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World Series im Baseball
Die Chicago Cubs wollen den Fluch überwinden

Zum ersten Mal seit 108 Jahren können die Chicago Cubs wieder die nordamerikanische Baseball-Meisterschaft gewinnen. Um den langen Misserfolg ranken sich Mythen - ein Fluch eines Ziegenhalters soll schuld sein. Eindeutiger ist, wer für die Rückkehr an die Spitze verantwortlich ist.

Von Heiko Oldörp | 24.10.2016
    Die Chicago Cubs feiern den Einzug in die "World Series", die Finalrunde der nordamerikanischen Major League Baseball, die sie erstmals seit 108 Jahren wieder gewinnen könnten.
    Die Chicago Cubs feiern den Einzug in die "World Series", die Finalrunde der nordamerikanischen Major League Baseball, die sie erstmals seit 108 Jahren wieder gewinnen könnten. (imago / ZUMA Press)
    Ein Blick in die Geschichte der Chicago Cubs ist ein wenig wie eine Reise in eine eher traurige und triste Vergangenheit. 1908 gewann der Club zum zweiten und bislang letzten Mal die World Series. Seitdem warten die Baseballer auf einen Titel - und somit so lange wie kein anderer Profiverein in Nordamerika.
    Zuletzt standen die "Cubbies” 1945 in der Endspielserie. Damals gehörten Alaska und Hawaii noch nicht zu den USA, die Major League Baseball bestand nur aus weißen Spielern und Chicago verlor gegen Detroit mit 3:4.
    "The Detroit American Leaguers are the new world champs in one of the hardest fought series on record."
    Der Fluch von Billys Ziege
    Seit jenen Tagen im Oktober 1945 haben sie bei den Cubs sehnsüchtig auf den Endspieleinzug gewartet. Um den Misserfolg ranken sich längst Mythen. So soll seit nunmehr 71 Jahren gar ein Fluch auf dem Club liegen – der von Billys Ziege. Kneipen-Besitzer Billy Sianis kam zum vierten Spiel der World Series 1945 gegen Detroit mit seiner Ziege ins Wrigley Field. Da das Tier unangenehm roch, beschwerten sich die Besucher - Sianis musste das Stadion verlassen und soll geflucht haben, dass die Cubs nie wieder gewinnen werden.
    Die Geschichte ist schon oft erzählt worden und immer wieder Thema gewesen in Late Night Shows – wie der von Stephen Colbert.
    "Last nights victory might mean that the Cubs have finally escaped the curse of the Billy goat. Now for those of you who don't know: the curse of the Billy goat began in 1945, when a tavern owner brought his goat to Wrigley Field for the World Series because everyone knows – goats love Baseball."
    Generationen von Fans haben auf den Finaleinzug gewartet
    Ob Fluch oder nicht – die Cubs stehen wieder im Finale. Generationen von Fans haben darauf gewartet. So auch die 90-jährige Dorothy Farrell, die seit 1984 kein Heimspiel verpasst hat.
    "Ich wünschte, meine drei Brüder wären noch am Leben. Einer von ihnen war Kriegsgefangener in Nazi-Deutschland. Sie waren ebenso wie mein Vater große Cubs-Fans, aber sie sind alle tot. Nur ich bin noch am Leben."
    Manager Theo Epstein baute den Verein um
    Dass die Chicago Cubs vom ersten Titel seit 1908 träumen dürfen, liegt vor allem an einem Mann: Manager Theo Epstein. Er kam vor fünf Jahren, setzte verstärkt auf den Nachwuchs, baute die Scouting-Abteilung um und holte zudem erfahrene Profis. Epstein machte das gleiche, was er einst auch schon bei den Boston Red Sox getan hatte.
    Dort war er 2004 Manager, als der Club erstmals nach 86 Jahren wieder Meister wurde. Trainer der Red Sox war damals Terry Francona – er ist heute Coach von Finalgegner Cleveland Indians. Ein Club, der ebenfalls seit Jahrzehnten auf den Erfolg wartet. Zuletzt gewannen die Indians 1948 den Titel – länger mussten nur die Chicago Cubs warten.