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Lichterflut

Technologie.- In Frankfurt findet seit gestern die Musikmesse statt sowie gleichzeitig die "Prolight + Sound". In den Hallen der "Prolight + Sound" ist große Bühnentechnik zu sehen, aber auch Start-up-Unternehmen finden hier ein Forum, um ihre Ideen vorzustellen.

Von Maximilian Schönherr | 25.03.2010
    Hell ist es auf der Prolight + Sound-Messe in Frankfurt schon immer gewesen, aber so viele bunte Pünktchen waren bisher nicht zu sehen. Schuld daran ist der Siegeszug der Leuchtdioden. Es wimmelt hier von LED-Scheinwerfern, LED-Laufbändern, LED-Bildwänden, meterhoch. Für Beleuchter der alten Schule ein Unding: Die für ihre Sparsamkeit bekannte Leuchtdiode wird in dieser Ballung zum großen Stromfresser.

    Zu den ältesten internationalen Konzernen auf dem Beleuchtungsgebiet gehört Christie. Heute bestückt Christie unter anderem Kinos mit digitalen Filmprojektoren. Sie ersetzen dort die 35-Millimeter-Filmprojektoren, die zurzeit noch in den meisten Theatern das Flimmern auf die Leinwand zaubern. Der Übergang stellt nicht nur für die Kinos einen enormen finanziellen Einschnitt dar; weil keine Filmrollen mit immer schlechter werdenden Kopien, sondern Festplatten herumgeschickt werden, hat es auch grundlegende Konsequenzen für den Filmverleih. Der Christie-Vertriebsmann und ausgebildete Fernsehtechniker Thomas Winkler kennt die Szene von innen und antwortet auf die Frage, ob das digitale Kino nun kommt oder nicht, apodiktisch:

    "Das digitale Kino ist nicht mehr aufzuhalten. Es ist nicht im Kommen, es ist schon da. Die ganzen neuen Kinofilme, bis zu 30, die im Sommer in 3D anlaufen werden, sind nicht mehr zu stoppen."

    Die 3D-Projektion, so Winkler, ist nur das Zugpferd, der Mehrwert, der die Kinos zur digitalen Revolution zwinge. 2D oder 3D – ganz egal. Die Technik, die im Herzen dieser Projektoren ihren Dienst tut, ist ein Chip mit einer oder mehreren Millionen winziger Spiegel, genannt DLP. Christie stellt auf der Messe nun glatte Leuchtflächen vor, etwa einen Meter breite Streifen, in der diese Technik steckt. Aber statt – wie in den Filmprojektoren – Xenon-Lampen, spenden hier – wie könnte es anders sein? – Leuchtdioden das Licht. Xenon Leuchtmittel halten bis zu 1000 Stunden durch. Und LEDs?

    "Wir haben hier 65.000 Stunden Laufzeit."

    Kommen wir von einem der größten Player zu einem der kleinsten auf der Prolight + Sound-Messe: der Vioso GmbH aus Düsseldorf. Sie ist eine Ausgründung der Bauhaus-Universität Weimar. Benjamin Fritsch hat schon während des Medieninformatikstudiums Computerprogramme geschrieben, um Projektionen von Beamern auf inhomogene Flächen besser zu machen, farbechter, weniger verzerrt. Jetzt ist das Produkt vorzeigbar.

    "Was wir mit unserer Software bieten, ist, den Beamer direkt über den Laptop zu steuern. Alles, was wir verändern, verändern wir direkt am Ausgangssignal des Laptops oder Computers. Das heißt, man muss den Projektor nicht kennen, die Software funktioniert mit jedem Projektor."

    Und schlägt die oft schwer verständlichen projektoreigenen Einmessmöglichkeiten um Längen. Das Programm richtet sich nicht an Bühnentechniker, sondern an alle, die mit einem Beamer eben mal ein vernünftiges Bild an die Wand werfen wollen. Um eine Verzerrung, etwa bei einer Projektion von schräg unten auf eine unebene Wand, auszugleichen, lädt man Viosos Software in den Rechner und zupft mit der Computermaus solange an den virtuellen Ecken der Projektion herum, bis sie in der Realität stimmt.

    Das kleine, hier in Frankfurt vorgestellte Programm ist ein Nebenprodukt von etwas viel Größerem, nämlich der Möglichkeit, mit mehreren Projektoren homogene Bilder auf große Wände, etwa die von Burgmauern zu projizieren und dabei auch die Farbunterschiede der Zielfläche auszugleichen. Die Vioso-Technik nutzt zur Kalibrierung, also zur Einmessung, nur eine handelsübliche kleine Videokamera.

    Über den nächsten Schritt kann Benjamin Fritsch nicht sprechen, er ist noch in Arbeit: die verzerrungsfreie homogene Projektion auf bewegte Flächen, etwa eine im Wind wehende Fahne.