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Wohnen 2.0

Technologie.- Fenster und Türen öffnen automatisch, das gewünschte Fernsehprogramm schaltet sich selbstständig ein. Solche technischen Rundum-Sorglos-Pakete für Hausbesitzer sind bereits heute möglich. Allerdings hat die sogenannte Gebäudeautomatisierung auch seine Tücken: die zahlreichen verschiedenen Schnittstellen.

Von Jan Rähm | 05.05.2012
    Etwas älter, die Kinder aus dem Haus, Immobilienbesitzer: Der typische Käufer von Systemen zur Hausvernetzung, das ist nicht der Elektronikbastler oder der Technik-Freak, sagt der Geschäftsführer des Berliner Elektriker-Unternehmens Mawo Elektro, Matthias Woyth:

    "Also aus unserer Erfahrung in Sachen Gebäudeautomatisierung ist der Nachrüster in Form von Einfamilienhausbesitzer, der in dem Bereich 50 plus sogar unterwegs ist. Das ist kurios an der ganzen Sache. Die kommen dann irgendwann auf Komfort. Haben das Geld inzwischen in der Hand. Die Häuser sind abbezahlt und können damit Nachrüstungssätze setzen also machen und können damit sozusagen ihre Häuser komfortabler gestalten, Sicherheit reinbringen."

    Sicherheit und Komfort sind die Hauptargumente, um ein Haus oder eine Wohnung mit Hausautomation zu versehen.

    "Also es ist nicht das, was vor 10, 15 Jahren gemacht wird, dass der Kühlschrank sagt, ich muss noch etwas nachbestellen, sondern es soll wirklich so sein, der Komfort. Man möchte also die Häuser im Prinzip so haben, man kommt rein, man hat die Szene die man haben möchte, das ist an. Die Tür ist aufgeschlossen oder die Fensterverriegelung ist überprüft und man weiß, es ist soweit alles schön."

    Aber bevor alles "schön" wird, muss sich der Kunde erst einmal für eines der zahlreichen Hausautomations-Konzepte entscheiden. Und das ist gar nicht so einfach: Ein gutes Dutzend Systeme samt verschiedener Protokolle und Schnittstellen gibt es auf dem Markt, sagt Siegfried Pongratz vom VDE Prüf- und Zertifizierungsinstitut in Frankfurt am Main:

    "Aus meiner Sicht gibt es derzeit zu viele unterschiedliche Lösungen, die auch sehr komplex sind teilweise, so dass der Verbraucher oder der Nutzer vielleicht noch zu unsicher ist, ob das für ihn geeignet ist. Diese technischen Möglichkeiten sind natürlich sehr, sehr komplex und das Hauptproblem liegt darin, dass sie teilweise auch nicht kompatibel sind beziehungsweise nicht interoperabel sind."

    Selbst wenn entschieden ist, welches System zum Einsatz kommen soll: Es bleibt die Frage, wie denn vernetzt wird – per Kabel, per Funk oder per Powerline.

    "Da kann man also die normalen Twisted Pair System nehmen, also vorher die Verlegung von Datennetz oder Netzwerkleitungen in dem Falle, worüber dann die Verkabelung, oder besser die Protokolle versendet werden. oder man nimmt eben normales 230-Volt-Netz, nimmt die Schalter raus und setzt dafür Busankoppler und Aktoren ein und kann somit die Sache wieder automatisieren, weil dann über das 230-Volt-Netz die Protokolle übertragen werden."

    Bei den Funklösungen konkurrieren viele unterschiedliche, zum Teil herstellereigene Verfahren. Abhilfe soll ein neuer Standard schaffen, der eigentlich von den schnurlosen Telefonen stammt:

    "Die Schnittstelle ist hier aber nicht Powerline oder WLAn sondern die Schnittstelle ist DECT, DECT-ULE, Ultra Low Energy, ein neuer Standard, der da kommt, eben für diesen Smarthome-Bereich",

    erklärt Jan Larink, Produktmanager beim Netzwerk-Ausrüster AVM. Bislang haben die Berliner vor allem Internet-Router und Voice-over-IP-Produkte für Endverbraucher hergestellt. Jetzt steigen sie auch in das Geschäft mit Smart-Home-Produkten ein. Zwei über eine Weboberfläche oder übers Handy schaltbare Funksteckdosen und eine Powerline-W-LAN-Lösung sollen für mehr Komfort sorgen. Neben den Schalt- und Netzwerk-Funktionen messen die drei Adapter auch den Stromverbrauch. Dabei geht es eher um die Kontrolle des Verbrauchs, als um große Einsparungen. Die könne man viel eher beim Heizen erreichen.

    "Beim Heizen kann man dementsprechend auch besonders viel einsparen, weil viele Kosten entstehen. Und dort sehen wir zum Beispiel das Thema eines funkgesteuerten Heizkörperreglers, der dann eben das Heizkörperventil auf und zu drehen kann. Und das ganze zentral gesteuert über unser Gateway. Und dort gibt es eben Überlegungen, so ein Produkt mit DECT-ULE-Funk auszustatten und dann in den Markt zu bringen."

    Egal ob Kabel, Funk oder Daten über die Stromleitung: Das Problem der Protokolle ist damit noch nicht gelöst. Ein Ansatz zeichnet sich allerdings ab. Das aus dem IT-Bereich bekannte Internet Protokoll IP.

    "Die gesamte Industrie setzt darauf, dass in Zukunft die sogenannte IPv6-Schnittstelle die Standard-Schnittstelle für alle Geräte und Systeme sein wird. Sprich: Damit schaffen sie das sogenannte Internet der Dinge, wo also die Geräte miteinander kommunizieren können, wo die Systeme miteinander kommunizieren können."