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Zoologie
Käfermännchen fliegen auf Nanostrukturen

Die Tarnung vieler Käfer ist manchmal schlecht für ihr Liebesleben. Denn oftmals werden die Krabbeltiere von potenziellen Geschlechtspartnern einfach nicht gesehen. Offenbar haben manche Käfer-Weibchen optische Signale auf ihrer Oberfläche entwickelt, die ihnen helfen, Artgenossen auf sich aufmerksam zu machen.

Von Joachim Budde | 16.09.2014
    Wenn man Käfer fangen will, muss man sie anlocken. Bei männlichen Tieren geht das gut, indem man ihnen Weibchen präsentiert. So machten es Dr. Michael Domingue und seine Kollegen von der US-amerikanischen Pennsylvania State University auch beim Asiatischen Eschenprachtkäfer Agrilus planipennis. Das Insekt stammt aus Ostasien, hat sich aber als invasive Art seit Jahrzehnten in Nordamerika festgesetzt und bedroht dort die Eschenbestände. Die Forscher bauten drei Arten Attrappen von Käferweibchen: Die einfachste war ein grüner Plastikkäfer aus dem 3D-Drucker.
    "Für die anderen beiden Attrappen haben wir Abgüsse hergestellt. Dazu haben wir ein Käferweibchen in eine Wolke aus gasförmigem Nickel gelegt. Der Nickel hat sich auf dem Panzer des Tieres abgesetzt und eine Gussform gebildet. So konnten wir Plastikkäfer herstellen mit den gleichen Nanostrukturen wie die echten Käfer."
    Mit den smaragdgrünen und goldenen Sprenkeln auf seinem Panzer ist der Eschenprachtkäfer ein hübsches Tier. Die Färbung imitierten die Forscher auf zwei verschiedene Arten: Die eine Nano-Attrappe spritzten die Forscher mit normaler grüner Metallicfarbe. Die andere erhielt ihre Farbe durch mehrere Lagen eines bestimmten Polymers.
    "Nach diesem Prinzip kommt auch die Färbung des Käfers zustande. Sie beruht nicht auf einem Farbpigment wie im Lack, sondern die obersten Schichten des Käferpanzers reflektieren grünes Licht stärker als andere Wellenlängen."
    Attraktive Attrappen?
    Dann testeten die Forscher die Attraktivität der drei Attrappen im Vergleich zu einem toten Käferweibchen.
    "Wir hätten nicht erwartet, dass sich die Prachtkäfermännchen erst einmal jedem unserer Käferweibchen gleichermaßen näherten, bis auf etwa ein, zwei Meter. Sie landeten jedoch nur auf der Attrappe mit den Nanostrukturen, die wir mit den Polymeren grün gefärbt hatten, oder dem toten echten Käferweibchen."
    Offenbar spielt auch die unebene Oberfläche des Käferpanzers mit seinen winzigen Nadeln und Graten eine Rolle. Das zeigte sich, als die Wissenschaftler die Käfer mit einem weißen Laser beschienen, sagt Michael Domingue.
    "Diese Nanostrukturen streuen das Licht auf eine besondere Weise. Die echten Käfer und die Attrappen mit den Nanostrukturen erzeugten Muster, sie streuten das Licht in helle und dunkle Bänder. Sie sind die Schlüsselfaktoren."
    Die Forscher vermuten, dass die Käfer diese Bänder im Flug erkennen können.
    Aus den Attrappen bauten Domingue und seine Kollegen dann Fallen: Sie steckten Metallpins durch die Käfer mit 40.000 Volt Spannung. Mit ihrer Hilfe wollen die amerikanischen Behörden ein Monitoringprogramm für den Eschenschädling aufbauen – künstliche Käfer mit einem tödlichen Glanz.