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Zoff unter den Körben
Die Krise im europäischen Vereins-Basketball

Es brodelt hinter den Kulissen des europäischen Vereins-Basketballs. Zwei verschiedene Organisationen konkurrieren miteinander, gehen auf Konfrontations-Kurs. Leidtragende sind die nationalen Ligen. Auch die Bundesliga mit ihren Vereinen, zum Beispiel den Telekom Baskets Bonn, einem der erfolgreichsten Bundesligisten der vergangenen 20 Jahre.

Von Daniela Müllenborn | 06.12.2015
    Rotnei Clark von den Telekom Baskets und Ismet Akpinar (l.) von Alba Berlin kämpfen am 7. Spieltag der Bundesliga um den Ball.
    Spiel zwischen Telekom Baskets Bonn und ALBA Berlin in der Basketball-Bundesliga. (picture alliance / dpa / Monika Skolimowska)
    Die Telekom Baskets Bonn haben am vergangenen Mittwoch gegen Ljubljana und kaum noch Chancen auf ein Weiterkommen im Euro-Cup. Einem von...ja von wie vielen europäischen Vereins-Wettbewerben überhaupt? Bei der Antwort auf diese Frage kommen selbst gestandene Bundesligatrainer wie Mathias Fischer von den Baskets schon mal ins Schleudern: "Ja es gibt die Euro League, das ist der beste Wettbewerb, der allerhöchste. Dann gibt es den Eurocup, dann gibt es jetzt den FIBA-Eurocup und dann gibt es noch die Euro-Challenge, ne Augenblick, Es heißt FIBA-Euro-Cup. Also noch mal: Euro League, Euro-Cup und FIBA-Euro-Cup."
    Verantwortlich für dieses Wirrwarr: Die Europa-Abteilung des Welt-Basketball-Verbandes FIBA auf der einen Seite. Und auf der anderen Seite die Euro League und die in ihr organisierten Spitzenklubs wie Real Madrid, ZSKA Moskau, Panathinaikos Athen, Fenerbahce Istanbul oder Maccabi Tel Aviv. Die hatten sich Anfang der 2000der vom Welt-Verband abgespalten und die europäischen Vereins-Wettbewerbe an sich gerissen.
    Für Bonns Manager Michael Wichterich eine nicht unübliche Entwicklung:
    "Dieser Konflikt entstand ja auch im Zuge der Professionalisierung. Das kann man ja nicht nur im Basketball beobachten, sondern durchaus auch in anderen Sportarten, wo das Verbandsinteresse gegen betriebswirtschaftliche organisierte Organisationen stößt." Die sportlich erfolgreichsten und finanzkräftigsten europäischen Klubs, zu denen kein Deutscher Klub zählt, organisieren sich seither also selbst und wirtschaften in die eigene Tasche. Sie veranstalten das Premium-Produkt "Euro League", sprich die Königsklasse des europäischen Basketballs und darunter den zweitklassigen Euro-Cup.
    Regelmäßig neue FIBA-Wettbewerbe
    Und um irgendwie doch noch mitzumischen kommt auch der Weltverband FIBA regelmäßig mit einem eigenen Wettbewerb auf den Markt. Aktuell ist es der FIBA-Euro-Cup, eine Konkurrenzveranstaltung zum Euro-Cup, an der auch die Telekom Baskets mit Trainer Mathias Fischer und Manager Michael Wichterich im Sommer interessiert waren: "Die FIBA hat schon ein sehr attraktives Angebot gemacht, für alle Teams, die an dem neu geschaffenen Wettbewerb teilnehmen, im Hinblick auf die Kostensituation, die wirklich im Euro-Cup belastend ist für die Vereine. Aber es kam sehr spät. Da wir schon beim Euro-Cup zugesagt hatten, haben wir unser Wort gehalten und haben gesagt, okay wir starten beim Euro-Cup."
    Für die Teilnahme am Euro-Cup, den die Top-Klubs veranstalten, müssen die Mannschaften eine Startgebühr bezahlen. Die FIBA dagegen zahlt den Mannschaften Antrittsgeld und lockt mit Prämien. Sie lässt im seit Jahren schwelenden Machtkampf nicht locker, will die Verantwortlichkeit über Europas Klubwettbewerbe zurück haben. Will nur noch einen zweitklassigen Wettbewerb und hat jetzt sogar den Angriff auf die Königsklasse gestartet, will in der kommenden Saison eine Konkurrenzveranstaltung zur Euroleague der Topklubs, will eine eigene Champions League auf den Weg bringen, wie Stefan Holz, Chef der Basketball-Bundesliga, vor wenigen Wochen im Deutschlandfunk sagte: "Es gibt Bestrebungen der FIBA diesen Wettbewerb wieder ins Haus zu holen. Und da spricht man mit der Euro League. Es geht um eine Überführung unter das FIBA-Dach."
    Nur noch ein deutsches Team
    Die Antwort der Euro League: Sie hat schnell ihre elf Top-Klubs mit Zehnjahresverträgen an sich gebunden, hat den Spielplan reformiert und das Starterfeld von 24 auf 16 Teams reduziert, mutmaßlich um sich noch mehr als Elitewettbewerb zu platzieren. Soll heißen: Die großen elf, die sogenannten A-Lizenz-Klubs, haben einen Startplatz garantiert, wie bislang auch, und nur noch fünf zusätzliche Klubs können dazu kommen. Verlierer ist unter anderem die Bundesliga. Bislang durften auch schon mal zwei deutsche Teams mitspielen, jetzt darf sich nur noch der Meister qualifizieren.
    Aber vielleicht entscheidet sich die Bundesliga ja auch für den FIBA-Wettbewerb, mit dann allerdings weniger attraktiven Gegnern. Wenn er denn wirklich kommt. Bonns Manager Michael Wichterich würde sich so langsam mal ein bisschen mehr Klarheit wünschen, wie es international weiter geht. Er sagt: "Aktuell hängen halt alle europäischen Klubs bis auf die elf A-Lizenz-Inhaber der Euro League, nicht nur was in der nächsten Saison, sondern was in den nächsten Jahren passiert, in der Luft. Und das ist einfach eine schlechte Situation aktuell."
    Europas Basketball droht die Spaltung. Ein Ende des Wirrwarrs in absehbarer Zeit ist eher unwahrscheinlich. Im schlimmsten Fall für Vereine und Fans wird zu den bisherigen Wettbewerben sogar noch ein weiterer hinzukommen. Und dabei kommen selbst gestandene Bundesliga-Trainer schon jetzt ins Schleudern.