Donnerstag, 25. April 2024

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ZDF-Berichterstattung über "Royal Wedding"
"Eine Mischung aus Sexismus und Rassismus"

Von "afroamerikanischem Esprit" und "Exotik" wurde in der ZDF-Sendung zur Hochzeit von Meghan Markle und Prinz Harry gesprochen. Damit seien "ganz alte rassifizierende Bilder" von schwarzen und weißen Menschen bedient worden, sagte die Journalistin Hadija Haruna im Dlf. Ein Ausnahmefall sei das allerdings nicht.

Hadija Haruna im Gespräch mit Stefan Fries | 22.05.2018
    Prinz Harry und Meghan Markle fahren nach ihrer Hochzeit in einer Kutsche in Windsor
    Bei Anblick des frisch getrauten Hochzeitspaares Prinz Harry und Meghan Markle sieht manch ein Kommentator beim ZDF etwas "Exotisches" (imago / i Images)
    "Afroamerikanische Wurzeln", "afroamerikanischer Esprit", ja gar "Exotik" wurde der gerade ins britische Königshaus eingeheirateten US-Amerikanerin Meghan Markle in der ZDF-Sondersendung zur "Royal Wedding" mit Prinz Harry gleich mehrmals attestiert. "Aus Marketinggesichtspunkten" sei das "genial", so die ZDF-"Adelsexpertin" Julia Melchior. In vielen Medien und Sozialen Netzwerken regte sich daraufhin Kritik, ob der Wortwahl und dem übersteigerten Interesse an Markles Herkunft.
    Markle ist die Tochter einer Afroamerikanerin und eine weißen Amerikaners. "Natürlich ist es eine Besonderheit, dass eine schwarze Frau in ein Europäisches Königshaus einzieht. Natürlich kann man das thematisieren. Die Frage ist das Wie", meint Hadija Haruna im Interview mit @mediasres. Die Politologin, Journalistin und Moderatorin ist in der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland und dem Journalistennetzwerk Neue Deutsche Medienmacher aktiv.
    "Alte rassifizierende Bilder von Schwarzen und Weißen"
    In der ZDF-Liveberichterstattung sei Markles Herkunft aber ein Dauerthema gewesen - und ständig bewertet worden, so Haruna. Sie stimme das traurig. Auch Exotismus sei eine Form von Rassismus. "Das sind natürlich ganz alte rassifizierende Bilder von schwarzen und weißen Menschen."
    "Da wurde ein buntes Gemisch zusammen getan. Was hätte man erzählt, wenn Meghan weiß gewesen wäre?"
    Gegenüber dem "Spiegel" und "DWDL" hat sich auch das ZDF inzwischen zu der Kritik an der Berichterstattung geäußert: "Neben den Kommentaren auf Twitter erreichten den ZDF-Zuschauerservice Anrufe und Mails von Zuschauerinnen und Zuschauern mit Fragen sowie Lob und Kritik zu unterschiedlichen Aspekten der Übertragung. Die Kritik unserer Zuschauer nehmen wir ernst", heißt es dort.
    Kein Ausnahmefall
    Die ZDF-Berichterstattung sei beispielhaft für etwas, was sie häufiger beobachte: "Eine Mischung aus Sexismus und Rassismus".
    Die Wortwahl in der ZDF-Sendung sei nämlich kein Ausnahmefall. Hautfarbe sei immer wieder ein Dauerthema: Schwarzsein werde als "irgendwie skandalös und außergewöhnlich" dargestellt. Darüber würden sich auch bestimmte Vorstellungen von schwarzen Menschen transportieren. Zum Beispiel würden schwarze Menschen häufig klischeehaft dargestellt, oft als Kriminelle oder Geflüchtete.