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Wohnungsmarkt
Deutsche Wohnen lehnt Vonovia-Angebot weiter ab

Die Deutsche Wohnen AG hat das Übernahmeangebot des größten Immobilienkonzern Vonovia als unangemessen zurückgewiesen. Weil der Zusammenschluss beider Unternehmen Werte vernichten würde, sei das Angebot nicht im Interesse ihrer Aktionäre und auch nicht der Arbeitnehmer.

Von Michael Braun | 14.12.2015
    Die Deutsche Wohnen AG wehrt sich gegen die Übernahme durch den Konkurrenten Vonovia.
    Die Deutsche Wohnen AG wehrt sich gegen die Übernahme durch den Konkurrenten Vonovia. (dpa/picture alliance/Frank Rumpenhorst/Roland Weihrauch/Montage Deutschlandradio)
    So macht man das im Übernahmekampf, auch im Anti-Übernahmekampf: Man engagiert Banken als Berater, die schreiben dicke Analysen, und die Essenz davon wird dem Aktionär präsentiert. Der soll dann so entscheiden, wie es das Management gerne hätte. Die Deutsche Wohnen, mit knapp 150.000 Einheiten zweitgrößte börsennotierte Immobiliengesellschaft in Deutschland, will sich nicht von der größten, der Vonovia, übernehmen lassen. Das Management der Deutsche Wohnen ist dagegen. Auch 14 Milliarden Euro, in bar und als Gegenwert der mit zu übernehmenden Schulden, seien zu wenig. Das ist das wichtigste Argument, das sich Vorstand und Aufsichtsrat der Deutsche Wohnen von fünf Investmentbanken haben bestätigen lassen. Konzernsprecherin Manuela Damianakis:
    "Der Preis ist nicht akzeptabel. Zweitens: Wir können da nicht Synergien heben, wie behauptet wird, sondern wir würden uns extrem verschlechtern. Drittens: Das Risikoprofil dieser gemeinsamen Gesellschaft würde sich aus Sicht unsrer Aktionäre – für die müssen wir ja jetzt sprechen - wirklich verschlechtern. Also da nur als großes Stichwort: Finanzierung."
    Mietverträge blieben bei Übernahme erhalten
    Vonovia habe sich zuletzt nur mit sehr kurz laufenden Krediten finanziert, um sich so sehr niedrige Zinsen zu sichern. Damit seien aber die Risiken gestiegen, schwärzt die Deutsche Wohnen den DAX-Konzern Vonovia an. Die Übernahme würde den neuen Konzern weiter mit Schulden belasten, die Bonität drücken, was die Finanzierungskosten weiter in die Höhe treibe. Auch im Verhalten gegenüber seinen Mietern habe Vonovia nicht gerade einen guten Ruf, moniert genüsslich Deutsche Wohnen:
    "Die alte Deutsche Annington und die Gagfah sind relativ berühmt für ihre nicht ganz idealen Formen der Instandsetzung. Also, da ist viel vernachlässigt worden."
    Kurzum: Das Angebot von Vonovia sei nicht im Interesse des Unternehmens Deutsche Wohnen. Die Aktionäre hätten nichts davon, die Mitarbeiter auch nicht. Von den Mietern der Deutsche Wohnen ist in dieser Aufzählung keine Rede. Könnten die nicht von den Synergieeffekten in einem größeren Konzern profitieren? Deutsche Wohnen-Sprecherin Manuela Damianakis glaubt das nicht:
    "Da sehen wir die Mieter jetzt mal an der allerersten Stelle, muss man ehrlich sagen, nicht so stark betroffen. Denn jeder Mietvertrag behält ja seine Gültigkeit bei Übernahmen in unserer Branche. Also, wenn der Eigentümer wechselt der Immobilie, bleiben die Verträge erhalten. Ganz klar."
    Grundsätzlich hat die Deutsche Wohnen nichts gegen Übernahmen
    Die Interessenvertretung der Mieter in Deutschland hält sowieso nichts von den ganzen Übernahmen. Ulrich Ropertz, Geschäftsführer des Deutschen Mieterbundes, fragt die Vonovia:
    "Wie will sie dieses Geld wieder erwirtschaften? Wie soll das alles refinanziert werden? Drohen Mieterhöhungen? Oder gibt es Einsparungen bei den Investitionen? Wird weniger instandgesetzt? Woher soll letztendlich das Geld kommen, um hier zu kaufen?"
    Trotz ihres Widerstandes gegen Vonovia: Grundsätzlich hat die Deutsche Wohnen nichts gegen Übernahmen. Sie müssen halt von ihr ausgehen. So hat sie kürzlich knapp 14.000 Wohnungen vom Rivalen Patrizia übernommen und im Sommer für die Düsseldorfer LEG geboten. Allerdings vergeblich.