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Schnell und direkt: Das Internet bietet völlig neue Wege der Information, jeder kann zum "Reporter" werden. Doch wer überpüft, wo das gesellschaftliche Engagement aufhört und wo Stimmungsmache beginnt?

Von Brigitte Baetz | 13.05.2010
    Bagdad, 12. Juli 2007. Amerikanische Soldaten erschießen von Bord ihres Kampfhubschraubers aus unbewaffnete Zivilisten, darunter zwei Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters, deren Kamera sie fälschlicher Weise für eine Waffe halten. Drei Jahre später, am 5. April 2010, stellt das Internetportal Wikileaks das von der Zielkamera der Bordkanone aufgenommene Video für alle frei zugänglich ins Netz. Zuvor hatte Reuters monatelang vergeblich versucht, die US-Streitkräfte zur Aufklärung der Vorgänge zu bewegen.

    Kaum war das Video ins Netz gestellt, aber noch nicht von Fernsehen, Radio oder Zeitungen aufgegriffen, da kursierten im Internet Gerüchte, die traditionellen Medien wollten die Fakten aus Bagdad unter den Teppich kehren. Von Zensur war die Rede, von einer viel zu langsamen, also verdächtigen Reaktion. Kai Gniffke als Chefredakteur ARD-aktuell unter anderem verantwortlich für die Tagesschau, verteidigt den vorsichtigen Umgang mit dem von Wikileaks veröffentlichten Material.

    "Ich würde bei Wikileaks auch nicht generell sagen, das ist alles ganz wunderbar. Da können auch Nutzer versuchen, ein Fake unterzubringen. Insofern ist man da auch nicht ganz sicher. Klar gibt es einige Mitarbeiter bei Wikileaks, die auch da die Authentizität prüfen, so dass es da eine Vorinstanz gibt. Das ändert für uns aber überhaupt nichts daran, dass wir noch mal ganz, ganz sorgsam mit unseren Korrespondentinnen und Korrespondenten drangehen und noch mal den Inhalt genau prüfen. Erst dann verwenden wir es."

    Das Beispiel Wikileaks umreißt die ganze Problematik von Internet-Veröffentlichungen. Welchem Absender von Nachrichten im World Wide Web kann man trauen? Wer will manipulieren? Wer ist eine zuverlässige Quelle?

    Aber eben auch: wer filtert aus den Unmengen an Informationen und Nicht-Informationen, die sich im Netz befinden, die wichtigen und richtigen heraus? In der herkömmlichen Medienwelt war es der Journalist, der Orientierung geben sollte, nach den tradierten Standards der Objektivität, der Trennung von Meinung und Kommentar, unter Nutzung von mindestens zwei Quellen, um den Wahrheitsgehalt einer Nachricht zu prüfen. Im Internet sind Journalisten aber nur Wenige unter Vielen.
    Das sei gerade das Gute, sagen Internet-Enthusiasten. Das Netz werde demokratischer, denn nun könne jeder das öffentlich machen, was ihm wichtig erscheine, und das wiederum nütze allen. Und wirklich: Wikileaks, einer Gründung von chinesischen Dissidenten und Journalisten, Mathematikern und Technikern aus aller Welt war es geglückt, durch die Veröffentlichung ein Stück irakischer Kriegswirklichkeit abzubilden, das sonst nicht bekannt geworden wäre. Und: das Video verbreitete sich in Windeseile um den gesamten Globus. Deutschland-Sprecher Daniel Schmitt zeigte sich erfreut darüber, wie viele Fernsehsender dann letztendlich doch auf das Material zurückgriffen.

    "Das ist ja ganz wichtig. Wie will ich ne Meinung dazu haben zu einem Krieg, wenn ich nicht weiß, wie das Grauen im Krieg aussieht?"

    Daniel Schmitt heißt in Wirklichkeit nicht Daniel Schmitt. Die meisten Mitarbeiter von Wikileaks arbeiten anonym, so wie die Dokumente, die auf der Plattform veröffentlicht werden, anonym veröffentlicht werden. Echt, geheim und gesellschaftlich relevant sollen sie sein, wer sie daraufhin überprüft, ist allerdings nicht bekannt. Die Federation of American Scientists, die Verband amerikanischer Wissenschaftler, lehnte es deshalb ab, dem Beirat von Wikileaks beizutreten: es fehle eine verantwortliche redaktionelle Kontrolle.

    Denn rechtfertigt Relevanz zum Beispiel die Verletzung von Persönlichkeitsrechten? Etwa, wenn die Plattform Listen von Rechtsradikalen und auch deren E-Mail-Verkehr ins Netz stellt? Wer übernimmt die Verantwortung, wenn im Zuge einer Wikileaks-Veröffentlichung Menschen zu Schaden kommen? Wer überprüft, wo das gesellschaftliche Engagement aufhört und wo Stimmungsmache beginnt? Wie lassen sich die meist anonymen Kontrolleure kontrollieren?

    Wikileaks ist kein Blog im klassischen Sinne. Ein Weblog, kurz Blog genannt, ist ein Internet-Tagebuch, ein regelmäßig ergänztes, erweitertes Journal, das durchaus subjektiv gehalten ist, also die Persönlichkeit des Autors in den Mittelpunkt stellt. Inzwischen hat es sich allerdings eingebürgert, das Publizieren im Netz allgemein als Bloggen zu bezeichnen.

    Dort, wo nicht mehr allein persönliche Befindlichkeiten für einen kleinen Bekanntenkreis publiziert werden, verschwimmt die Grenze zwischen Bloggern und Journalisten. Es stellt sich die Frage, ob sich nicht auch Blogger an journalistischen Standards messen lassen müssen. Eine Frage, die auch rechtliche Konsequenzen haben kann: wer wie ein Journalist arbeitet, kann auch einfordern, was einem Journalisten zusteht - beispielsweise den Schutz seines Informanten. Ohnehin kann auch im Netz nicht alles ungestraft veröffentlicht werden. Verletzungen seiner Persönlichkeitsrechte muss hier niemand hinnehmen.

    Während die Internet-Revolution jeden zum potentiellen Publizisten gemacht hat, steckt der Beruf des Journalisten in einer tiefen Krise. Anzeigenrückgang und Auflagenschwund, beides durch das Internet mit verursacht, führen dazu, dass immer weniger Journalisten Arbeit finden und diese Arbeit unter immer schwierigeren Bedingungen leisten müssen. Mehr noch: Wie Professor Wolfgang Donsbach von der TU Dresden in einer Untersuchung festgestellt hat, ist der Vertrauensverlust der Bürger gegenüber Journalisten noch größer als gegenüber Politikern. Die Zusammenlegung von Redaktionen, schleichende Boulevardisierung, immer weniger Recherche – die klassischen Medien, vor allem die Zeitungen, verlieren an inhaltlicher Substanz. Stefan Niggemeier, Medienjournalist, thematisiert in seinem eigenen Blog selbst immer wieder Fehlleistungen und Rechercheversäumnisse seiner Kollegen, aber:

    "Ich find erstmal das gar nicht schlecht, wenn das Publikum skeptisch wird und wenn das Publikum merkt, im Grunde sollte man auch nicht jedem glauben, auch nicht jedem, der sich Journalist nennt. Das Problem ist, wenn die so weit geht, dass man sagt, ich glaube ohnehin alles nicht, was in den Medien steht und das quasi ein Pauschalurteil wird und man all das ablehnt, was einem von professionellen Journalisten vorgesetzt wird."

    Stefan Niggemeier ist einer der einflussreichsten deutschen Blogger. Das von ihm mit gegründete Bild-Blog weist Tag für Tag auf falsche Berichterstattung hin – nicht nur der in Deutschlands größtem Boulevard-Blatt. Das Blog, das er unter seinem eigenen Namen führt, erfüllt eine ähnliche Funktion – es klärt auf über die großen und die kleinen Verfehlungen in der deutschen Medienlandschaft. Es übernimmt damit eine dezidiert demokratische Funktion, die bislang eine Aufgabe der traditionellen Medien war, nämlich die der Kontrolle und der Aufklärung über gesellschaftliche Entwicklungen. Niggemeier ist gelernter Journalist, wie so viele der Blogger, die neu recherchierte Texte ins Netz stellen und sich nicht mit Verlinkungen auf die Inhalte Dritter oder mit dem Erstellen privater Internettagebücher begnügen.

    Auch bei Jens Weinreich ist die Trennung zwischen Blogger und Journalist eigentlich längst aufgehoben. Sein Blog füllt der vielfach mit Preisen ausgezeichnete Sportreporter mit investigativen Geschichten aus dem Bereich Sportpolitik: Doping, Korruption, Geschäftemacherei. Weinreich schätzt am Bloggen vor allem die Freiheit von den alten Begrenzungen klassischer Medien, mag auch die permanente Diskussion mit den Lesern.

    "Es ist endlich vorbei mit dieser Einbahnstraßenkommunikation. Es ist die Verlinkung von klugen Gedanken, klugen Geschichten, von Dokumenten, die man woanders findet, das Weitergeben von eigenen, vielleicht auch reduzierten Dokumenten, exklusiven Dokumenten. Das offene Diskutieren darüber."

    Doch diese neue Form des Online-Journalismus, bei dem der Journalist Autor und Redakteur in einer Person ist, korrigiert in erster Linie von seinen Lesern, hat einen Pferdefuß: mit ihr lässt sich bislang noch kein Geld verdienen. Das dürfte der Grund dafür sein, dass das Internet so wenig eigene Inhalte hervorbringt und es immer noch in erster Linie die klassischen Medien mit ihren Online-Auftritten sind, die Nachrichten im Netz produzieren.

    Jenseits der Online-Auftritte von Parteien und Verbänden gibt es zudem kaum Blogs, die sich zu ernstzunehmenden Foren für Politik entwickelt hätten, sagt Wolfgang Lieb, zuletzt Staatssekretär im Wissenschaftsministerium von Nordrhein-Westfalen und heute Polit-Blogger:

    "Es gibt viele Blogs, die politische Meinungsäußerungen wiedergeben. Es ist ja ohnehin eigentlich das Charakteristikum der Blogs, dass sie sehr persönlich gefärbt sind und Meinungen der einzelnen Blogger wiedergeben. Aber es gibt eben nur wenige Blogs, die ein größeres Publikum anziehen. Es gibt kleine Bloggergemeinden und das ist so ein Problem der Blogger, dass Leute nur die Blogs besuchen, die ihre eigene Meinung bestätigen. Es gibt aber nur ganz wenige politische Blogs, die breiteres Publikum erreichen."

    Wolfgang Liebs Blog Nachdenkseiten.de, das er mit dem Ökonomen Albrecht Müller betreibt, ist eine Mischung aus Kritik an den etablierten Medien und Kritik am, wie er findet, einseitigen wirtschaftspolitischen Diskurs, der in Deutschland gepflegt wird. Mit bis zu 40.000 Abrufen am Tag ist es eines der führenden Blogs, das eine eher linke Klientel anspricht.

    "Unser Anstoß war eigentlich ausgegangen von der Agenda 2010. Wir haben festgestellt, dass es in der Medienlandschaft eine geradezu blinde Unterstützung dieser so genannten Reformprojekte gegeben hat. Und wir haben uns immer wieder gefragt, wo bleiben eigentlich die Stimmen, die das wenigstens kritisch analysieren oder mal Fragen stellen."

    Stefan Niggemeier, Blogger und Medienjournalist, erklärt sich die geringe Anzahl an dezidierten Polit-Blogs so:

    "Das eine ist, dass wir in Deutschland diese Kultur gar nicht so sehr haben, diese Lust auf so einen politischen Streit Das Andere ist: die Blogs, die es gibt politisch, die in Deutschland durchaus ne gewisse Größe erreicht haben, das sind genau die, wo man auch in Deutschland feststellen kann, dass da die Massenmedien ne Lücke hinterlassen haben. Die eine ist so um die linke und enttäuschte SPD-Wähler, wo es einige Blogs gibt, die genau auch diesen Gestus haben zu sagen: diese Position kommt in den Medien zu kurz. Da gibt es durchaus interessante Blogs. Und das andere ist die Richtung: (…) islamkritische Blogs, die, wie ich sagen würde, eine erhebliche Hetze und Desinformation betreiben, wo man aber auch nüchtern sagen kann: Die sind auch entstanden und haben so eine Größe erreicht, weil sie das Gefühl hatten, dieses Thema wird von den großen Medien nicht so behandelt, wie es behandelt werden müsste."

    Ein islamfeindliches Blog wie Politically Incorrect erreicht nach eigenen Angaben 45.000 Abrufe täglich. In diesem vermutlich reichweitenstärksten rechtsextremen Portal wird ausgesprochen, was eine selbst ernannte schweigende Mehrheit denkt - ohne große redaktionelle Kontrolle.

    Die Unzufriedenheit einiger Journalisten mit der Medien- und vor allem der Zeitungslandschaft führte vor der NRW-Landtagswahl zu einer Blogneugründung, die die Politik zum ersten Mal wirklich beschäftigte und mit der sie sich im Wahlkampf auseinandersetzen musste, weil die Macher dezidiert Stellung bezogen. "Wir in NRW" startete am 8. Dezember letzten Jahres, als der Wahlkampf im Land noch kaum die Wähler erreicht hatte. Programmatisch schrieben die Macher auf ihre Startseite: "Die Zeit ist reif für einen kritischen Journalismus im Netz. In Nordrhein-Westfalen."

    "Ich glaube, dass wir etwas unabhängiger und kritischer rangehen.
    Aufgefallen ist uns eine, wie wir meinen, Tendenz bei nicht wenigen Zeitungen, nicht bei allen, aber nicht wenigen Zeitungen gerade in Nordrhein-Westfalen, eine Art Hofberichterstattung zugunsten des Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers. Gegen den ich persönlich nichts habe, aber ich finde es nicht gut, wenn ein Politiker, gleich welcher Partei er angehört oder in welchem Amt er auch ist, nur noch Lob und Unterstützung erfährt. Das kann nicht richtig sein."

    Alfons Pieper, ehemals stellvertretender Chefredakteur der WAZ und heute im Ruhestand, ist der Frontmann des Blogs, der einzige der Autoren, der unter seinem wirklichen Namen schreibt. Die anderen wollen sich schützen, weil sie, so Pieper, noch als Journalisten bei Zeitungen in Lohn und Brot stehen – und, so könnte man ergänzen, anscheinend dort nicht das schreiben können, was sie im Blog veröffentlichen.

    "In der Tat waren wir der Meinung, dass man journalistisch etwas machen müsste, um die Meinungsbildung hier im Lande vielleicht ein wenig erweitern zu können. Ob sie besser wird, das überlass ich anderen, aber zumindest erweitern zu helfen. Und da war halt die Überlegung, was können wir machen. (…) Und da gibt es nicht viele Möglichkeiten, wenn man keine finanziellen Mittel hat, um das irgendwie aufzuziehen. Und nun kam jemand auf die Idee und sagte: wie wäre es denn, wenn wir irgendeine Art von Blog machen und uns dann eben zu bestimmten Themen äußern."

    Nach nur vier Monaten konnte "Wir in NRW" schon eine Million Abrufe vermelden. Obwohl das Blog durchaus alle fünf wichtigen Parteien kritisch begleitet, profitierte es im Wahlkampf vor allem von seiner Berichterstattung über die CDU. Dass beispielsweise die Landtagspräsidentin jahrelang keine Mitgliedsbeiträge an ihre Partei entrichtet hatte, las man zuerst in dem Blog, das seine Zentrale in einem kleinen Dachzimmer in einem Bonner Reihenhaus hat. Interne Unterlagen aus der Union, die "Wir in NRW" und auch dem Blog Ruhrbarone direkt aus der CDU zugespielt wurden, erregten in den letzten Wochen vor der Wahl immer wieder Aufsehen und brachten auch Ministerpräsident Rüttgers in Bedrängnis. Etwa als öffentlich wurde, dass seine Partei Firmen Gespräche mit dem Ministerpräsidenten gegen Geld angeboten hatte.

    Das führte aber nicht nur zu Kritik an den Politikern. Auch die anonymen Macher des Wir in NRW-Blogs standen unter Beobachtung. War es ein Zufall, dass das Blog so kurz vor der Wahl gegründet wurde? Wie lässt sich überprüfen, dass sich hier nicht eine Bühne für bestimmte politische Interessen etabliert wurde, dass nicht gar eine Partei hinter den Autoren steht? Bislang allerdings konnte "Wir in NRW" nicht vorgeworfen werden, falsch zu berichten. Die Macher haben versprochen, auch nach der neuen Regierungsbildung die Landespolitik kritisch zu verfolgen – egal, welche Partei in Düsseldorf an der Macht sein wird.

    Vorsicht gegenüber Blogs ist jedenfalls immer angebracht. Politiker, Lobbyisten, Unternehmen und auch Nichtregierungsorganisationen haben längst den Einfluss des Internets auf die Medienwelt und die Meinungsbildung von heute erkannt. Hier ist Aufklärung möglich, z.B. über ein so genanntes Watchblog, also die Beobachtung von Lobbyisten beispielsweise, wie sie Lobbycontrol betreibt, aber auch Desinformation, also das bewusste Lancieren von Falschmeldungen. Und das betrifft nicht nur die normalen Internetnutzer, sondern auch Journalisten. Da immer mehr Journalisten sich auf Informationen aus dem Netz verlassen und nicht jede Quelle dort regelmäßig bis ins Detail prüfen, lassen sich Kampagnen auch über Blogs organisieren, bzw. verstärken.

    Thema Klimawandel. Hier versuchen Klimaskeptiker seit Monaten, der Forschung in diesem Bereich unzulängliche Methoden nachzuweisen. Der kanadische Blogger Stephen McIntyre war einer der ersten, der auf eine Datei mit gestohlenen E-Mails verlinkte, mit denen unbekannte Hacker die wissenschaftliche Arbeit der Climatic Research Unit von der Universität von East Anglia in Verruf zu bringen versuchten. Mit einem massiven Presseecho in der ganzen Welt. Inzwischen haben zwar zwei britische Kommissionen die Forscher rehabilitiert, aber in einer breiten Öffentlichkeit ist die Botschaft angekommen: Klimaforscher arbeiten unsauber.

    Selten erreichen eventuelle Dementis die Öffentlichkeit. Die Frankfurter Rundschau zog im letzten Monat einen Bericht zurück, in dem einmal mehr behauptet worden war, der Weltklimarat IPCC arbeite "ohne wissenschaftlich tragbare Basis". Der Bericht hatte aufgenommen, was vom Blogger Richard D. North in Großbritannien verbreitet und in der Folge auch von der Sunday Times aufgegriffen worden war. Der Wissenschaftsjournalist Volker Mrasek macht für dieses kritiklose Abschreiben sowohl den gewachsenen Zeitdruck im modernen Journalismus verantwortlich als auch fehlende Recherche. Wer etwas Negatives über die Forschung schreiben möchte, aber selbst wenig Ahnung von der Materie habe, bediene sich bei Klimaskeptikern, die das Internet längst als Publikationsform für sich entdeckt haben.

    "Also, schaut man ein bisschen im Internet, stößt auf die Skeptiker, die in Blogs organisiert sind, ruft den einen oder anderen mal an und da kommt so eine unheilige Allianz zustande."

    Eine Allianz, die zeigt, dass Blogs längst Teil des Mediensystems sind, nicht unbedingt schlechter, aber auf jeden Fall auch nicht besser als das, was klassischer Journalismus zu leisten vermag. Im Gegenteil - je mehr Menschen sich über das Internet informierten, desto wichtiger würden die Tugenden des herkömmlichen Journalismus: ausreichende Recherche, Überprüfung der Quellen, Unabhängigkeit. Ob im oder außerhalb des Netzes - meint jedenfalls ein Blogger wie Wolfgang Lieb.

    "Viele Blogs sind einfach, was den Informationsgehalt anbetrifft, nicht zuverlässig genug. Das muss nicht heißen, dass sie falsch sind oder die Informationen, die da kommen, falsch sind, aber sie sind nicht verlässlich."