Krimibestenliste April

    Ein Serienmörder mit Alzheimer

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    Die neuen Krimis von Young-Ha Kim, Jan Costin Wagner und Lisa Sandlin bilden die Top3 unserer aktuellen Krimibestenliste. © Cass Verlag, Galiani Berlin, Suhrkamp
    04.04.2020
    Ein Killer jagt einen anderen Killer. Ein Pädophiler ermittelt einen Mord. Eine frühere Gefängnisinsassin tötet aus Notwehr einen Serienmörder: Die besten Krimis des Monats stellen moralische Verlässlichkeiten in Frage - Hochspannung garantiert.
    Deutschlandfunk Kultur und die Frankfurter Allgemeine Zeitung präsentieren die besten Krimis des Monats.
    Buchcover zu Young-Ha Kim: "Aufzeichnungen eines Serienmörders"
    Über das Leben lässt sich am schärfsten nachdenken, wenn es entschwindet: So könnte eine Weisheit aus Young-Ha Kims Roman „Aufzeichnungen eines Serienmörders“ lauten.© Cass / Deutschlandradio
    Südkorea. Vor 25 Jahren hat Byongsun Kim zuletzt gemordet. Jetzt zerfrisst Alzheimer den Verstand des Serienmörders. Gefahr! Ein Killer bedroht seine Tochter. Diesen Rivalen muss er noch töten, auch wenn ihm die Kontrolle entgleitet. Lakonisch, lebensweise, ein Meisterwerk des schwarzen Humors.

    1 (-) Young-Ha Kim: "Aufzeichnungen eines Serienmörders"
    Aus dem Koreanischen von Inwon Park.
    cass, 152 Seiten, 20 Euro


    Zu sehen ist das Cover des Buches "Sommer bei Nacht" von Jan Costin Wagner.
    Ein Kind verschwindet. Die Polizei stößt auf Verbindungen zu einem weiteren vermissten Jungen.© Galiani / Deutschlandradio
    Wiesbaden, Innsbruck. Der kleine Jannis ist weg, der kleine Dawit auch. Entführt von Marko, hinter dem noch einer steckt. Das wissen die Ermittler lange nicht, die haben eigene Probleme. Einsam ist der eine, pädophil der andere. Mit dabei: ein Teddybär, ein Campingplatz, viel Angst, viel Schuld.

    2 (1) Jan Costin Wagner: "Sommer bei Nacht"
    Galiani, 314 Seiten, 20 Euro


    Lisa Sandlins Krimi "Family Business"
    Aus dem Gefängnis hinein in den Bruderzwist: Lisa Sandlins Krimi "Family Business"© Suhrkamp / Deutschlandradio
    Beaumont, Texas 1973. Delpha, nach 14 Jahren Gefängnis frei auf Bewährung, "entwickelt sich weiter". Ein dorniger Weg, doch die Sekretärin von "Phelan Investigations" ist tapfer, menschenfreundlich und schlau. In Notwehr tötet sie einen Serienmörder, dann klärt sie einen tödlichen Bruderzwist auf.

    3 (-) Lisa Sandlin: "Family Business"
    Aus dem Englischen von Andrea Stumpf.
    Suhrkamp, 358 Seiten, 10 Euro


    Buchcover zu Attica Lockes "Heaven, My Home"
    Konflikte dramaturgisch spannend verwirrt: Attica Locke ist eine Meisterin ihres Fachs.© Polar Verlag
    "Hopetown", Ost-Texas. Ein neunjähriger Bengel ist verschwunden, Blacks und Native Americans verteidigen ihre Heimat am Lake Caddo, Trump ist gewählt. Darren, schwarz, Texas Ranger, konstruiert Beweise gegen die "Arische Bruderschaft", will seinen Leuten helfen, seinen Job behalten, das Richtige tun.

    4 (2) Attica Locke: "Heaven, My Home"
    Aus dem Englischen von Susanna Mende.
    Polar, 322 Seiten, 22 Euro


    Jérôme Leroys Krimi "Der Schutzengel"
    Maskuline Thrillerkost: Jérôme Leroys "Der Schutzengel"© Edition Nautilus
    Frankreich. Seit 20 Jahren beschützt der Auftragsmörder Berthet Kardiatou Diop, eine schwarze Schönheit, aus dem Slum aufgestiegen zur Staatssekretärin. Diese Loyalität stört die Umsturzpläne seiner geheimen Auftraggeber, er soll sterben. Rasanter Politthriller, stylish, komplex, maskulin romantisch.

    5 (-) Jérôme Leroy: "Der Schutzengel"
    Aus dem Französischen von Cornelia Wend.
    Edition Nautilus, 352 Seiten, 20 Euro


    Das Cover des neuen Buches von Davide Longo auf orangenem Grund.
    Rückblick in die "bleierne Zeit" Italiens: "Die jungen Bestien" von Davide Longo.© Deutschlandradio/ Rowohlt
    Turin 1974, 2008. Zehn Skelette werden an der Bahnstrecke Mailand-Turin gefunden, Opfer der "bleiernen Jahre" des Terrors. Commissario Arcadipane, Hackerin Isa und sein Mentor Bramard bohren in alten Wunden. Eine Generation später sind sie kaum vernarbt. Misstrauen, Trauer, Härte, schmale Auswege.

    6 (3) Davide Longo: "Die jungen Bestien"
    Aus dem Italienischen von Barbara Kleiner.
    Rowohlt, 412 Seiten, 22 Euro


    Zu sehen ist das Cover des Buchs "Der erste Mensch" von Xavier-Marie Bonnot vor einem grafischen Hintergrund.
    Der Tote in „Der erste Mensch“ war Teil eines Teams, das urgeschichtliche Zeichnungen in einer Höhe untersuchte.© Unionsverlag
    Marseille. Waren Urmenschen die wahren Menschen? Davon sind der schizophrene Mörder Thomas Autran und seine Schwester, eine Anthropologin, bis zum Wahn überzeugt. Prähistorie und Psychologie, Magie und Mord – Bonnots Rezept funktioniert auch im vierten Krimi um "Baron" Michel de Palma prima.

    7 (7) Xavier-Marie Bonnot: "Der erste Mensch"
    Aus dem Französischen von Gerhard Meier.
    Unionsverlag, 348 Seiten, 19 Euro


    Oyinkan Braithwaites Krimi "Meine Schwester, die Serienmörderin"
    Kriminologisch interessanter Männerverschleiß: Oyinkan Braithwaites "Meine Schwester, die Serienmörderin".© Aufbau Verlag
    Lagos. Krankenschwester Korede will nicht mehr hinter Ayoola, ihrer Sexbombe von Schwester, herräumen, deren Lover meist eines unnatürlichen Todes sterben. Erst recht nicht, als Ayoola den smarten Doktor umgarnt, den Korede schon für sich gewonnen glaubte. Schwesternhass und -liebe in Macho-Welt.

    8 (-) Oyinkan Braithwaite: "Meine Schwester, die Serienmörderin"
    Aus dem Englischen von Yasemin Dinçer.
    Blumenbar, 240 Seiten, 20 Euro


    London, Sonnensystem 2091. Der Journalist wird erschossen, der einen Hinweis auf den Verbleib der (all-) mächtigen Künstlichen Intelligenz Æther besaß. Agent/-in Fran Bittner reist bis in den Kuipergürtel, um zu erfahren, dass auch eine KI Moral kennt. Gelungene Kombination aus Science Fiction und Thriller.

    9 (-) Tom Hillenbrand: "Qube"
    KiWi, 556 Seiten, 12 Euro


    Zu sehen ist das Cover des Buchs "Hinter den Gesichtern" von Richard Lorenz.
    In einer verschlafenen Kleinstadt erzählt man sich, dass Lisbeth Broussard das zweite Gesicht hat, nachdem sie als junge Frau einen Serienmörder enttarnt hat.© Luzifer / Deutschlandradio
    Nahe München. Als Kind hatte sie das zweite Gesicht, jetzt hätte es Krankenschwester Lisbeth dringend nötig - wie vor 30 Jahren ist ein Mörder in der Kleinstadt. Kehrt die mühselig verdrängte Vergangenheit schlimmer wieder? Angst wird Horror, Erinnerung Qual. "Wir haben nicht nur eine Geschichte." Stark.

    10 (10) Richard Lorenz: "Hinter den Gesichtern"
    Luzifer, 294 Seiten, 13,95 Euro


    Wie funktioniert die Abstimmung?
    Die Krimibestenliste wird im Auftrag der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und von Deutschlandfunk Kultur durch eine Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
    Es sind 19 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten. Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
    Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten. Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
    Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.

    Die Jury:

    Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
    Volker Albers, "Hamburger Abendblatt"
    Andreas Ammer, "Druckfrisch", ARD
    Gunter Blank, "Rolling Stone"
    Thekla Dannenberg, "Perlentaucher"
    Hanspeter Eggenberger, "Tages-Anzeiger"
    Fritz Göttler, "Süddeutsche Zeitung"
    Jutta Günther, "Radio Bremen Zwei"
    Sonja Hartl, "Zeilenkino", "Crimemag", "Deutschlandfunk Kultur"
    Hannes Hintermeier, "Frankfurter Allgemeine Zeitung"
    Peter Körte, "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung"
    Alf Mayer, "CulturMag", "Strandgut"
    Kolja Mensing, "Deutschlandfunk Kultur"
    Marcus Müntefering, "Der Spiegel"
    Ulrich Noller, "Deutschlandfunk Kultur", "Deutschlandfunk", "SWR", "WDR"
    Frank Rumpel, "SWR"
    Ingeborg Sperl, "Der Standard"
    Sylvia Staude, "Frankfurter Rundschau"
    Jochen Vogt, "NRZ", "WAZ"

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