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WM 2018
"Fußball-Begeisterung ist in Russland nicht so groß"

Nach der EM in Frankreich findet das nächste große Fußballturnier in 2018 in Russland statt. Doch der WM-Gastgeber steckt in einer großen sportlichen Krise. Die 'Sbornaja' enttäuschte in Frankreich beim Vorrunden-Aus auf der ganzen Linie. Die Russland-Korrespondentin Gesine Dornblüth sieht in zwei Jahren deswegen die Gefahr einer "WM aus der Konserve".

Gesine Dornblüth im Gespräch mit Marina Schweizer | 10.07.2016
    Der russische Fußball-Nationalspieler Denis Gluschakow geht nach dem EM-Vorrunden-Aus enttäuscht vom Feld.
    Der russische Fußball-Nationalspieler Denis Gluschakow geht nach dem EM-Vorrunden-Aus enttäuscht vom Feld. (dpa / picture alliance / Marius Becker)
    Aktuell gebe es sogar eine Online-Petition die russische Fußball-Nationalmannschaft aufzulösen, berichtete Deutschlandradio-Russland-Korrespondentin Gesine Dornblüth. "Das hat mittlerweile mehr als 600.000 Unterschriften gefunden."
    Man wolle in Zukunft auch mehr junge und motivierte Spieler in die 'Sbornja' einbeziehen, sagte Dornblüth. "Es scheint jetzt ein ziemlich großes Aufräumen zu geben."
    "Es gibt kein Public Viewing"

    Generell sei die Fußball-Begeisterung in Russland nicht so wahnsinng groß. Gerade wenn man es mit Deutschland vergleiche, sagte die Russland-Korrespondentin.
    "Die Leute gucken zuhause. Public Viewing gibt es eigentlich gar nicht. Die Stadien sind bei Spielen der russischen Liga nicht gut besucht. Das schlechte Abschneiden in Frankreich hat die Stimmung nicht gerade gehoben."
    Gesine Dornblüth ist DLF-Korrespondentin in Moskau.
    Gesine Dornblüth ist DLF-Korrespondentin in Moskau. (Deutschlandradio / Marco Bertolaso)
    "Studentenbrigaden beim Stadienbau"
    Im April 2015 hatte der WM-Gastgeber umgerechnet rund 435 Millionen Euro aus dem WM-Budget, vier Prozent der Gesamtsumme, gestrichen. Was das im Hinblick auf die Fertigstellung der Stadien und die zahlreichen Infrastkturmaßnahmen bedeutet, erläuterte die Journalistin.
    "In Samara gab es vor ein paar Monaten einen Baustopp. Im Zuge der EM gab es auch ein paar Wasserstandmeldungen zu den WM-Stadien. Es heißt auch, dass Studentenbrigaden beim Bau eingesetzt werden. Es wird versprochen, dass alles rechtzeitig fertig wird", sagte Dornblüth.
    "Das Flair wird etwas speziell sein"
    Die Gefahr einer "WM aus der Konserve" bestehe für einige Spielorte, berichte die Russland-Kennerin. So zum Beispiel in Rostow am Don im Süden Russlands. "Da entsteht ein komplett neues Gelände auf der anderen Flußseite. Das Flair wird dort gelinde gesagt etwas speziell sein."
    Durch extra günstige WM-Ticketpreise für Russen, wird versucht die Fußballbegeisterung bei den Einheimischen anzufachen. Russen können Tickets für Gruppenspiele für 18 Euro aufwärts erwerben, für Ausländer geht es im Vergleich bei 95 Euro los.
    "Bei Hooligan-Problematik zeigt sich Betriebsamkeit"
    Dafür werde es für Ausländer während der WM Visaerleichterungen geben, damit auch viele Fans aus dem Ausland den Weg nach Russland finde, sagte die Journalistin.
    Was die Hooligan-Problematik angeht, zeige sich mittlerweile Betriebsamkeit. "Der Präsident hat die Gründung eines Einsatzstabs angeordnet, andem Geheimdienst und Innenbehörde beteiligt sein sollen. Sie sollen zusätzliche Sicherheitsmechanismen rund um die Stadien erarbeiten."
    Außerdem gebe es nun endlich die Auflage, dass Karten nur noch gegen gegen die Vorlage des Passes gekauft werden können. Das ermögliche schwarze Listen und Stadionverbote für Randalierer und gewaltbereite Hooligans. Praktisch gebe es aber keine Fanarbeit bei den russichen Klubs.
    Das vollständige Gespräch können Sie mindestens sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.