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Wohnungsnot
Köln will Wohnraum über Parkplätzen schaffen

Wie in vielen deutschen Städten herrscht in Köln Wohnungsnot. 6.000 neue Wohnungen werden pro Jahr gebraucht, aber nur die Hälfte wird aktuell gebaut. Es fehlt an Platz. Der könnte über Parkplätzen gefunden werden. Dort sehen Ratsmitglieder Möglichkeiten für neuen und günstigen Wohnraum.

Von Lena Sterz | 21.03.2018
    Ein überdimensionales Schild "Parkplatz" hängt am 29.04.2015 an einer Parkfläche für Pkw in Gera (Thüringen)
    Da ist noch Lust nach oben: Die Fläche über Parkplätzen könnte für den Wohnungsbau genutzt werden (dpa / Jan Woitas)
    Häuser auf Stelzen - das ist im Grunde nichts Neues, auf dem Wasser und an Land stehen Häuser auf Stelzen überall auf der Welt. Nur über vielen Parkplätzen ist bisher noch Platz, auch in Köln. Die Wohnungsnot in der Stadt ist groß: Statt 6.000 neuen Wohnungen pro Jahr, die gebraucht würden, werden in Köln aktuell nur etwa 3.000 neue Wohnungen gebaut.
    Die Kölner SPD schrieb daher einen Antrag, dass für Flächen über Supermärkten und Parkplätzen geprüft werden soll, ob sie sich für die Bebauung eignen. Die Fraktionen von CDU, FDP und Grünen schlossen sich nach einigen kleinen Änderungen spontan der Idee an. Michael Frenzel, wohnungspolitischer Sprecher der Kölner SPD, sieht viel Potenzial in der Idee.
    "Wir haben bei einer kurzen kursorischen Suche schon dutzende von Grundstücken in der Stadt gefunden, sodass wir insgesamt mit rund 1.000 Wohnungen rechnen. Und das ist eine ganze Menge, wenn man bedenkt, dass die Verwaltung sagt, mit dem Baulücken-Programm kann sie nur 100 Wohnungen pro Jahr bauen."
    Modulbauweise soll viele Sozialwohnungen möglich machen
    Die Kölner Ratsmitglieder sehen etwa über den Parkplätzen von städtischen Schwimmbädern und an S-Bahn-Stationen Möglichkeiten für Wohnungen. Durch den Bau auf Stelzen sollen jeweils nur einzelne Parkplätze wegfallen. Das Besondere an den Stelzenhäusern soll außerdem sein, dass sie in Modulbauweise gebaut werden sollen - so soll der Bau besonders schnell und günstig sein, was wiederum viele Sozialwohnungen möglich machen soll.
    "Also wir gehen grundsätzlich davon aus, dass bei Bauvorhaben 30 Prozent geförderter Wohnungsbau entsteht. Das kann aber durchaus auch mal mehr sein. Also wir können uns durchaus vorstellen, wenn das in diesem Stadtteil - und da gibt’s ja Stadtteile, wo es sehr wenigen geförderten Wohnungsbau gibt - dass man dann an bestimmten Stellen auch mehr als 50 Prozent geförderten Wohnraum entstehen lässt."
    "Aus unserer Sicht kann es sehr schnell gehen"
    Die Verwaltung der Stadt Köln hat jetzt den Auftrag, zum einen Wege zu finden, um schnell auf die Eigentümer von Supermärkten zuzugehen, über denen gebaut werden könnte. Vorbild ist hier wohl Berlin, wo Aldi Nord angekündigt hat, mehrere tausend Wohnungen über seinen Märkten entstehen zu lassen. Zum anderen soll die Kölner Verwaltung prüfen, welche Parkplätze auf dem Stadtgebiet bebaut werden könnten. SPD-Mann Frenzel hofft, dass das nicht lange dauert.
    "Aus unserer Sicht kann es sehr schnell gehen, die Verwaltung könnte sehr schnell Grundstücke identifizieren und wenn sie sich dranhält, kann das im nächsten Jahr im Grunde schon fertig sein."
    Vorbild München
    In München hat die Bebauung eines Schwimmbad-Parkplatzes innerhalb eines Jahres geklappt. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft hat dort 100 günstige Wohnungen gebaut. Die Münchener SPD-Stadträtin Heide Rieke erklärt in einem Werbevideo das Prinzip.
    "Es ist erstmals so ein Holzhybridbau, Systembauweise, wenig belastend für die Nachbarschaft, es war eine Bauzeit von einem halben Jahr, Planungszeit dann noch ein halbes Jahr."
    Die Kölner Jamaika-Koalition zeigte sich allerdings skeptisch, ob das auch in Köln so schnell gehen wird. Im Antrag heißt es, dass die Verwaltung der Stadt bis Ende 2018 Ihre Prüfungen abgeschlossen haben soll.