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Workshop in Bonn
Politische Bildung mit Musik

Was hat der Sklavenhandel mit Rock'n'Roll zu tun? Wie politisch ist Weltmusik? Diese Fragen stellen sich die Teilnehmer eines Workshops der Bundeszentrale für politische Bildung und des Bonner DJs Darius Roncoszek. Spielerisch wollen sie vermitteln, was Musik über gesellschaftliche Prozesse erzählt.

Von Ina Plodroch | 27.11.2014
    Der Plattenspieler (Turntables) einer Musikanlage, aufgenommen am 14.04.2005
    Weil junge Leute schließlich feiern und Musik hören, wolle man sie mit dem Workshop dort abholen, wo sie sind: auf der Tanzfläche. (picture-alliance/ ZB / Andreas Lander)
    Afro-Beats, Dancehall, Reggaeton, Bhangra, Bollywood Tunes, Oriental Grooves, Balkan Beats, Worldtronix.
    "Globale Popmusik zeigt die Vielfalt der Genres. Sie ist nicht auf dieses eine Genre - Popmusik des Westens - fokussiert."
    Darius Roncoszek, DJ:
    "Das ist halt der Punkt, dass wir heutzutage eine Fokussierung auf dieses mainstreamige populärmusikalische Genre haben. Aber die anderen Genres, die ja da sind, und die die Vielfalt der globalen Musik zeigen, einfach wegfallen.
    Als DJ Darius Darek veranstaltet er seit acht Jahren eine "World Beat Party" in Bonn, die mal nicht nur westliche Poptradition in den Mittelpunkt stellt. Sondern einen globalen Raum für "kulturelle Vielfalt" schafft, meint Roncoszek.
    "Es ist eine Mischung, wo ein Bildungsaspekt reinkommt: Jetzt sind wir gerade in Afrika. Ich komme zwar aus Indien, aber ich kann auch dazu tanzen."
    Global Pop lässt die Leute nicht nur tanzen, sondern erzählt auch etwas über die kulturelle Globalisierung der Töne. Deshalb veranstaltet Roncoszek gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) den Workshop "Musik, Globalisierung und Politik im 21. Jahrhundert".
    "Ich werde die Weltreise, die ich normalerweise bei meinen Partys auflege, dann didaktisch präsentieren."
    Peer Education im Schulunterricht
    An zwei Tagen sollen 25 junge Leute von Roncoszek, einem amerikanischen Produzenten, einem Vertreter der Politik und der Unesco lernen, wie traditionelle Musik und Globalisierung zusammenhängen.
    "Ich fange in Afrika an: Werde die Produktionsarten der afrikanische Clubmusik heutzutage vorstellen, die sich absetzt von den Aufnahmen in europäischen Studios. Endend in England beziehungsweise Indien mit der Bhangra Musik, die durch Migranten nach England transportiert worden ist und sich dort vermischt hat mit Hip-Hop, und Dancehall."
    Was hat der Sklavenhandel mit Rock'n'Roll zu tun? Welche musikalischen Traditionen greift aktuelle Clubmusik auf? Wie politisch ist Weltmusik? Diese Fragen sollen die 25 Workshopteilnehmer in den nächsten Monaten an andere junge Leute weitergeben. Peer Education als Unterricht in Schulen. Oder: Auf einer Party, erklärt Svetlana Alenitskaya von der Bundeszentrale für politische Bildung.
    "Bei dieser World Beat Party sollten sie das alles vermitteln. Und das müssen sie machen in Form von kurzen Statements zwischen den Songs oder in Form von Power Point Slides."
    Weil junge Leute schließlich feiern und Musik hören, wolle man sie dort abholen, wo sie sind: auf der Tanzfläche.
    "Der Swing war der Anfang des heutigen Pops," sagt dann möglicherweise der DJ auf der World Beat Party, die das Wissen vermitteln soll. Oder aber:
    "Cumbia-Musik: eine Vermischung von indianischer, afrikanischer und europäischer Musik. Dass das noch mal plakativ auf die Wand projiziert wird."
    Politische Bildung mit Musik
    Kleine Info-Häppchen an der Club-Wand. Ist das dann Infotainment, wenn die jungen Erwachsenen während des Tanzens mit kleinen Miniatur-Infos gefüttert werden? In jedem Falle will die bpb damit mehr Leute erreichen als in einem Workshop, an dem etwa 20 Leute teilnehmen: dann lieber 300 tanzende.
    "Man kann fast spielerisch viele Sachen vermitteln und Leute zum Nachdenken anregen. Wir wollen auch zeigen, dass die politische Bildung nicht nur in Klassenräumen stattfinden kann und nicht nur mit klassischen Inputs, sondern auch in dieser Form kann man etwas erreichen bei jungen Menschen."
    Politische Bildung mit Musik. Und einer Party, die zeigen soll:
    "Wie Kulturen sich vermischen, wie Migration positiv dargestellt werden kann. Dass die globale Ebene auch dazu gehört. Kann aber auch einfach als eine Party angesehen werden, zu der man geht und wieder nach Hause geht."