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Zu Besuch beim Sieger

Bayerns Grundschüler sind die Besten, das zeigt der erste bundesweite Grundschulleistungsvergleich . Doch woran liegt das? Was machen die bayerischen Grundschulen anders?

Von Susanne Lettenbauer | 05.10.2012
    Große Pause heute morgen an der Pöckinger Grundschule. 201 Schüler strömen über die große Treppe raus in die Sonne. Sie lernen scheinbar gern hier:

    "Sehr gut. Gut. Sehr Gut. Voll cool. Mit den Touchscreens und so."

    An den nach Klassen geordneten Garderoben hängen fein säuberlich die Sporttaschen und Jacken. Darunter stehen Hausschuhe. Die Türen der neun Klassenräume sind einladend geöffnet. Hier lernen also Deutschlands beste Grundschüler, Frau Rektorin?

    "Oh das Geheimnis? Offensichtlich macht man es Bayern wohl richtig. Ich weiß nicht was die anderen anders machen, aber ich denke bei uns an der Schule zum Beispiel wird viel Wert auf Schlüsselqualifikationen gelegt. Eben das Lesen. Lesen ist eine ganz klare Schlüsselqualifikation für andere Fächer auch weiterführende Schulen und da ist die Leseförderung bei uns ganz groß im Vordergrund."

    Lesepatenschaften innerhalb der Klassen, eine Lesekiste vom schuleigenen Förderverein, dazu Vorlesewettbewerbe und regelmäßige fachliche Weiterbildung der Lehrkräfte – Rektorin Sabine Markgraf und ihre 18 Mitarbeiter legen zuallererst viel Wert auf Sprache. Ob mündlich oder schriftlich. Im gelben Jahrbuch mit gut 100 Seiten sind fast nur Aufsätze der Schüler abgedruckt. Wie man eigene Märchen schreibt, wie das Theaterstück gefallen hat. Bereits die Erstklässler können ihre Aufsätze dort bewundern. Hat Bayern deshalb so gut im Fach Deutsch abgeschnitten?

    "Wir haben ja schon öfter Vergleichsarbeiten, also VERA-Vergleichsarbeiten und Orientierungsarbeiten, da zeigt sich ja, dass Bayern da relativ gut dabei ist."

    Bärbel Schmiesing, die Konrektorin der Grundschule Pöcking unterrichtet die erste Klasse in Mathematik, dem zweiten bundesweiten Vergleichsfach. Frontalunterricht, Gruppen- oder Stationenarbeit - die Mischung aus den verschiedensten Unterrichtsformen macht es, ist sie überzeugt:

    "Kinder sollen das entdecken, sie sollen das erforschen und selber Mathematik finden und erleben. Es geht nicht darum, das muss jetzt so und so gemacht werden. Wir haben Forschergruppen, in denen die Kinder ein Problem gestellt bekommen und jeder kann auf seinem Stand, auf dem er ist, seine Entdeckungen einbringen und die der Klasse präsentieren. Dann treffen wir uns im Plenum und jeder trägt vor was er entdeckt hat. So wird Mathematik unterrichtet hier."

    Seit zwei Jahren arbeitet die Schule als eine der wenigen in Bayern mit Whiteboards, also interaktiven Touchscreentafeln, die über Intranet eine bessere Kooperation der Lehrer ermöglicht. In Hamburg oder Bremen sind diese technischen Hilfsmittel viel eher eingeführt worden, ohne Vorteil, wie der Grundschulleistungsvergleich zeigt. Das Wichtigste, so das Fazit dieses Schulbesuchs ist vor allem die Unterstützung des Elternhauses. Einige ganz wenige Schüler bekämen zwar Nachhilfestunden, doch das ist nicht die Regel, betont die Schulleitung. Am Geld der Eltern liegt das gute Abschneiden von Bayerns Schülern auf keinen Fall, betont Rektorin Markgraf:

    "Im Gegenteil. Es liegt an der Zeit, die man investiert und wie viele engagierte Leute man findet. Das ist jetzt vielleicht der Vorteil in dieser Gegend, dass wir Leute finden, wie diese Stiftung für Pöcking, die sich für Sachen engagieren. Ich denke mit finanziellen Ressourcen hat das dieses Mal nicht zu tun."