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Zugangskontrollen am Tempelberg
Kameras zur Deeskalation?

Angesichts der Auseinandersetzungen um den Zugang zum Jerusalemer Tempelberg wächst die Angst vor einem neuen Palästinenseraufstand. Um die Lage zu entschärfen, brachte Israel "Alternativen" zu den umstrittenen Metalldetektoren ins Gespräch. Heute wurden am Tempelberg neue Sicherheitskameras entdeckt.

23.07.2017
    Israelische Sicherheitskräfte führen einen Palästinenser ab. Am Tempelberg in Jerusalem kam es zu Ausschreitungen wegen der Zugangskontrollen zum Tempelberg.
    In den vergangenen Tagen kam es in Jerusalem und dem Westjordanland zu Ausschreitungen zwischen Sicherheitskräften und Palästinensern. (imago / ZUMA Press)
    Die Geräte könnten unter Umständen die Metalldetektoren ablösen, die von den Palästinensern heftig kritisiert werden. Militäroffizier Mordechai sagte laut dem Fernsehsender "Channel 2", Israel sei offen für Alternativen zum Schutz der heiligen muslimischen und jüdischen Stätten, solange die "Prävention eines nächsten Angriffs" sichergestellt werde. Der Tempelberg gilt Juden, Muslimen und Christen gleichermaßen als Heiligtum. Die Palästinenser werten die Detektoren als Versuch Israels, mehr Kontrolle über den Tempelberg zu übernehmen.
    Der Mufti von Jerusalem, Scheich Mohammed Hussein, verlangte eine Rückkehr zu normalen Eingangskontrollen, wie sie vor dem Anschlag vom 14. Juli bestanden. An diesem Tag hatten drei Angreifer vom Tempelberg aus zwei israelische Polizisten erschossen. Israel stellte daraufhin die Metalldetektoren auf.
    Wegen der neuen Kontrollen war es zu Zusammenstößen zwischen israelischen Sicherheitskräften und demonstrierenden Palästinensern gekommen. Drei Menschen starben. Aus Protest gegen die Maßnahmen hatten am Freitag erneut hunderte palästinensische Muslime außerhalb des Tempelberges gebetet, so zum Beispiel am Löwentor.
    Israelische Soldaten schießen am 21.07.2017 in Jerusalem mit Tränengas in Richtung palästinensischer Demonstranten.
    Israelische Soldaten schießen am 21.07.2017 in Jerusalem mit Tränengas in Richtung palästinensischer Demonstranten. (dpa-Bildfunk / AP / Mahmoud Illean)
    Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrates
    Im Westjordanland überfiel ein Palästinenser eine jüdische Siedlung und tötete drei Menschen. Vermutlich im Zusammenhang mit dieser Tat nahm das israelische Militär am Sonntag 29 Personen fest, unter ihnen neun Mitglieder der Hamas.
    Mit dem Nahostkonflikt wird sich am Montag der UNO-Sicherheitsrat in New York befassen. Das Nahost-Quartett aus UNO, EU, den USA und Russland rief die Konfliktparteien zu "maximaler Zurückhaltung" auf. Alle Seiten müssten sich "von provokativen Akten fernhalten und auf eine Deeskalation hinarbeiten", hieß es in einer Erklärung. Das Auswärtige Amt in Berlin hatte am Samstag alle Beteiligten dazu aufgerufen, im Dialog zu bleiben und nicht denjenigen das Wort zu überlassen, die zu Gewalt aufriefen.
    Israel ruft zur Entspannung auf
    Israel forderte die palästinensische Führung auf, die Lage zu entschärfen. Die Verantwortlichen müssten zur Ruhe aufrufen, sagte ein Sprecher von Regierungschef Netanjahu. Wenn Palästinenserpräsident Abbas die Kontakte zu Israel abbreche, säge er an dem Ast, auf dem er sitze.
    Die Palästinensische Autonomiebehörde hatte das Einfrieren der Beziehungen zu Israel mit den verschärften Kontrollen am Jerusalemer Tempelberg begründet. Die offiziellen Kontakte würden erst wieder aufgenommen, wenn Israel die Sicherheitsmaßnahmen aufhebe, erklärte Abbas.
    (hba/am)