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Wohnungsbau in Deutschland
Zu viel Eifel, zu wenig Köln

Den niedrigen Bauzinsen und der hohen Nachfrage sei Dank - der Trend zum Neubauen in Deutschland dauert an. Doch wo entstehen die Immobilien? Zu viele am falschen Ort, stellt eine Studie fest.

19.08.2015
    Zahlreiche Baukrähne sind in Berlin zu sehen - vor allem bezahlbare neue Wohnungen werden gebraucht.
    Es wird zwar bereits in den Städten viel gebaut - aber Experten fordern noch mehr (dpa / Jörg Carstensen)
    In deutschen Metropolen entstehen zu wenige Wohnungen, während auf dem Land zum Teil zu viel gebaut wird. So zumindest sieht es das Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Laut einer Studie der arbeitgebernahen Forschungseinrichtung wurden im vergangenen Jahr rund 245.000 Wohnungen geschaffen. Nur 66.000 davon seien aber in den Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern entstanden. Geschätzt würden dort aber deutlich mehr benötigt, nämlich 102 000.
    Alleine Berlin wachse derzeit um rund 40.000 Menschen pro Jahr. Ursächlich hierfür sei zum einen die starke Zuwanderung nach Deutschland; ein Großteil der Zuwanderer gehe in Städte mit mehr als 100.000 Menschen, da sie sich dort oftmals leichter integrieren könnten und gute Jobchancen vorfänden. Zum anderen sei es die Zuwanderung aus dem Inland, die die Nachfrage in den Städten treibe.
    Sorge vor Konkurrenz
    Über das Thema Wohnraum wird in Deutschland seit Monaten diskutiert. Der Vizepräsident des Deutschen Städtetages, Ulrich Maly (SPD), sprach sich jüngst für den Bau von bundesweit jährlich 80.000 Wohnungen aus, um Konkurrenz zwischen Einheimischen und Flüchtlingen zu verhindern.
    Der Deutsche Mieterbund forderte den Bund auf, jährlich mindestens eine Milliarde Euro für Sozialwohnungen für Flüchtlinge und Geringverdiener bereitzustellen.
    Wachsender Bedarf bis 2020
    Zu viele Wohnungen gibt es dem IW zufolge in einigen ländlichen Regionen wie der Eifel, dem Schwarzwald oder Teilen Ostdeutschlands. Hauptgrund für das Ungleichgewicht seien die Versuche der Kommunen auf dem Land, mit günstigen Bauflächen mehr Unternehmen und Einwohner anzulocken.
    In seiner Studie verweist das Institut auch auf die Prognosen des Statistischen Bundesamts. Demnach werden in den kommenden fünf Jahren (bis 2020) rund 267.000 Wohneinheiten im Jahr entstehen - also noch einmal 22.000 mehr als zur Zeit.
    Die Macher der Studie verweisen auf den weiterhin steigenden Wohnflächenkonsum pro Kopf für die Zukunft bei einem gleichzeitig nachlassenden Wachstum der Wohnungsgrößen. Darin spiegele sich auch der Trend zu Single-Haushalten wider. Bis 2030 soll diese Zahl dann wieder um ein gutes Fünftel zurückgehen.
    (bor/jcs)