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Zu Besuch bei den Kopien

Klontechnik. - Was mit dem Klonschaf Dolly begann, hat sich auf etliche Tierarten ausgeweitet. Inzwischen gibt es geklonte Rinder, Hunde, Katzen und Affen. Bei keiner Art war es einfach und nur selten wurde mehr als ein wissenschaftliches Experiment daraus.

Von Michael Lange | 19.05.2013
    Wer geklonte Tiere bestaunen will, muss weit reisen. Zum Beispiel nach Idaho, in den Nordwesten der USA. Ed Burdick ist Maultiertrainer in Idaho Falls. Sein Lieblingstier heißt Idaho Gem und ist ein Klon. Stolz präsentiert das Maultier einige Kunststücke. Es scheint regelrecht zu tanzen.

    "OK– go forward. And the other one is a kiss."

    Ein anderes geklontes Maultier steht etwa 50 Meilen entfernt vor einem Gebäude der Universität von Idaho, in Moscow. Dirk Vanderwall ist Professor für Tierzucht an der Universität. 2003 war er an Klon-Experimenten beteiligt. Bis heute wundert er sich, warum drei erbgleiche, geklonte Maultiere so unterschiedlich sein können. Denn Utah Pioneer hat das gleiche Erbgut wie der talentierte Idaho Gem und blieb doch für alle Maultiertrainer ein hoffnungsloser Fall. Absolut untalentiert.

    "Alle drei Klone sind von Geburt an gesund. Wir haben sie regelmäßig und sorgfältig untersucht. Bis heute haben wir keine Auffälligkeiten beobachtet."

    Die Klontechnik hat ihre Tücken. Das musste auch Lou Hawthorne lernen. Er wollte mit geklonten Haustieren Geld verdienen. Aber er erhielt kaum Aufträge und seine Klonfirma ging pleite. Was von seinen Aktivitäten blieb, ist ein einzelner geklonter Hund. Mira, die exakte genetische Kopie von Lou Hawthornes ehemaligem Hund Missie.

    "Klonen, das stellten wir uns vor, wie eine große genetische Kopiermaschine. Du drückst auf den Klonknopf und bekommst einen Klon. Und so dachten wir: wie wäre es, wenn wir unsere geliebte Missie klonen würden. Wir brauchten zehn Jahre von 1997 bis 2007 bis unsere Hündin Mira geboren wurde. Und jetzt sitzt sie zu unseren Füßen und versucht unsere Muffins zu stehlen."

    Aber es gibt auch einige wenige Firmen, für die sich das Klonen gerechnet hat, und die es nach wie vor einsetzen – in der Rinderzucht.

    "So this is one of our calves – actually sleeping."

    Das kleine geklonte Kälbchen schläft. Es ist eines von mehreren hundert geklonten Kälbern, die jedes Jahr in den USA geboren werden. Die meisten im mittleren Westen. Einige Klone sind prämierte Bullen für die Samenspende, andere sind genetisch manipulierte Kühe und sollen in ihrer Milch Medikamente produzieren. Diese Forschung geht weiter, von einem Durchbruch könne aber keine Rede sein, so erklärt James Robl aus Sioux Falls, South Dakota, Klonpionier im Ruhestand.

    "Wir haben jetzt möglicherweise das letzte Tal erreicht. Das Interesse am Klonen lässt wieder einmal nach. Die Frage ist: Werden wir aus diesem Tal wieder herauskommen. Dazu müssen wir das Klonen effizienter machen. Und wir müssen eine Anwendung präsentieren, die vielen Menschen nützt."

    Einige Wissenschaftler denken bei Anwendungen an das Klonen menschlicher Embryonen. Zunächst war es der Unternehmer Richard Seed aus Chicago, dann die Sekte der Raelianer, der italienische Frauenarzt Severino Antinori, der Klonspezialist Woo Suk Hwang aus Südkorea und zuletzt ein Reproduktionsmediziner aus Los Angeles namens Samuel Wood.

    "Ich besitze außergewöhnliches Selbstbewusstsein. Ich glaube, es gibt kein Ziel, das ich nicht erreichen kann."

    2008 vermeldete Samuel Wood tatsächlich die Entstehung eines geklonten Embryos. Er verwendete sein eigenes Erbmaterial, und es entstand angeblich ein Embryo aus wenigen Zellen. Aber er wuchs nicht weiter, und auch die Gewinnung von Stammzellen aus diesem Embryo schlug fehl. Deshalb blieb die Fachwelt skeptisch. Samuel Wood ließ sich davon nicht beeindrucken.

    "Mir ist noch nie etwas misslungen. Und auch diesmal habe ich nicht vor zu scheitern. Ich erwarte, dass wir erfolgreich sein werden"

    Dann hörte die Weltöffentlichkeit nichts mehr von Samuel Wood.