Donnerstag, 25. April 2024

Archiv


Zetsche: Bieten dieses Jahr deutlich jüngere Produktpalette an

Daimler will sich mit einem überzeugenden Produktportfolio von seinen Mitbewerbern abheben, sagt Vorstandschef Dieter Zetsche. Dazu gehörten etwa emissionsgünstige Fahrzeuge. Bei immer mehr jüngeren Kunden könne Daimler mit der A-Klasse punkten.

Benjamin Hammer im Gespräch mit Dieter Zetsche | 07.02.2013
    Benjamin Hammer: Herr Zetsche, 2012 war ein Rekordjahr bei Umsatz und Absatz für Ihre Autosparte, und trotzdem erwähnen viele immer den Vergleich zu BMW und Audi, die haben bessere Zahlen gemacht. Nervt sie der Vergleich manchmal?

    Dieter Zetsche: Nun, das ist normal, wir sind alle drei in diesem Land in derselben Industrie tätig. Natürlich werden wir verglichen. Dazu – und das ist ja positiv – erwartet man von Mercedes und Daimler den Spitzenplatz, daran messen wir uns auch, und insofern nervt mich das nicht, sondern spornt mich das höchstens an.

    Hammer: Von einem Spitzenplatz ist man zum Beispiel in China ziemlich weit entfernt: Audi 400.000 Autos, bei Ihnen 200.000 Autos, bei Audi plus 30 Prozent, bei Ihnen plus vier – Sie wollen 2020 wieder vor Audi und BMW, wie wollen Sie das schaffen?

    Zetsche: Nun, wir haben in China über eine ganze Reihe von Jahren deutlich besseres Wachstum gehabt als unsere beiden direkten Wettbewerber, wir sind später dort eingestiegen. Im letzten Jahr haben wir dieses Momentum verloren, wir haben eine Reihe von Entscheidungen getroffen, die das dort wieder aufbauen werden, und wir sind ja in vielen Märkten unterwegs, wo wir überall uns sehr gut gegenüber unseren beiden Wettbewerbern schlagen. China ist eine Aufgabe für uns, hier wiederum voranzukommen.

    Hammer: Manche Anleger, die werden ein bisschen unruhig. Sie haben letztes Jahr so zum Übergangsjahr erklärt, heute für das Jahr 2013 ähnliche Worte. Wenn 2013 ein weiteres Übergangsjahr wird, wann kommt der Angriff?

    Zetsche: Nun, wir sind in diesem Jahr, im Laufe des Jahres dabei, nun eine deutlich jüngere Wettbewerbsproduktpalette in dem Markt anbieten zu können. Wir haben wichtige Neuanläufe in diesem Jahr, allen voran die S-Klasse, und insofern bin ich sehr sicher, dass wir im darauffolgenden Jahr nicht nur gutes Wachstum, sondern auch eine deutlich gesteigerte Profitabilität aufweisen werden.
    Hammer: Aber wie wollen Sie sich absetzen vor BMW und Audi?

    Zetsche: Nun, indem wir die besseren Autos bauen, indem wir ein überzeugendes Produktportfolio anbieten, indem wir ein hervorragendes Design haben, was durchgängig unsere Marke repräsentiert, sehr emissionsgünstige Fahrzeuge anbieten, die Themen, die für den Kunden wichtig sind, besser anbieten als unsere Wettbewerber.

    Hammer: Schauen wir nach Europa, da hat im Moment eigentlich jede Automarke zu kämpfen, besonders in Südeuropa, Stichwort Euroschuldenkrise. Wie ist da Ihre Erwartung, wann könnte sich das bessern?

    Zetsche: Zunächst mal glauben wir, dass dieses Jahr zumindest sehr verhalten anfangen wird, wir erwarten für das Jahr insgesamt eher noch eine weitere leichte Abwärtsbewegung in dem europäischen Markt, glauben aber, dass es Aussichten gibt, in der zweiten Jahreshälfte eine Verbesserung sehen zu können.

    Hammer: Im April gibt es bei Ihnen die Hauptversammlung, da kommen dann wieder viele Anteilseigner mit vielen Fragen, mit vielen Interessen, und manchmal viel Unruhe. Wünschen Sie sich manchmal eine andere Struktur wie zum Beispiel beim Konkurrenten BMW, wo eine eher ruhige Großfamilie im Hintergrund ist?

    Zetsche: Ich glaube, die Hauptversammlungen in Deutschland sind ähnlich bei den verschiedenen Unternehmen, unabhängig davon, ob es einen Großinvestor unter den Aktionären gibt. Das wird eher davon bestimmt, wie gut die Performance jeweils im Vorjahr ist. Das ist Teil der deutschen Aktienkultur, und insofern habe ich da keine Wünsche.

    Hammer: Es war vielleicht so vor 20 Jahren so, dass, wenn man einen 17-Jährigen gefragt hat, was ist dein größter Wunsch, dann kam meistens als Antwort, ein Auto. Wenn man heute Jugendliche fragt, dann ist es oft ein Smartphone oder ein Tablet-PC. Das Interesse am Auto zum Beispiel in Deutschland, das sinkt. Wie gehen Sie damit um?

    Zetsche: Also zum einen glaube ich nicht, ob Jugendliche sich fragen, ob sie lieber ein Auto oder lieber ein Smartphone haben, das sind an sich zwei unterschiedliche Kategorien. Es gibt solche Aspekte insbesondere in Großstädten zum Teil, insgesamt sehen wir aber nach wie vor ein außerordentlich großes Interesse auch bei jungen Menschen nach Fahrzeugen. Sie können sich am Anfang typischerweise kein eigenes neues Fahrzeug leisten, aber wir glauben, dass hier insgesamt, vor allen Dingen weltweit, große Wachstumspotenziale nach wie vor vorhanden sind, weil eben in den Emerging Markets [Anm. der Redaktion: Schwellenländer] viele Menschen erstmalig in die Lage versetzt werden, sich ein eigenes Auto leisten zu können.

    Hammer: Stichwort junge Leute: Mercedes hatte ja ein bisschen so ein angestaubtes Image, vielleicht nicht ganz so wie bei Opel, aber im Vergleich zur Konkurrenz bei jungen Leuten. Wird das jetzt besser?

    Zetsche: Ich glaube, die Reaktion auf unseren neuen Kompakten mit der B-Klasse, aber vor allen Dingen mit der A-Klasse beginnend, jetzt auf den CLA, sind exzellent, wir haben in den Verkäufen 40 Prozent Eroberungen mit der A-Klasse, und dabei mehr und mehr immer jüngere Kunden auch. Ich glaube, wir sind auf einem sehr guten Weg, und es wird natürlich sich auf die Marke auswirken, und dann in der Wechselwirkung auch wiederum den Produkten guttun.

    Hammer: Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG, vielen Dank!

    Zetsche: Danke sehr!


    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.