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WM 2014
Fußball-Ergebnisse richtig vorhersagen

Kurz vor dem WM-Finale haben Fußballwetten Hochkonjunktur. Wissenschaftler der Sporthochschule Köln haben jetzt ein Statistikmodell entwickelt, um Spielergebnisse der WM vorherzusagen. Auch für private Tippspiele kennen die Experten eine gute Taktik.

11.07.2014
    Franz Beckenbauer: "Die Chancen stehen glaube ich ganz gut, obwohl die Statistik es anders ausdrückt und die Statistik sagt, dass noch nie eine Europäische Mannschaft die Weltmeisterschaft in Südamerika gewinnen konnte."
    So kurz vor dem Finale der Weltmeisterschaft rechnet nicht nur Franz Beckenbauer die Chancen auf den Titel aus. Der richtige Tipp ist eine Wissenschaft für sich, wie Daniel Memmert von der Sporthochschule in Köln nur zu gut weiß:
    "Jemand, der sich mit Fußball auskennt, tippt nicht anders, nicht besser, nicht schlechter als ein Nicht-Experte. Aber, und das haben die Forschungen eigentlich auch deutlich gezeigt: Sie glauben, dass sie besser tippen. Sie überschätzen sich ständig bei ihren Tipps. Das tun die Nicht-Fußballexperten nicht. "
    Den Ausgang eines Fußballspiels richtig vorherzusagen, ist fast so schwer wie einen Elfmeter zu halten. Nimmt man ein bisschen Statistik zur Hilfe, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit aber. Die einfachste Möglichkeit, seine Gewinnquote zu erhöhen, ist, sich an der Fußballweltrangliste zu orientieren.
    Vorhersagemodell bezieht auch Zufallsfaktor ein
    Tipps, die rein auf den vergangenen Erfolgen von Mannschaften beruhen, sind tatsächlich solider als solche, die sich an aktuellen Ereignissen orientieren. Noch besser funktioniert allerdings eine Vorhersagemethode, die Daniel Memmert und sein Kollege Fabian Wunderlich entwickelt haben.
    "Unser Vorhersagemodell bezieht drei Faktoren ein. Der erste Faktor ist tatsächlich die Fußballweltrangliste, um die vergangenen Leistungen eines Landes zu würdigen. Zweitens die Wettquoten, das ist sowas wie ein Zukunftsparameter. Das heißt, es sagt etwas aus, was die Menschen fühlen über dieses Team, wie sie abschneiden werden. Auch gerade den aktuellen Stand. Verletzungen gehen da rein, gelbe Karten, wenn Spieler gesperrt sind, aber auch der Heimvorteil zum Beispiel. Und wir haben noch einen dritten Parameter, der Zufallsfaktor."
    Und der beinhaltet alle die Ereignisse, die den Verlauf eines Spiels unvorhergesehen beeinflussen, zum Beispiel Eigentore, Fehlentscheide des Schiedsrichters oder Pfostenschüsse. Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt. 40 bis 47 Prozent aller Tore entstehen aus solchen untrainierbaren Situationen.
    André Schürrle: "Ich muss ehrlich sagen, nach dem 5:0 haben wir uns alle auf der Bank schon angeguckt und wussten nicht, was wir sagen sollten."
    Ergebnisse von Acht- und Viertelfinale korrekt vorhergesagt
    Die Sportwissenschaftler simulieren den Ausgang jeder Partie hunderttausend Mal. Genaue Tordifferenzen kann das Verfahren nicht vorhersagen. Aber es gibt an, wer mit welcher Wahrscheinlichkeit gewinnt und wer verliert. Und das gar nicht so schlecht.
    "Jetzt auf die WM bezogen, also wenn man einfach mal das Achtelfinale und das Viertelfinale nimmt, hat unser Modell alle Spiele korrekt vorhergesagt."

    Das sind seit der Vorrunde insgesamt zwölf Spiele. Beim Halbfinale Brasilien gegen Deutschland verpassten die Kölner den richtigen Tipp um Haaresbreite. Sie errechneten eine 0,1-prozentige Chance zugunsten Brasiliens. Beim Sieg der Argentinier lagen sie aber wieder korrekt.
    Tipp fürs Tippspiel
    Damit ist die Vorhersage genauer als eine, die nur auf der Weltrangliste oder den Wettquoten alleine basiert. Eigentlich ein guter Ansatz, Drittmittel beim Buchmacher einzufahren.
    "Nein, also auf unsere Prognosen tippe ich kein Geld, das ist ein wissenschaftliches Forschungsprogramm, dass wir hier entwickeln und damit wollen wir weitere Erkenntnisse in der Vorhersage von komplexen Mannschaftsleistungen bewirken."
    Für alle die beim Tippspiel einfach nur gewinnen wollen, hat Daniel Memmert aber trotzdem einen Rat: Denken sie nicht nach.
    Arjen Robben: "Lassen sie es mich so sagen: Ich werde überrascht sein, wenn Deutschland nicht gewinnt."
    Wer schnell tippt, greift unbewusst auf statistisches Vorwissen zurück. Eine Taktik, die zu soliden Ergebnissen führt. Und die sind es auf die es beim Fußball ankommt.