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"Zu gut für die Tonne"
Intelligent einkaufen und Reste verwerten

Ab Heiligabend beginnt wieder das große Schlemmen. Dabei bleiben oft Reste übrig, die weggeschmissen werden. Im Schnitt wirft jeder Bundesbürger jährlich mindestens achtzig Kilogramm Essen in den Müll. Zu viel, sagt das Bundesernährungsministerium und gibt Tipps, wie man Reste vermeiden oder besser verwerten kann. Das Motto lautet "Zu gut für die Tonne".

Von Verena Kemna | 22.12.2014
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    Kinder sollen lernen, dass Lebensmittel etwas wert sind. In Deutschland endet jedes achte Lebensmittel in der Mülltonne. (picture alliance / dpa / Victoria Bonn-Meuser)
    Neugierig beäugen Oskar, Emilie, Natalie, Baba und René einen gelben Doppeldeckerbus, der mitten auf ihrem Schulhof parkt. "Kimba Mobil" lesen die Neunjährigen an der Bustür. In der Berliner Judith-Kerr-Grundschule steht an diesem Vormittag "selber kochen" auf dem Stundenplan. Die Schüler sind aufgeregt und freuen sich auf ihren Kochkurs in dem umgebauten Bus.
    "Leider bin ich nicht so ein guter Kocher, deswegen kann ich nur Spaghetti oder Spiegeleier. Ich mach´ Kuchen mit meiner Mutter oder Suppe, ich habe immer mit meinem Vater Kartoffelbrei gemacht. Meine Oma und mein Opa sind da, und mit denen backen wir ganz viel. Ich schneide immer Kartoffeln."
    Kinder sollen Lebensmittel schätzen lernen
    Seit vier Jahren fährt der gelbe Bus als mobiles Kochstudio die Schulen der Hauptstadt an. Eine von vielen Initiativen, die die bundesweite Kampagne des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft mit dem Motto "Zu gut für die Tonne" unterstützen. Das Projekt der Berliner Tafel hat einen klaren Auftrag: Für einen Euro können Kinder und Jugendliche lernen, was es heißt, sich gesund und ausgewogen zu ernähren. Sie sollen aber auch erfahren, dass Lebensmittel etwas wert sind. In Deutschland endet jedes achte Lebensmittel in der Mülltonne.
    Viele Lebensmittel werden bereits bei der Ernte, beim Transport oder bei der Weiterverarbeitung verschwendet. Im Schnitt wirft jeder Bundesbürger jährlich mindestens achtzig Kilogramm Essen in den Müll. Auch Oskar, neun Jahre alt, erzählt freimütig, dass er ab und zu sein Pausenbrot in die Tonne wirft.
    "Mein Vater packt das nicht in Plastiktüten, und das Brot mischt sich dann mit dem Apfel, ist also in dem Apfel drin, weil sich immer alles schüttelt. Das schmeiß ich in den Müll!"
    Obst und Gemüse landen besonders oft in der Tonne
    Im mobilen Kochstudio schnippeln Natalie, Emilie und Viktoria derweil Lauchstangen, Paprika und Möhren. Die beiden Jungs zählen die Eier im Karton, daneben stehen Tüten mit Milch und Mehl. Es gibt Pfannkuchen mit Gemüsefüllung.
    "Wir machen jetzt den Eierkuchenteig. Hier ist der Topf, hier machen wir den Teig drin, hier haben wir Eier, fangt erst mal an, die Eier hier rein zu schlagen. Das sind zehn Stück jetzt.!"
    Initiative "Zu gut für die Tonne"
    Anfassen, schmecken, riechen und selber machen, das ist wichtig, damit die Schüler ein besseres Gefühl bekommen für das, was sie essen, meint Timo Schmitt. Der studierte Ernährungswissenschaftler begleitet die Kochkurse regelmäßig. Als Mitarbeiter der Tafel erlebt er immer wieder, dass die meisten Kinder und Jugendlichen zwar einiges über Lebensmittel wissen, aber nur selten, wie sie mit diesen umgehen können. Obst und Gemüse landen besonders oft in der Tonne.
    "Ein gutes Beispiel sind die Möhren mit den schwarzen Flecken. Da denkt jeder gleich, das ist Schimmel, das ist ungesund, das kann ich nicht essen, ich schmeiß die ganze Möhre weg. Da muss man nur ein bisschen Aufklärungsarbeit leisten, schäl´ dir die Möhre ab und iss sie!"
    Gigantische Lebensmittelverschwendung
    In Deutschland werden jährlich fast sieben Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Ein Video der Initiative "Zu gut für die Tonne" des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft benennt die Gründe.
    "Wir kaufen mehr als wir brauchen weil vieles so lecker aussieht. Wir lagern unsere Lebensmittel nicht richtig. Wir werfen sie weg weil das Mindesthaltbarkeitsdatum in Kürze abläuft. Wir kochen mehr als wir benötigen und machen nichts aus den Resten."
    Die Schüler der Berliner Judith-Kerr-Grundschule haben inzwischen ihr selbst gekochtes Menü fertig. Sie trinken Fruchtsaftschorle, essen Pfannkuchen mit Gemüsefüllung und sie werden zu Hause davon erzählen. Ein Bildungsprojekt der Berliner Tafel, ganz im Sinne der bundesweiten Initiative gegen die gigantische Lebensmittelverschwendung. Wie sich aus übrig gebliebenen Weihnachtskeksen noch ein Dessert machen lässt, wie der Rest vom Weihnachtsbraten in der Pfanne zu einem guten Essen wird, die Internetseite der Initiative des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft bietet viele Rezepte zur Resteverwertung und Tipps zum Umgang mit Lebensmitteln.