Freitag, 29. März 2024

Archiv

Sure 33 Vers 1
Mohammeds Konflikte - Stoff für einen Spielfilm

Die Sure 33 befasst sich mit einigen bekannten Geschichten über den Propheten Mohammed. Sie erzählen von teils dramatischen Konflikten und Problemen. Der Koran nimmt direkt im ersten Vers Stellung dazu.

Von Dr. Hadiye Ünsal, Çukurova Universität, Adana, Türkei | 26.05.2017
    "Prophet! Fürchte Gott, und gehorche nicht den Ungläubigen und Heuchlern! Siehe, Gott ist wissend, weise."
    Der erste Vers der Sure 33, genannt al-ahzâb - "Die Gruppen", beginnt mit einer Anrede Mohammeds. Er wird an seine Pflicht und Verantwortung vor Gott erinnert. Ihm wird gesagt, er solle den Ungläubigen und Heuchlern nicht nachgeben. Die Aufforderung wird in identischem Wortlaut in Vers 48 der Sure wiederholt. Dem Propheten wird dort zudem gesagt, er solle sich nicht wegen des Ungemachs sorgen, das ihm die Ungläubigen und Heuchler zufügten. Er solle auf Gott und dessen Unterstützung bauen.
    Die Sendereihe Koran erklärt als Multimediapräsentation
    Die Darstellungen deuten an, dass Mohammed wegen der Ungläubigen und Heuchler erschöpft war. Das schwächte seinen Widerstand.
    Die Erschöpfung könnte seiner Heirat mit Zaynab Bint Dschahsch geschuldet sein. Laut vielen Koran-Kommentatoren gab es unter den Heuchlern über diese Heirat viel Gerede, da Zaynab die Ex-Ehefrau von Mohammeds Adoptivsohns war. Die Heuchler versuchten, ihn damit zu diskreditieren.
    Ünsal steht auf einem Weg unter Bäumen
    Hadiye Ünsal lehrt als Associate Professor an der Universität in Adana. (priv.)
    Die Ansprache Mohammeds im ersten Vers der Sure könnte sich allerdings auch auf die feindlich gesinnten polytheistischen Kräfte aus Mekka beziehen. Als die berühmte Grabenschlacht zwischen ihnen und Mohammed mit seinen Anhängern in Medina unausweichlich geworden war, versuchten sie, die Gegenwehr des Propheten zu schwächen und zu brechen.
    Ein weiteres bedeutendes Ereignis in diesem Kontext schildern die Verse 26 und 27. Es geht um die Auseinandersetzung mit dem jüdischen Stamm der Banû Quraiza. Sie waren Mohammed während der Grabenschlacht in den Rücken gefallen.
    Die nachfolgenden zwei Verse, die traditionell als "Wahl-Verse" bekannt sind, erörtern das Familienleben Mohammeds. Gemäß mehreren Erzählungen wurden diese Verse 28 und 29 auf folgendes Ereignis hin offenbart: Als Mohammeds Gattinnen die Beute nach der Belagerung der Banû Quraiza und eines weiteren jüdischen Stammes, der Banû Nadîr, sahen, sagten sie: "O, Gesandter Gottes! Die Frauen von König Chosrau und des byzantinischen Kaisers führen ein Leben in Luxus mit Schmuck, Juwelen, Hofdamen und Dienern, während wir in Armut und Unbequemlichkeit leben."
    Mohammeds Gattinnen brachten einige solcher Anfragen vor. Damit verärgerten sie den Propheten und es wurden jene "Wahl-Verse" offenbart. Sie lauten: "Prophet! Sprich zu deinen Gattinnen: ‚Wenn ihr das Leben hier auf Erden und seinen schönen Schein begehrt, dann kommt her, dass ich euch das genießen lasse und euch auf eine geziemende Art freigebe. Doch wenn ihr Gott und seinen Gesandten und das Jenseits begehrt - siehe, Gott hält denen von euch, die schön handeln, reichen Lohn bereit."
    Den Roten Faden in dieser Sure markieren die Grabenschlacht und die Auseinandersetzung mit den Banû Quraiza. Ferner werden Mohammeds Hochzeit mit Zaynab Bint Dschahsch und sein privilegierter Status hinsichtlich der Polygamie behandelt. Zudem erfolgen Warnungen an dessen Ehefrauen.
    Alle Verse der Sure sind eine Art Schild für Mohammed. Dieser Schild schützt ihn vor Gefahren, die von den Polytheisten außerhalb Medinas ausgehen, sowie von dem Gerede und den Diskreditierungs- Kampagnen der Juden und Heuchler innerhalb Medinas. Das gilt insbesondere für das Gerede über die Heirat des Propheten mit Zaynab Bint Dschahsch.
    In diesem Kontext ähneln die Verse dem Szenario eines Spielfilms, der auf verschiedenen dramatischen Ereignissen innerhalb eines Monats basiert.
    Aus Gründen der Sendezeit musste die Audioversion leicht gekürzt werden.