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WM 2022 in Katar
Nichts Neues in Sachen Menschenrechte

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat erneut Arbeiter auf den Baustellen für die Fußball-WM 2022 in Katar befragt. An den Arbeitsbedingungen hat sich nichts geändert. Der Weltfußballverband FIFA weist die Kritik, er agiere gleichgültig, zurück.

Von Tom Mustroph | 31.03.2016
    Die Baustelle des "Khalifa International Stadium" in Doha, Katar.
    Die Baustelle des "Khalifa International Stadium" in Doha, Katar. (picture alliance / dpa - Andreas Gebert)
    Der Skandal ist, dass es nichts Neues gibt. Amnesty befragte 234 Arbeiter von der Baustelle des Khalifa-Stadions und der angrenzenden Aspire Zone. Ergebnis: Alle mussten Rekrutierungsgebühren zahlen. Die meisten erhalten weniger Lohn als vereinbart. Viele Unterkünfte sind mies. Auf dem Papier formuliert der WM-Ausrichter zwar hohe Standards. Aber er kontrolliert zu wenig, ob sie eingehalten werden. Regina Spöttl, Katar-Expertin von Amnesty Germany: "Ja, genau da liegt das Problem. Die katarische Regierung hat schon vor zwei Jahren versprochen, die Zahl der Inspektoren zu erhöhen auf etwa 400. Das ist immer noch nicht passiert. Wir haben den Eindruck, dass die katarische Regierung ziemlich apathisch reagiert. Und die FIFA zeigt schockierende Gleichgültigkeit."
    Die FIFA weist diese Kritik zurück. Federico Addiechi, Direktor für Nachhaltigkeit: "Wir führen ein Monitoring durch und sprechen Probleme bei unseren regelmäßigen Kontakten mit dem Supreme Committee an. Natürlich bleiben noch Herausforderungen. Aber wir sind auf dem richtigen Weg und fühlen uns verpflichtet, weiter zum Schutz von Arbeiterrechten bei den WM-Stadienprojekten beizutragen."
    Wenn die FIFA allerdings ihr bisheriges Tempo beibehält, wird sich bis zum Eröffnungsspiel 2022 wenig ändern. Amnesty-Expertin Spöttl hat eine Idee, wie das alles schneller gehen kann. Den Fußballfans, die nicht mit schlechtem Gewissen in die Stadien reisen wollen, empfiehlt sie: "Die Fußballfans können sich an die FIFA wenden und einfordern, dass in Katar diese WM 2022 nicht auf dem Rücken von Millionen von ausgebeuteten Arbeitsmigranten ausgetragen wird." Druck auf die Verbandsspitze - das könnte auch bei anderen Themen sinnvoll sein.