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Zu wenig Wohnraum für Studenten

Katharina Mahrt vom "Freien Zusammenschluss der StudentInnenschaften" sieht auf kommunaler Ebene noch dringenden Nachholbedarf in Sachen Wohnraum für Studenten. Sonst müssten ab Herbst wieder Studienanfänger monatelang in Notunterkünften hausen oder kilometerweit zur Uni pendeln.

Katharina Mahrt im Gespräch mit Kate Maleike | 07.06.2013
    Kate Maleike: Der runde Tisch ist vor wenigen Minuten zu Ende gegangen, und Katharina Mahrt war als Vorstandsmitglied des "Freien Zusammenschlusses der StudentInnenschaften" (fzs) mit am Tisch. Guten Tag, Frau Mahrt!

    Katharina Mahrt: Hallo!

    Maleike: Wir erreichen Sie jetzt per Handy, alles muss schnell gehen im Hörfunk. Beim letzten Treffen haben Sie als fzs ja von heißer Luft gesprochen, die dieser runde Tisch verbreitet hätte – wie ist das Treffen aus Ihrer Sicht heute ausgegangen?

    Mahrt: Ja, wir hätten uns schon gefreut, wenn noch mehr konkrete Umsetzungen der Projekte tatsächlich vor Ort realisiert worden wären. Da besteht noch dringender Nachholbedarf auf der kommunalen Ebene. Wir haben in diesem Jahr dann durch den runden Tisch geschafft, dass zumindest die Analyse durchgeführt wurde und man ungefähr weiß, wo Bedarf besteht, wo der Wohnraum zu knapp ist und wo vor allen Dingen die Mieten viel zu hoch sind. Aber letztendlich wird es darauf ankommen, dass im Herbst, wenn wieder Studierende in Notunterkünften für Monate untergebracht werden müssen oder inzwischen auch Hunderte Kilometer zu ihrem Hochschulstandort pendeln, tatsächlich Lösungsmöglichkeiten vor Ort geschaffen worden sind. Und da muss jetzt sofort angesetzt werden.

    Maleike: Das heißt, das Positionspapier, von dem wir ja gerade gehört haben, das Herr Ramsauer heute auf den Tisch gelegt hat, das reicht Ihnen nicht?

    Mahrt: Das reicht auf keinen Fall. Es ist natürlich verständlich, dass man nicht innerhalb von kürzester Zeit bauen kann. Wir wollen ja in erster Linie, dass in den Neubau investiert wird, dass sowohl Studierendenwohnheime massiv gefördert und ausgebaut werden als auch dass eben Neubauten an sich für Sozialbau und studentischen Wohnraum ermöglicht werden. Und wir können schon verstehen, dass das nicht über Nacht passiert. Aber das heißt nicht, dass es nicht kurzfristige Lösungen vor Ort geben kann und muss und jeweils vor Ort analysiert werden muss, wo Wohnraum beziehungsweise wo Gebäude umgenutzt werden können, um eben Studierenden ein menschenwürdiges Wohnen zu Studienbeginn zu ermöglichen.

    Maleike: Sie führen ja zurzeit als fzs auch eine Kampagne zur Wohnungsnot durch. Was kann diese Kampagne eigentlich erreichen?

    Mahrt: Es ist sehr erfolgreich gelungen, dass an vielen Hochschulstandorten die Studierendenschaften und die Kommunalvertretung zusammenarbeiten, um eben Wohnungsbörsen zu initiieren, um den Vermietermarkt zu sensibilisieren für das Problem. Das führt allerdings auch dazu, dass Vermieter natürlich realisieren, dass sie hier gute Renditechancen haben, weil der Wohnraum knapp ist. Das ist ein Effekt, den wir uns so nicht gewünscht haben und der auch ganz dringend angegangen werden muss. Aber auch wenn die Kampagne diesbezüglich viel an Sensibilisierung erreicht hat, an einigen kommunalen Standorten ist eben schon noch eine größere Einbindung der Studierendenschaften vor Ort dringend notwendig, damit eben alle Beteiligten wissen, wo die Probleme liegen und wo sinnvolle Lösungen geschaffen werden können.

    Maleike: Auf welche Agenda oder auf welches weitere Fortgehen hat man sich denn heute verständigen können?

    Mahrt: Der runde Tisch wird im November noch mal stattfinden. Und ich hoffe sehr, dass zu dem Zeitpunkt dann bereits Lösungsmöglichkeiten vor Ort präsentiert werden. Ich hoffe sehr, dass nicht noch mal massiv flächendeckend an Hochschulstandorten Wohnungsnot besteht beziehungsweise dass massiv Notunterkünfte geschaffen werden müssen. Aber die Studierendenschaften bereiten sich jetzt schon darauf vor, dass das eben wieder der Fall sein wird, weil wir über 400.000 neue Studierende erwarten und der Wohnungsmarkt eh jetzt schon extrem belastet ist. Also man kann nur hoffen, dass bereits Bauprojekte in Gang gebracht wurden und dass kurzfristige Lösungsmöglichkeiten vor Ort geschaffen worden sind. Aber das wird kein runder Tisch leisten können, das können nur die Akteure vor Ort tun.

    Maleike: Sagt Katharina Mahrt, die Vorstandsvorsitzende des "Freien Zusammenschlusses der StudentInnenschaften" heute als Echo vom runden Tisch des Bundesbauministers Ramsauer zum studentischen Wohnen.


    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.