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Wissenschaft mit Gütesiegel

Vor 150 Jahren wurde Max Planck geboren, der berühmte Physik-Nobelpreisträger. Sein Name lebt heute vor allem in einer Institution weiter: der Max-Planck-Gesellschaft. Sie gilt als Eliteschmiede für die Grundlagenforschung. An ihren 78 Instituten arbeiten rund 35.000 Menschen - darunter auch viele junge Wissenschaftler.

Von Frank Grotelüschen | 23.04.2008
    "Guck mal, hier hast du ein paar Sachen dazugeschrieben."
    "Genau. Es geht darum, wie die Satelliten die Kohlenmonoxid-Werte registrieren. Und das will ich mit meinen Modelldaten vergleichen."
    "Aber wie registrieren die denn Kohlenmonoxid-Daten?" ... "

    Hamburg, Max-Plack-Institut für Meteorologie. Juliane Otto und Claas Teichmann hocken über einem wissenschaftlichen Fachartikel und versuchen ihn zu kapieren. Die beiden sind Doktoranden an einem Institut, das weltweit zu den renommiertesten der Klimaforschung zählt. Eine Topadresse - auch für den Nachwuchs.

    ""Ich hatte im Nebenfach Meteorologie. Und da war das Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg immer ein Name. Und als ich die Ausschreibung gesehen hatte, dachte ich: Das wäre der Clou! Wenn das was werden würde, würde ich mich riesig freuen. Und das hat auch geklappt."

    Jetzt beschäftigt sich Juliane Otto mit dem Klima vor 6.000 Jahren - mit dem Ziel, eines Tages genauere Klimaprognosen für die Zukunft erstellen zu können. Claas Teichmann dagegen analysiert die Luftverschmutzung der südamerikanischen Megastädte. Im gefällt am Max-Planck-Institut vor allem eines:

    "Ich finde das internationale Umfeld sehr anregend. Und auch, dass so viele gute Wissenschaftler an einem Ort sind. An der Uni hat man ja meistens nur eine kleinere Arbeitsgruppe. Aber am Max Planck ist es so, dass sich alle Leute mehr oder weniger mit dem gleichen Thema beschäftigen und ein reger Austausch herrscht. Das ist eine sehr angenehme wissenschaftliche Atmosphäre."

    Nur: Wer war dieser Max Planck? Und warum ist eine der wichtigsten deutschen Forschungsorganisationen nach ihm benannt, die Max-Planck-Gesellschaft? Juliane Otto zuckt mit den Schultern.

    "Ich gehe hier morgens an so einer Büste vorbei. Und in der Forschung kommt seine Name viel vor. Aber eigentlich weiß ich gar nichts zu der Person."

    Nun - Planck gilt als Begründer der Quantentheorie. Im Jahre 1900 fand er heraus, dass das Licht etwa einer Glühbirne nicht kontinuierlich abgestrahlt wird, sondern in winzigen Portionen - den Quanten. Eine Entdeckung, die den Beginn einer neuen Ära der Physik markierte: den Aufbruch in den Mikrokosmos. Dieser Max Planck - er hatte ein Ideal, dem er zeitlebens folgte:

    "Der Harmonie nachzuspüren, welche herrscht zwischen der Strenge der Mathematik und der Fülle der Naturgesetze, die uns umgeben."

    Doch Planck war auch ein einflussreicher Wissenschafts-Organisator - ein Topmanager, würde man heute sage. Von 1930 bis 37 stand er der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft vor, damals die wichtigste Forschungsorganisation in Deutschland, sagt Ernst Peter Fischer, Wissenschaftshistoriker an der Universität Konstanz.

    "Da hat er ganz genau darauf geachtet, dass vor allen Dingen die Leute Geld bekamen, die die Wissenschaft voranbrachten, die er selbst eigentlich nicht leiden konnte. Es spielte keine Rolle, ob er das akzeptiert oder ob das mit seinem Weltbild zusammenpasst. Das kommt darauf an, dass gute Wissenschaft getrieben wird. Und dieses Prinzip der guten Wissenschaft hat er eben durchgesetzt."

    Der Manager Planck hat also einiges geleistet für die Wissenschaft. Nicht zuletzt deshalb wurde die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft nach dem Krieg umbenannt in Max-Planck-Gesellschaft. Heute herrschen an einem Max-Planck-Institut relativ paradiesische Forschungsbedingungen, auch für die Doktoranden wie Juliane Otto und Claas Teichmann. Die Ausstattung etwa an Geräten, Büchern und Reisekosten ist deutlich besser als an den meisten Unis. Und: Es gibt keine Lehrverpflichtungen.

    "Das ist ein Vorteil; man wird nicht so abgelenkt von seiner eigenen Forschung. Das kann man natürlich auch als Nachteil sehen. Denn dadurch, dass man Seminare gibt und Übungsgruppen leitet, entwickelt man sich selbst ja auch weiter. Dass man hier nur Forschung macht, kann man auch ein bisschen kritisch sehen."

    Drei Jahre dauert eine Promotion an einem Max-Planck-Institut. Die Karrierechancen danach gelten als gut bis rosig. Juliane Otto jedenfalls ist rundum zufrieden. Und sie hat etwas ganz Besonderes gemeinsam mit dem Namenspatron ihres Instituts.

    "Ich habe am gleichen Tag Geburtstag wie Max Planck. Was ich auch erst jetzt im Zuge des Jubiläums festgestellt habe. Und ich finde, es ist eine Motivation."