Donnerstag, 28. März 2024

Archiv

Yuan-Abwertung in China
Währungskrieg oder bloße Dramatisierung?

Heftige Kurseinbrüche und Chaos auf den Finanzmärkten: Nachdem die chinesische Zentralbank vergangene Woche die Abwertung ihrer Währung verkündete, fürchten die USA und Deutschland nun sinkende Exportnachfragen - während die Chinesen auf ein stärkeres Wirtschaftswachstum hoffen. Bisher steht nur eines fest - die Folgen der Abwertung sind ungewiss.

Von Brigitte Scholtes und Bettina Klein | 21.08.2015
    In einem Schaufenster in Hongkong sind Yuan- und Dollar-Scheine zu sehen, ein Mann geht vorbei.
    Auf einen Schlag war der Yuan gegenüber dem US-Dollar zwei Prozent billiger - und auf den ersten Schritt folgten schon in der gleichen Wochen zwei weitere. (picture alliance / dpa / Ym Yik)
    Investoren werden in China gern mit großem Pomp begrüßt - so wie vor zehn Jahren, als der weltgrößte Chemiekonzern BASF seinen Verbundstandort in Nanjing eröffnete – zusammen mit dem chinesischen Wettbewerber Sinopec.
    Ohne großen Pomp hingegen verkündete die chinesische Zentralbank am Dienstag vergangener Woche die Abwertung ihrer Währung – des Yuan, wie sie international genannt wird. Die Chinesen selbst sprechen üblicherweise vom "Renminbi", was übersetzt Volkswährung bedeutet.
    Die Abwertung wirbelte die Weltfinanzmärkte durcheinander, es kam zu heftigen Kurseinbrüchen. Die Börsianer hatten damit nicht gerechnet: Auf einen Schlag war der Yuan gegenüber dem US-Dollar zwei Prozent billiger. Und das sollte noch nicht alles sein: Dem ersten Schritt folgten zwei weitere am Mittwoch und Donnerstag vergangener Woche.
    Bisher war die chinesische Währung an den US-Dollar gekoppelt, um dessen Kurs darf der Yuan schwanken - und zwar eigentlich um zwei Prozent. Gerät der Kurs an diese Ober- oder Untergrenze, intervenierte bislang die Zentralbank, erklärt Horst Löchel, China-Experte der Frankfurt School of Finance & Management. Allerdings habe man das nach Gutdünken gehandhabt:
    "Früher war es so, dass die Zentralbank irgendeinen Kurs, der ihr gepasst hat, aufgerufen hat – ich übertreibe das jetzt etwas. Mittlerweile ist es so, dass gilt eben seit letzter Woche, ruft sie den Schlusskurs des letzten Tages auf. Das heißt, wenn der Kurs beispielsweise um zwei Prozent über den Markt abgesackt ist, ruft sie diesen niedrigeren Kurs ab, und das bedeutet eben, sie richtet sich in der Feststellung dieses Kurses mehr nach dem Markt und nicht mehr nach Gutdünken."
    Kurswechsel der chinesischen Regierung
    Bisher hatte sich die von der Pekinger Regierung abhängige chinesische Zentralbank gegen den Abwertungsdruck der Märkte gewehrt. Das habe sich nun geändert, meint auch Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank:
    "Ich denke, das ist ein Kurswechsel. Die chinesische Regierung ist nicht mehr gewillt, die eigene Währung parallel zum starken Dollar aufwerten zu lassen. Und in den kommenden Monaten wird die Abwertungstendenz der chinesischen Währung sich fortsetzen, weil ja auch die chinesische Wirtschaft nicht mehr gut läuft, weil viele Anleger in China Geld verloren haben mit Aktien, mit Immobilien und jetzt auch lieber das Geld außerhalb Chinas anlegen."
    Das Platzen der Blasen am Aktien- und am Immobilienmarkt hatte erste Zweifel an der nachhaltigen Stärke der wirtschaftlichen Entwicklung geschürt. In diesem Jahr wächst die inzwischen zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt so langsam wie seit 1990 nicht mehr. Von den gut zweistelligen Zuwachsraten der letzten Jahre muss man sich wohl verabschieden, stattdessen ist in den nächsten Jahren "nur" noch ein Plus von gut sechs Prozent realistisch. Das ist im Vergleich zu den Vorjahren ein enormer Dämpfer.
    Währungsabwertung: "Für beteiligten Personen nicht überraschend"
    Eine Belebung der chinesischen Wirtschaft durch den billigeren Yuan wäre also eine willkommene Folge der Währungsabwertung. Horst Löchel von der Frankfurt School sieht aber einen weiteren Grund für die marktwirtschaftliche Lockerung, die in der Abwertung zum Ausdruck kommt: Der Internationale Währungsfonds dränge China schon seit Längerem, die Marktkräfte stärker zu berücksichtigen:
    "Es gibt ja die ganze Zeit Verhandlungen, dass eben die chinesische Währung mit in die Sonderziehungsrechte des Währungsfonds, das ist gewissermaßen die Krönung einer internationalen Währung, aufgenommen wird. Und China ist schwer hinterher, eben da aufgenommen zu werden, aus wirtschaftlichen, aus Prestigegründen. Und deswegen stimmt man sich eben mit dem Internationalen Währungsfonds und damit natürlich auch indirekt mit den USA ab. Also, dieser Schritt kam sicherlich hinter den Kulissen für die beteiligten Personen nicht überraschend."
    Mit der Aufnahme in den Währungskorb der Sonderziehungsrechte würde der Yuan etwa als Reservewährung von den großen Zentralbanken der Welt gehalten werden. Sollte der IWF sich dafür entscheiden, könnte die chinesische Währung aber erst zum Herbst des kommenden Jahres aufgenommen werden, hieß es in dieser Woche.
    Zunächst aber hilft die Abwertung der Währung eben der chinesischen Wirtschaft: Sie kann ihre Waren günstiger ins Ausland verkaufen. Umgekehrt aber leiden die Länder, mit denen China in engem Handelskontakt steht, das gilt natürlich auch für Deutschland.
    Die deutsche Industrie reagiert zwar besorgt, aber doch besonnen auf die jüngsten Entwicklungen im Reich der Mitte. So sagt Ralph Wiechers, Chefvolkswirt des VDMA, des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau:
    "Generell ist diese Maßnahme nicht gänzlich überraschend für uns. Die chinesische Wirtschaft schwächelt, das heißt nicht, dass sie rückläufig ist, sondern dass das Wachstum einfach nicht mehr so hoch ist wie es nach der Krise 2009 war. Da wurde natürlich ordentlich Gas gegeben, es gab Konjunkturprogramme, von denen wir auch profitiert haben, auch als Maschinenbauer, als Ausrüster letztlich der chinesischen Industrie. Das heißt, wir stellen schon geraume Zeit ein niedrigeres Wachstum fest, das geht einher mit niedrigeren Exporten."
    "Traum wird gedämpft - ist aber bei Weitem nicht ausgeträumt"

    So seien in den ersten fünf Monaten dieses Jahres die Ausfuhren nach China um drei Prozent zurückgegangen. Die Nachfrage in China sei relativ verhalten. Dennoch bleibt das Land nach den USA wichtigster Exportmarkt für die Branche.
    Fotografen, Journalisten und eine Messehostess stehen um einen weißen AMG-Mercedes.
    Die deutsche Autoindustrie hatte in den vergangenen Jahren stark vom Boom in China profitiert. (picture alliance / dpa / Adrian Bradshaw)
    Neben dem Maschinenbau ist auch die Autoindustrie seit Jahren in China aktiv, die Aktien der großen deutschen Autohersteller gaben in der vergangenen Woche mit am stärksten nach – denn sie hatten in den vergangenen Jahren stark vom Boom in China profitiert. Chinesen in den großen Städten lieben deutsche Luxuslimousinen. Man müsse die Entwicklung aber längerfristig betrachten, warnt Eric Heymann, Branchenexperte von Deutsche Bank Research:
    "Wenn man sich die Zeit 2000 bis 2014 anschaut, dann ist der gesamte PKW-Absatz in China um 27,5 Prozent pro Jahr im Durchschnitt gestiegen, also eine enorme Wachstumsrate, und tatsächlich lag die Zuwachsrate im Luxussegment noch darüber hinaus. Wir sehen allerdings, dass das Wachstum nach unten kommt, wenn man sich die letzten drei Monate anschaut, dann haben wir sogar beim PKW-Absatz ein leichtes Minus, allerdings auf sehr hohem Niveau. Der Traum wird momentan ein wenig gedämpft, aber er ist bei Weitem nicht ausgeträumt."
    Fachleute werten diese Entwicklung als einen Schritt in Richtung Normalität, so auch China-Experte Löchel von der Frankfurt School of Finance and Management:
    "China ist in einem schwierigen Prozess, man will das Wachstumsmodell bekanntermaßen umstellen, das geht langsamer als gedacht, es wird schwieriger als gedacht. China ist in einem Umbruch, in einer schwierigen Situation."
    Deutsche Industrie reagiert besorgt - aber besonnen
    Zwar spüren die deutschen Vorzeigebranchen die rückläufige Nachfrage im Export nach China. Sie haben aber schon vor Jahren – wie eben auch der Chemieriese BASF – im Land selbst Produktionskapazitäten aufgebaut. BASF etwa möchte bis zum Jahr 2020 75 Prozent der Produkte, die es in Asien verkauft, auch dort herstellen. Dadurch macht sich der Chemieriese unabhängiger von Währungsschwankungen.
    Diesen Vorteil nutzten auch andere deutsche Unternehmen, wenn sie etwa ihre Maschinen oder Autos auch vor Ort verkaufen, erklärt Eric Heymann von der Deutschen Bank:
    "Kosten fallen also in der chinesischen Währung an, auch Einnahmen, das ist etwas, was den Wechselkurseffekt für die deutschen Autohersteller abfedert. Gravierender ist also tatsächlich die aktuelle Nachfrageschwäche und der damit verbundene Preisdruck, dass insgesamt also die Preisnachlässe, der Wettbewerbsdruck im chinesischen Automarkt größer wird. Und es wird weiter zu einem Zubau der Kapazitäten vor Ort kommen, zumindest in der kurzen Frist. Und das dürfte dazu führen, dass der Preisdruck hier größer wird und damit auch die Rendite pro verkauftem Fahrzeug unter Druck gerät."
    Die Autohersteller müssten sich vielleicht auch auf ein verändertes Nachfrageverhalten einstellen, denn im chinesischen Hinterland seien eher robuste Fahrzeuge gefragt, die etwas weniger Rendite abwerfen als Luxuslimousinen, meint Heymann:
    "Aber das, was das Hinterland noch an Potenzial auch für die automobile Oberklasse bietet, das ist enorm, und da gibt es vermutlich auch keinen anderen Markt, der in der kurzen Frist ähnliche Stückzahlen an zusätzlichem Verkaufspotenzial bietet."
    "Neue Normalität" in China zwingt westliche Industrieländer zur Neuorientierung
    Auch die Maschinenbau-Branche sieht gute Wachstumsmöglichkeiten, muss sich aber ebenfalls auf die veränderte Wettbewerbssituation einstellen, sagt VDMA-Chefvolkswirt Wiechers:
    "Generell müssen wir natürlich damit rechnen, dass gerade bei Produkten im niedrigen oder mittleren Qualitätsbereich der Wettbewerb der Chinesen dadurch zunimmt. Da spüren wir das natürlich. Auf der anderen Seite sind wir eher im oberen Qualitätsniveau unterwegs. Und gerade die Chinesen fragen sehr stark eben diese Produkte nach, um ihre eigenen Produktionsprozesse zu verbessern, da sind wir weiter im Boot.
    Die "neue Normalität" in China, die absehbar schwächeren Wachstumsraten der nächsten Jahre, haben vor allem den westlichen Industrieländern deutlich gemacht, dass auch sie sich neu orientieren müssen.
    Das gilt auch für die USA: Deren Wirtschaft erstarkt, die amerikanische Notenbank Fed steht deshalb kurz davor, zum ersten Mal seit fast zehn Jahren den Leitzins wieder zu erhöhen. Die Finanzmärkte weltweit rechnen damit vielleicht schon im September. Könnte die Abwertung des Yuan diese Entscheidung vielleicht noch einmal verzögern? Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, hält das nicht für ausgeschlossen:
    "Weil natürlich die Abwertung der chinesischen Währung auch die wirtschaftlichen Probleme, die dadurch sichtbar werden in China, natürlich auch ein gewisser Belastungsfaktor für die USA sind. Aber ich glaube nicht so stark, dass sie am Ende die Zinserhöhung im September absagen werden deshalb."
    Führen die Chinesen einen Währungskrieg?

    Könnte es sogar Kalkül der Chinesen gewesen sein, die Abwertung des Yuan in eine Zeit zu legen, in der eine Zinserhöhung in den USA immer näher rückt? Denn sollte die kommen, dann würden Anleger ihr Geld wahrscheinlich aus China abziehen und eher in den USA investieren. Es wäre also der Versuch, durch die Abwertung der Währung die eigene Wettbewerbsfähigkeit auf Kosten anderer Volkswirtschaften zu verbessern – die Rede ist auch von einem Währungskrieg. Horst Löchel von der Frankfurt School of Finance and Management hält das aber für unwahrscheinlich:
    Ein chinesischer Bankmitarbeiter zählt Renminbi-Yuan-Geldscheine
    Wollen die Chinesen durch die Abwertung des Yuan ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit steigern? (picture alliance / dpa / Xu Jingbai)
    "Die haben immer noch so viel Munition, wenn sie was ankurbeln wollen, da brauchen sie keinen Währungskrieg mit den Amerikanern anzuzetteln, schon gar nicht, weil sie eben auch den 'good will' der Amerikaner brauchen, um in die Sonderziehungsrechte reinzukommen. Im Übrigen ist damit der Zinsschritt in den USA eher wieder unwahrscheinlicher geworden, weil das würde ja die Zinsdifferenz mit China noch weiter erhöhen. Und das ist natürlich nicht gut für die USA."
    Was gut ist für die USA und was nicht, was der billigere Yuan für den durchschnittlichen Amerikaner bedeutet, das analysierten die Fernsehsender in den USA schon kurze Zeit nach der chinesischen Währungsentscheidung. Die Wirtschaftskorrespondentin des Nachrichtensenders CNN erklärte ihrem Publikum kurz und bündig, welche Folgen die Währungsabwertung für die US-Bürger haben kann: von besseren Hypothekenzinsen über preiswerteres Benzin bis hin zu einem schwierigeren Aktienmarkt.
    Auswirkungen der Währungsabwertung nicht dramatisieren
    Wird die Federal Reserve die Zinswende verschieben? Auch darüber wird in den amerikanischen Medien diskutiert. Nicholas Lardy allerdings rechnet nicht damit. Er ist Senior Fellow am Washingtoner "Peterson Institute for International Economics". Die Zeiten der Währungskriege sind seiner Meinung nach vorbei. Die US-Wirtschaft wächst, auch wenn einige finden, es könnte noch besser laufen. Die FED, meint er, werde wohl wie erwartet zur normalen Leitzinspolitik zurückkehren:
    "Eine Abwertung des Yuan von zwei, drei oder vier Prozent im August wird sich bis zum Treffen der FED im September überhaupt nicht auf die US-Wirtschaft auswirken. Und selbst wenn sie die Entscheidung auf Dezember verschieben, bezweifele ich stark, dass das bis dahin einen wahrnehmbaren Effekt haben wird."
    Der Ökonom warnt davor, die Auswirkungen der chinesischen Währungsabwertung zu dramatisieren. Die größte Sorge in den USA ist, dass die Exporte nach China einbrechen könnten. Nicholas Lardy glaubt nicht daran:
    "Die Währung wurde um nicht einmal vier Prozent im Vergleich zum Dollar abgewertet. Das hat noch keinen Einfluss auf die US-Exporte oder die Unternehmen."
    Das eigentliche Ziel der chinesischen Regierung sieht auch Lardy darin, die Währung den Vorgaben des IWF anzupassen, damit der Yuan eines Tages als Reservewährung anerkannt wird. Das sei die entscheidende Motivation der Chinesen; es gehe ihnen nicht vorrangig darum, den eigenen Export anzukurbeln und den amerikanischen Markt noch stärker mit Produkten "Made in China" zu überfluten:
    "Wenn die Chinesen ihre Währung benutzen wollten, um die Exporte zu steigern, weil sich das Wachstum verlangsamt, dann hätten sie das vor ein oder zwei Jahren tun sollen. Denn seitdem stagniert die Wirtschaft bereits. Und sie hätten den Yuan viel stärker abwerten müssen. Es hätte eines viel größeren Schrittes bedurft. Unter zehn Prozent hat das keinen Effekt auf die Exporte."
    Währungsabwertung erzürnt US-Präsidentschaftskandidaten Trump
    "Made in China": Diese drei Worte flößen vielen Amerikanern Unbehagen ein. Einerseits kaufen sie gern die billig produzierten Konsumgüter, auf der anderen Seite wächst ihre Sorge um Amerikas Stärke und den Erhalt amerikanischer Arbeitsplätze. Das wird erst recht jetzt zum Thema, im Präsidentschaftsvorwahlkampf.
    "Oh, that’s the best question. China…China!"
    Donald Trump, derzeit in den Umfragen führender republikanischer Präsidentschaftsbewerber, Geschäftsmann und Milliardär. Noch am Tag der Yuan-Abwertung gab er in Michigan eine Pressekonferenz und er jubelte geradezu, als ihm eine Frage zu China gestellt wurde:
    "Wir müssen unsere Arbeitsplätze zurückholen aus China und all den anderen Staaten, die sie uns weggenommen haben."
    Mit dieser Aussage kann man in den USA nach wie vor punkten. Die ökonomische Stärke Chinas und die hohe Staatsverschuldung der Amerikaner ausgerechnet dort – diese Motive geistern immer wieder durch die politischen und ökonomischen Debatten in den Vereinigten Staaten. Beim Thema Währungsabwertung gab sich der republikanische Präsidentschaftsbewerber wütend:
    "Man muss etwas unternehmen, um China im Zaum zu halten. Sie werten ihre Währung ab und machen es unmöglich für die USA, mit ihnen zu konkurrieren. Und niemand tut etwas. China hat keinen Respekt vor Präsident Obama. Und sie glauben, wir werden von einer Truppe Idioten geführt. Was da vor sich geht, ist unglaublich, eine Schande."
    "Ich denke, offen gestanden, Mr. Trump weiß nicht, wovon er spricht", sagt dazu Ökonom Nicholas Lardy vom "Peterson Institute" in Washington:
    "Die Chinesen tun genau das, worum die US-Regierung und der Internationale Währungsfonds sie gebeten haben: den Wert ihrer Währung stärker an den Markt zu koppeln. In diese Richtung gehen sie jetzt. Das Finanzministerium und der Internationale Währungsfonds sehen das positiv. Das macht die chinesische Währung international akzeptierter und einsatzfähiger. Und es könnte ein wichtiger Schritt sein, damit der IWF den Yuan als Währung für das Sonderziehungsrecht akzeptiert."
    Künstliche Abwertung des Yuan führte bereits zu Konflikten zwischen USA und China
    Doch auch Demokraten sind skeptisch. Sander Levin, Abgeordneter aus Michigan, veröffentlichte am Tag der Abwertung eine Stellungnahme:
    "Wenn man Chinas Währungsabwertungen in der Vergangenheit betrachtet, mit denen immer wieder unfaire Exportvorteile erlangt werden sollten, dann löst die heutige Entscheidung der chinesischen Regierung ernste Bedenken aus. Wir müssen uns weiter genau anschauen, wie die chinesische Führung in den nächsten Tagen und Wochen agiert."
    Der Washingtoner Ökonom Lardy hält nichts von diesen Unkenrufen:
    "Es gibt eine Gruppe von Leuten, vor allem im Kongress, die kritisieren China immer. Egal was China tut. Sie wollten einen mehr marktbezogenen Währungskurs. Jetzt bekommen sie ihn, und dann passt ihnen das Ergebnis nicht."

    Ende September wird Chinas Staatspräsident Xi Jinping die USA besuchen, auch die Währungs-Entscheidung dürfte dann Thema der Beratungen sein. Die künstliche Abwertung des Yuan hatte schon häufiger zu Konflikten zwischen den beiden Staaten geführt.
    US-Präsident Obama und Chinas Staatspräsident Xi schütteln sich die Hände.
    Die Yuan-Abwertung fällt in eine Zeit ohnehin schon angespannter Beziehungen zwischen Washington und Peking. (picture alliance / dpa / How Hwee Young)
    Alexander Privitera leitet das Wirtschaftsprogramm der Washingtoner Denkfabrik "American Institute for Contemporary German Studies":
    "Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass das Thema noch einmal hochkocht, insbesondere, falls sich diese Turbulenzen fortsetzen sollten in den nächsten Monaten und falls die Abwertung der chinesischen Währung doch so stark sein sollte, dass sie eine kleine Schockwelle auslösen könnte."
    Trotz des amerikanischen Wirtschaftsaufschwungs: Von der Stimmung her hätten sich die Vereinigten Staaten noch nicht von der Finanzkrise der Jahre 2008/2009 erholt, meint Alexander Privitera. Und das schlägt sich seiner Auffassung nach nun eben auch im Wahlkampf nieder:
    "Die Unsicherheit bleibt, und diese Unsicherheit findet dann auf der politischen Bühne natürlich einen Weg, in dem diese Ängste eine Ausdrucksform finden. Und im Moment sieht man ja zum Beispiel im republikanischen Feld was das für Auswüchse mit sich bringt."