Debatte um "Deutsches Fotoinstitut"

"Ziel des Instituts ist wichtiger als der Standort"

06:30 Minuten
Filmrollen mit Negativen liegen in einer Schale.
Auch die sachgrechte Lagerung von analogem Fotomaterial bedeutender deutscher Fotografen soll das künftiges Fotoinstitut garantieren. © picture alliance / dpa / Carmen Jaspersen
Stefan Koldehoff im Gespräch mit Marietta Schwarz · 21.01.2020
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Ein Ort für das künstlerische Erbe wichtiger deutscher Fotografen - das plant Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Der Bundestag hat aber schon Geld ein anderes Konzept bewilligt - für Düsseldorf. Journalist Stefan Koldehoff plädiert für beide Ideen.
In einem neuen deutschen Fotoinstitut soll das künstlerische fotografische Kulturerbe der Bundesrepublik gesichert werden, so der Plan von Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Doch auch in Düsseldorf wurde ein eigenes Konzept entwickelt - und über NRW-Ministerpräsident Armin Laschet offenbar an Grütters vorbei in den Bundestag eingebracht. So waren eine Finanzierung vom Bund von 41,5 Millionen Euro und der Standort Düsseldorf bereits beschlossen, bevor Grütters und ihre Expertengruppe zum Zuge kamen. Offenbar mischt bei diesem Vorstoß der berühmte Fotograf Andreas Gursky mit.
Eine Frau schaut sich die Kunstwerke "Ohne Titel V" (1997) und "Dubai World III" (2008) des Künstlers Andreas Gursky im Kunstmuseum Wolfsburg in der Ausstellung "Now is the time" an.
Lebt in Düsseldorf und ist für ein Institut in seiner Stadt: der Fotograf Andreas Gursky - hier zwei seiner Werke in einer Ausstellung.© picture alliance/dpa/Christophe Gateau
Als im Bundestag gegen Jahresende noch übrige Mittel verteilt worden seien, hätten die dort Agierenden offenbar nicht gewusst, dass es zwei konkurrierende Konzepte gibt, sagt Kulturjournalist Stefan Koldehoff. Dabei sei der Plan von Grütters öffentlich eigentlich bereits im Juli in der Berliner Akademie der Künste vorgestellt worden. Auch Interessenverbände und Vertreter von Museen mit großen Fotosammlungen aus Deutschland seien anwesend gewesen.

Konzepte mit unterschiedlichen Zielen

Wichtiger als die Standortfrage sei allerdings das Ziel einer künftigen Einrichtung, betont Koldehoff. Und da gebe es unterschiedliche Ansichten, etwa vom Düssseldorfer Fotografen Andreas Gurski, dessen Vorschlag sich allerdings eher auf Farbfotografie und auf noch lebende Fotografen beziehe. Gurski wolle eine Einrichtung, die dafür sorgt, dass Dokumente der Farbfotografie gesichert werden können und die Standards für Nachdrucke und Zertifizerungen festlegt. Diese Aufgabe würden bisher Ateliers oder Galerien übernehmen, die daran auch verdienten.
Grütters Konzept habe einen anderen Schwerpunkt. Es berücksichtige vor allem die analoge Fotografie von Künstlern, die noch mit Film und Abzügen arbeiteten. Bei dieser Arbeitsweise fielen große Mengen an Material an, für die man auch spezielle Räume für die richtige Lagerung brauche. Grütters wolle dezentral schon bestehenden Instituten diese Aufgabe in ihrem nationalen Konzept zuteilen und diese auch finanziell und personell unterstützen.
Insofern sei Gurskis Konzept marktorientierter und gegenwartsbezogener, erklärt Koldehoff. Der Plan von Grütters Expertengruppe sei dagegen eher auf die Fotografie in Deutschland der letzten 90 Jahre ausgerichtet.

Essen als besserer Standort

Koldehoff glaubt, dass beide Konzepte für ein bestes Ergebnis zusammengefasst werden könnten. Fraglich sei der Standort Düsseldorf, zumal es in Essen das Folkwang Museum gebe mit einer der bedeutendsten europäischen Fotosammlungen und der Folkwang Universität, die Studiengänge zur Fotografie anbiete. Auch mit dem Ruhrmuseum und dem Krupparchiv sollte man nach Kooperationen und daraus entstehenden Synergien suchen.
(mle)
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