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Zum Tod von Phil Everly
Bye Bye Love

Zu ihren besten Zeiten hatten die Everly Brothers 19 Top-40-Hits. Ihr Harmoniegesang und ihre Lieder über Sehnsucht, Existenzangst und Verlust veränderten die Welt. Nun ist der jüngere Bruder Phil im Alter von 74 Jahren gestorben.

Von Michael Kleff | 06.01.2014
    Ihr Harmoniegesang und ihre Lieder über Sehnsucht, Existenzangst und Verlust veränderten die Welt. Für den "Rolling Stone" waren Phil und Don Everly "das wichtigste Gesangsduo des Rock." Viele Jahre waren die beiden Brüder ständige Gäste nicht nur in der US-Hitparade - mit Songs wie "Bye Bye Love" - ihrem ersten Erfolg 1957 - oder "When Will I Be Loved", geschrieben von Phil Everly. Ihre Melodien, die Countrytraditionen mit den noch jungen Rock'n'Roll-Klängen verbanden, erreichten die Teenager.
    Am 19. Januar 1939 als Sohn der Countrymusiker Ike und Margaret Everly in Chicago geboren, trat Phil mit dem zwei Jahre älteren Bruder Don schon Mitte der Vierzigerjahre in der Radioshow seiner Eltern auf. Auch wenn ihr Sound sich später der Rock- und Popmusik öffnete. Ihren Countrywurzeln blieben die Everly Brothers immer treu.
    So mancher belächelt die Everly Brothers gerne als Antithese zur aufmüpfigen Jugendkultur jener Jahre. Hätten sie doch die Werte von Familie und amerikanischer Provinz verkörpert. Ein Lied wie "Wake Up Little Suzie" sollte diese Kritiker eines Besseren belehren. Seine hinter verführerischen Harmonien versteckte Botschaft enthielt jenseits der Popmusik-Plattitüden jener Ära, was Millionen ungeduldiger Herzen fühlten. Die Lieder der Brüder gehören einer heute verloren gegangenen Gattung Popmusik an: Sie stellten eine musikalische Brücke vom Teenager zum Erwachsensein dar.
    Die fünf Jahrzehnte lange Karriere der Everly Brothers war auch voller Konflikte. Getrennte Garderoben und sogar separate Bühneneingänge waren vertraglich vorgeschrieben. Von 1973 bis zu ihrem Reunionkonzert 1983 traten sie nur getrennt voneinander auf. 2003 standen sie dann noch einmal gemeinsam auf der Bühne. Ausgerechnet mit dem Duo, das auch bittere Kämpfe ausgefochten hatte: Simon & Garfunkel. Phil und Don hatten sich da drei Jahre lange nicht gesehen. Dennoch - so Paul Simon - habe er wieder den Gesang gehört, in den er sich als Kind verliebt hätte. Immer noch perfekt.