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ZEW-Index
Deutsche Konjunktur im Aufwind

Zum vierten Mal in Folge ist der ZEW-Index infolge gestiegen: Im Februar legte er um 4,6 Punkte zu auf nun 53 Prunkte. Experten machen hierfür vor allem zwei Faktoren verantwortlich: Den schwächelnden Euro und den niedrigen Ölpreis.

Von Brigitte Scholtes | 17.02.2015
    Zum vierten Mal in Folge ist der ZEW-Index gestiegen: Im Februar legte er um 4,6 Punkte zu auf nun 53 Prunkte, das ist zwar der höchste Stand seit einem Jahr. Doch Beobachter wie Ralph Solveen, Volkswirt der Commerzbank, hatten mehr erwartet:
    "Die allgemeinen Erwartungen wurden etwas enttäuscht. Hier mag auch eine Rolle gespielt haben – darauf weist das ZEW ja auch hin – dass zuletzt eben die Entwicklung in Griechenland, in der Ukraine wohl doch dem ein- oder anderen ein bisschen auf die Stimmung geschlagen ist, sprich, ihn etwas vorsichtiger gemacht hat.
    Ich denke, ohne diese beiden Ereignisse wäre wahrscheinlich der Index eher noch etwas stärker gestiegen."
    Die Umfrage unter den Finanzmarktexperten ist aktuell, abgeschlossen wurde sie erst gestern. Die Geldflut der Europäischen Zentralbank und die überraschend starke wirtschaftliche Entwicklung im vierten Quartal sorge für gute Stimmung, kommentiert ZEW-Präsident Clemens Fuest die Ergebnisse.
    Dabei wird vor allem die konjunkturelle Lage in Deutschland deutlich besser eingeschätzt, aber auch die Aussichten für den Euroraum beurteilen die 227 befragten Analysten und institutionellen Anleger im Index positiver. Ralph Solveen:
    "Damit steht er auch im Einklang mit dem, was wir sonst aus der Wirtschaft hören, also von den Unternehmensumfragen, vom ifo-Geschäftsklima, vom Einkaufsmanager-Index, aber auch von den Auftragseingängen. Die Konjunktur zeigt nach oben. Das spricht auch dafür, dass sie in den nächsten Monaten halbwegs ordentlich laufen wird. Wieweit sich diese Unsicherheit über Griechenland, über die Ukraine, dann eben tatsächlich in der Wirtschaft niederschlägt – wir werden es sehen. Solange es nicht zu einer großen Eskalation in der Ukraine bzw. wirklich zu einem "Grexit" eben käme, sollten eigentlich die Wirkungen auf die Wirtschaft sehr begrenzt bleiben."
    Finanzmarktexperten vertrauen der EZB
    Sollte es zu einem Ausscheiden Griechenlands aus der Währungsunion kommen, stünde jedoch die EZB bereit und würde die schlimmsten Auswirkungen abfedern: Darauf vertrauen die Finanzmarktexperten. Wenn auch David Milleker, Chefvolkswirt der genossenschaftlichen Fondsgesellschaft Union Investment , warnt:
    "Die Lehre aus 2014 ist definitiv: Deutschland ist keine Insel. Uns hilft es im Augenblick sehr, dass sich der restliche Euroraum stabilisiert hat."
    Faktoren für den Aufwärtstrend
    Dennoch aber dürfte es – trotz der aktuellen Unsicherheiten wegen der Zukunft Griechenlands und des Kriegs in der Ukraine - weiter aufwärtsgehen, denn dafür sprächen mehrere Gründe, erklärt Ralph Solveen von der Commerzbank:
    "Im Augenblick haben wir zwei Faktoren, die sicherlich sehr stark schieben, das ist einmal der schwächere Euro, der nicht nur die Exporte wettbewerbsfähiger macht, sondern auch die Gewinnmargen im Auslandsgeschäft vergrößert und damit sicherlich auch Investitionen hilft.
    Und wir haben das billigere Öl. Das ist zwar zuletzt wieder etwas angestiegen, aber insgesamt – verglichen mit Mitte letzten Jahres – haben wir natürlich einen deutlichen Rückgang, das heißt die Kaufkraft für die privaten Haushalte ist merklich gestiegen.
    Hinzu kommt ein weltwirtschaftliches Umfeld, was jetzt nicht hervorragend ist, aber sicherlich auch keine Belastung darstellt, und natürlich immer noch eine Geldpolitik, die Geld praktisch für umsonst anbietet. All das zusammen sind eigentlich Faktoren, die, wenn es jetzt nicht einen Schock von außen gibt, eigentlich dafür sprechen, dass die Konjunktur halbwegs ordentlich laufen wird."
    Schwung vom Vorjahr
    Schließlich hat die deutsche Volkswirtschaft aus dem letzten Quartal viel Schwung mit in das laufende Jahr genommen.