Auch in seinem ersten Buch, dem Roman"Memory" aus dem Jahr 1994, steht die rätselhafte Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart, von Selbstverwirklichung und Verrat im Mittelpunkt. Ein junger Mann fühlt sich wie ein Greis, sieht keinen Sinn mehr in seinem Leben und hat keine Ziele mehr vor Augen. Sein Therapeut zwingt ihn, sich zu erinnern: an seine Kindheit und den frühen Tod des Vaters; an das Foto einer Frau, das im Nachlaß auftaucht, die verstörende Erfahrung, daß im Leben des Vaters etwas rätselhaft Unbekanntes existiert hat. Mit sparsamen Mitteln erzeugt Häusser eine beklemmende Situation. Spannend wie ein Krimi erzählt er das Drama einer ganz normalen Familie, die dem Einzelnen keinen Raum gibt. Der Gedanke daran, daß der Vater etwas ganz Eigenes hatte, das er mit niemandem in der Familie geteilt hat - und sei es nur ein uraltes Fotos und die daran hängenden Erinnerungen - zerstört auch im Nachhinein noch die Familie und den Lebenswillen der Hinterbliebenen. Und niemand weiß, wer diese Frau wirklich war.
Eigene Erfahrungen des Autors bilden den Hintergrund der Geschichte. Durch das Bild der Krankheit rückt er sie von der eigenen Person weg, verleiht er ihr einen kunstvoll gestalteten, universellen Charakter. Bei jenen Lesern, die gerade von einem in Ich-Form erzählten Debüt authentische Lebensberichte erwarten, hatte er mit dieser Konstruktion allerdings wenig Glück: "Es wurde teilweise so gelesen, was mir völlig unverständlich ist und war, wie ein Krankenbericht. Weil, der Erzählanlaß ist eben eine Krankheit, und es ist diese therapeutische Situation da, und das wurde meiner Meinung nach leider eben von einigen Leuten einfach so genommen und mißverstanden. Gründlich. Es war vielleicht ein Risiko, das ich eingegangen bin, diesen Rahmen zu wählen, aber es war für mich schon auch wichtig und das richtige Bild, diese Krankheit. Ja, da war dann diese Entfremdung da, mich von diesem Buch zu distanzieren, um eben auch wieder neu schreiben zu können, was anderes schreiben zu können. Und das war schon alles sehr schwierig eigentlich."
Nach vier Jahren ist jetzt das zweite Buch Häussers erschienen. Auch das Geheimnis Robert Silchers läßt sich nicht mehr aufdecken. Dem Enkel bleiben die Faszination und der Schrecken, die von seiner Geschichte ausgehen. So sehr er den Pioniergeist und das Abenteurertum Roberts bewundert, so deutlich spürt er auch, daß der Großvater durch seinen Fanatismus das Leben der Familie, vor allem das seines Vaters, zerstört hat. Dem Erzähler bleibt nur ein Stachel im Fleisch und die Melancholie. Er lebt schließlich in den neunziger Jahren und arbeitet in einem Museum. In seiner Wirklichkeit haben die Träume und Taten des Großvaters sowieso keinen Platz mehr: "Ich habe mit den Leuten in Friedrichshafen gesprochen, mit den alten Zeppelinern, und es sind heldenhafte Gestalten. Es ist wirklich sehr beeindruckend, wenn die Leute aus ihrem Leben erzählen, wenn sie Fotos zeigen, was sie gemacht haben. Und diese Aufbruchstimmung, und da stehen sie dann in ihren Leserklamotten, mit ihren Flugabzeichen, was weiß ich, mit diesem ganzen Outfit, was man nur noch aus irgendwelchen Hollywood-Schinken kennt, und erzählen von ihrem Pioniergeist, wenn's ums Fliegen geht oder ums Zeppelin-Fahren. Das ist schon beeindruckend einfach und da wird man schon ein bißchen melancholisch, weil es natürlich diese Abenteuer, dieses Bewußtsein, ein Abenteurer zu sein und Pionierarbeit zu leisten irgendwie, die gibt es nicht mehr. Das ist überholt in unserer Zeit, heute gibt es irgendwelche Selbsterfahrungskurse, wo man in den Dschungel geschickt wird, aber dieser Pioniergeist ist einfach - da kann man sich schwer entziehen."