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Zehn Jahre Weltraumlabor Columbus
Europas Spielkiste für die Wissenschaft auf der ISS

Seit zehn Jahren fliegt das Raumlabor Columbus auf der Internationalen Raumstation mit. Es markierte 2008 gemeinsam mit dem japanischen Labor Kibo den Übergang der ISS von einem russisch-amerikanischen zu einem wahrhaft internationalen Projekt.

Von Guido Meyer | 06.02.2018
    Vorerst keine Backstube: Europas Raumlabor Columbus
    Eine Tonne voller Versuchsschränke für die Forschung im All: Europas Raumlabor Columbus (NASA/ESA)
    Es ist der Spätherbst des Jahres 2007. Bulgarien und Rumänien treten der EU bei, Edmund Stoiber tritt als bayerischer Ministerpräsident zurück, und Deutschlands neue Bundeskanzlerin Angela Merkel trifft Präsident George W. Bush in den USA.
    Dort, in den Vereinigten Staaten, genauer gesagt in Cape Canaveral, Florida, wartet seit wenigen Monaten Europas Raumlabor Columbus auf das Ticket in die Umlaufbahn. Bis zum Start wird das tonnenförmige Modul in der Space Station Processing Facility am Kennedy Space Center zwischengelagert. Die US-Astronautin Sandra Magnus beschrieb das Labor damals so:
    "Das hier ist das Columbus-Labor. Es ist der Beitrag der europäischen Weltraumagentur ESA zur Internationalen Raumstation. Zusammen mit dem japanischen Modul Kibo und dem europäischen Columbus verfügt die Raumstation dann über drei Labore, in denen die Besatzung wissenschaftlich arbeiten kann."
    Erst mit Kibo und Columbus wurde die Raumstation wirklich international. Denn bis dahin war sie eher ein amerikanisch-russisches Gemeinschaftsprojekt. Das sollte sich wenige Wochen später, am 7. Februar 2008, endgültig ändern: Das US Space Shuttle Atlantis startet mit Columbus in der Ladebucht Richtung ISS.
    "3 ... 2 ... 1 ... 0 and lift-off of Atlantis, as Columbus sets sails on a voyage of science to the space station!"
    Columbus setze die Segel für eine wissenschaftliche Reise Richtung Raumstation, so der Sprecher der US-Weltraumbehörde NASA.
    Columbus sollte eigentlich viel größer sein
    Dabei hatten die Europäer eigentlich an viel mehr gedacht: Bei seiner Planung, Mitte der 80er-Jahre, sah das Projekt Columbus ein doppelt so großen Labor an der ISS vor. Außerdem sollte ein eigenständiges europäisches Forschungslabor die Erde allein umkreisen, der sogenannte Man Tended Free Flyer. Über Arktis und Antarktis schließlich sollte eine sogenannte polare Plattform ihre Bahnen um die Erde ziehen. Von all diesen hochfliegenden Plänen der Europäer ließ der Rotstift am Ende nur das Minilabor Columbus übrig. Es ist das kleinste der ISS, nur halb so groß wie das amerikanische und das japanische Labor.
    Leopold Eyhard: Columbus is touching the station for the first time.
    Houston: Yuhoo, good job guys!
    Vier Tage nach dem Start der Atlantis ist es so weit: Columbus habe zum ersten Mal die Raumstation "berührt", meldet der französische Astronaut Leopold Eyhart, der für die ESA das Andockmanöver überwacht. Erstmals geht ein Kommando von der ISS Richtung Boden nicht nur zur NASA nach Houston, sondern zum europäischen Columbus-Kontrollzentrum, nach Oberpfaffenhofen bei München.
    Leopold Eyhart: Houston and Munich – the European Columbus laboratory module is now part of the ISS!
    "Spielkiste" für wissenschaftliche Experimente
    Und so wird das Columbus-Modul 2008 der neueste Anbau der ISS. Das Licht wird eingeschaltet, Kabel werden verlegt, Schränke umgestellt – und schon sieht Columbus aus wie ein unaufgeräumtes Kinderzimmer, rügt Bob Dempsey, der Flugdirektor der ISS: Die Crewmitglieder benähmen sich wie Kinder, die neue Spielzeuge bekommen hätten"
    "The crew is like a bunch of kids with a new toy box that they've been setting up there."
    Seit zehn Jahren nutzen Astronauten diese Spielkiste in der Umlaufbahn nun für alle Arten wissenschaftlicher Experimente. Und bis mindestens 2024 soll das auch so weitergehen.