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Zeolithe
Eine Hülle für die Durian-Stinkfrucht

Die Frucht des Durian-Baumes gilt wegen ihres wohlschmeckenden Fruchtfleisches als die Königin der Früchte. Die Sache hat nur einen Haken: Der Geschmack mag himmlisch sein, aber manchen Sorten stinken wie Hölle. Forscher aus Schweden haben nun ein Material entwickelt, das für Abhilfe sorgen könnte: Zeolithe.

Von Arndt Reuning | 15.09.2015
    Neda Keshavarzi hat sich ein hehres Ziel gesetzt: Sie möchte den Gestank auf der Welt wenigstens ein klein wenig mindern. Und sie setzt dabei am üblen Geruch der Durian-Frucht an.
    "In Südostasien ist das ein Problem. Alleine schon der Transport dieser Frucht ist eine Herausforderung. In manchen Ländern ist es verboten, die Durian in ein Hotel mitzubringen - weil sie so furchtbar stinkt. Aber ihr Geschmack wird von vielen Menschen geschätzt. Also haben wir uns gesagt: Wir entwickeln ein Material, mit dem sich der Geruch entfernen lässt, und lösen damit das Transportproblem."
    An der Universität von Stockholm hat die Chemikerin daher ein Verpackungsmaterial entwickelt, das den Gestank förmlich in sich aufsaugt. Diese Aufgabe übernehmen dabei Zeolithe. Das sind Mineralien, die üblicherweise aus Aluminium, Silizium und Sauerstoff bestehen. Diese drei Elemente bilden ein dreidimensionales Gitter, das von regelmäßigen Poren durchzogen wird.
    "Wegen ihrer hohen Porosität werden Zeolithe gerne verwendet, um Gase voneinander zu trennen. Heutzutage geht es dabei meistens um die Abscheidung des Treibhausgases CO2. Wir haben uns aber gedacht: Warum sollte man dieses Material nicht mal für eine handfeste Anwendung benutzen, die mit dem täglichen Leben vieler Menschen zu tun hat?"
    Für den Gestank der Durian-Frucht sind leichtflüchtige Schwefelverbindungen verantwortlich. Daher wählte Neda Keshavarzi für ihr Material Zeolithe aus, in deren Poren diese Moleküle gerade so hineinpassen. An den Wänden der feinen Kanälchen bleiben sie dann kleben. Üble Gerüche auf diese Weise zu binden, ist an sich nicht neu. Die Herausforderung war, die Zeolithe in ein biegsames Verpackungsmaterial einzubauen.
    "Die Lösung bestand darin, dass wir den Naturstoff Zellulose benutzt haben, um die Partikel miteinander zu verbinden. Wir haben das Zeolithpulver mit Nanofasern aus Zellulose in einer Flüssigkeit vermischt. Dabei ist ein Gel entstanden, das wir zu einem Film glatt gestrichen haben. Nachdem der getrocknet war, haben wir ihn uns unter dem Elektronenmikroskop angesehen: Die Zellulosefasern hatten ein dreidimensionales Netzwerk gebildet, in das die Zeolithteilchen eingelagert waren."
    Die Nanofasern geben dem flexiblen Film seine besondere Stabilität. Auf diese Weise kann man einen Zeolith-Gehalt von rund neunzig Prozent erreichen. Und das genügt, um die stinkenden Schwefelverbindungen so weit zu reduzieren, dass sie von der menschlichen Nase nicht mehr wahrgenommen werden. Keshavarzi:
    "Wir konnten tatsächlich einen großen Anteil der übel riechenden Moleküle entfernen. Aber nur in einem Laborexperiment."
    Aber nur mit einzelnen Schwefelverbindungen, die in den Ausdünstungen der Durian vorkommen. Ob das Material im Praxistest mit einer echten Stinkfrucht das gesamte Bouquet in sich aufnimmt, wird sich also erst noch zeigen müssen.