt sich derzeit kaum. Die Konsumausgaben steigen so um 1,1 Prozent, aber auch sonst nur teilweise deutlich Pluszeichen. Investitionen plus 3,7, Bauinvestitionen gesondert plus 3,4 Prozent, Exporte plus 3,7 Prozent. Von den Exporten müssen allerdings die Importe von 3,3 Prozent abgezogen werden, um den Schub zu messen, den der Außenhandel zum Wachstum beitrug. Unter dem Strich verbleiben so 0,4 Prozent.
    Gute Lage am Arbeitsmarkt
    Das überraschend starke Wachstum schlug auch auf die Staatsfinanzen durch: "Der Staatsektor – und dazu gehören der Bund, die Länder, die Gemeinden und die Sozialversicherungen beendeten das Jahr 2014 mit einem Finanzierungsüberschuss von 11,9 Milliarden Euro."
    Verantwortlich für derartig gute Zahlen war die solide Lage am Arbeitsmarkt. Im letzten Jahr stieg die Zahl der Beschäftigten zum achten Mal in Folge auf einen neuen Rekord von 42,7 Mio. Menschen. Und die Arbeitnehmer haben im statistischen Durchschnitt im letzten Jahr auch noch 7 Stunden mehr gearbeitet als 2013 – auch so etwas sorgt für Wachstum und sprudelnde Einnahmen beim Staat und den Sozialversicherungen.
    Mit Prognosen für 2015 halten sich Statistiker von Natur aus zurück. Sie stützen sich ausschließlich den Zahlen aus der Vergangenheit und werden selbst dabei noch vorsichtiger, solange ihre Zahlen noch vorläufigen Charakter haben. Doch 2015 könnte es zumindest einen guten Start geben, denn die deutsche Wirtschaft hat von Oktober bis Dezember letzten Jahres wieder Fahrt aufgenommen. Da legte das Bruttoinlandsprodukt um 0,25 Prozent zu – aber auch hier gilt was für alle andere Zahlen des Statistischen Bundesamtes auch gilt: Sie sind heute noch vorläufig.