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Zusatzbeiträge für Krankenkassen
"Für die meisten wird es etwas billiger"

Der Gesundheitsexperte und SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach erwartet durch die neuen Zusatzbeiträge für gesetzlich Versicherte kaum Kostensteigerungen. "Für ganz wenige wird es etwas teurer, alle können etwas sparen, wenn sie wollen, und für die meisten wird es etwas billiger", sagte er im DLF.

Karl Lauterbach und Susanne Meunier im Gespräch mit Mario Dobovisek | 17.01.2015
    Porträt Karl Lauterbach, SPD-Gesundheitsexperte
    Karl Lauterbach rechnet zwar mit Beitragssteigerungen - aber erst in den kommenden Jahren. (picture-alliance/ dpa / Maja Hitij)
    Für viele Versicherte liege die Summe aus dem neuen allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent und dem Zusatzbeitrag ihrer Krankenkasse unter dem bisherigen Einheitsbeitrag. "Außerdem kann jeder in eine Kasse wechseln, die möglichst preiswert ist", sagte Lauterbach.
    Für die Zukunft erwartet der Gesundheitsexperte aber höhere Beiträge. "Im Moment ist die Lage sehr günstig." Das Geld fließe üppig, weil so viele Menschen beschäftigt seien und in die Sozialkassen einzahlten. In den nächsten Jahren würden aber demografiebedingt immer weniger Menschen arbeiten und die Kosten im Gesundheitssystem deutlich zunehmen.
    Auch dann aber solle man bei der Wahl seiner Kasse nicht nur nach dem Beitragssatz gehen: Die wenigen Kassen ganz ohne Zusatzbeitrag seien regionale Anbieter ohne dichtes Servicenetz - was aber gerade ältere Menschen bräuchten. Auch Zusatzleistungen und die Art und Weise, wie Krankenkassen Standardleistungen erbrächten und organisierten, sei ein wichtiger Faktor.
    Keine guten und schlechten Kassen
    Susanne Meunier von der Stiftung Warentest betonte ebenfalls im DLF: "Man kann nicht sagen, es gibt gute und schlechte Kassen." Welche Kasse die richtige sei, hänge ganz allein davon ab, welche Leistungen man benötige. Für manche Menschen sei wichtig, dass es einen guten Service gebe, Zusatzleistungen für bestimmte Krankheiten oder viele Geschäftsstellen, andere schauten eher auf den Preis.
    Man müsse sich jeden Aspekt genau anschaue, riet Meunier den Versicherten. "Es ist überhaupt sinnvoll, sich mit seiner Kasse zu beschäftigen." Viele Menschen wüssten gar nicht, was die eigene Krankenkasse alles anbiete. Wer seine Kasse wechseln wolle, könne das ganz einfach und ohne Risiko machen, sagte Meunier weiter. Man sei nie ohne Schutz: "Man wird ja immer aufgenommen in der Kasse."

    Das Interview in voller Länge:
    Mario Dobovisek: Noch zwei Wochen bleiben jenen Versicherten Zeit, deren Kassen ab Januar Zusatzbeiträge erheben. Das kann im Jahr schnell einen Unterschied von bis zu 500 Euro ausmachen. Was es mit dem neuen Krankenkassengesetz auf sich hat, das seit dem 1. Januar gilt, und wie Sie die für Sie richtige Krankenkasse finden können, das besprechen wir mit dem SPD-Politiker Karl Lauterbach und Susanne Meunier von der Stiftung Warentest.
    Die gesetzlichen Krankenversicherungen schwimmen im Geld, hieß es im vergangenen Jahr noch, deshalb könne der Pflichtbeitrag von 15,5 Prozent des Einkommens auf 14,6 Prozent gesenkt werden, also um immerhin 0,9 Prozentpunkte.
    Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe damals: "Wir machen mit diesem Gesetz die gesetzliche Krankenversicherung zukunftsfest. Dann sind 20 Millionen Versicherte in einer Kasse, deren Finanzsituation es erlauben würde, mit weniger als 0,9 Prozent Zusatzbeitrag auszukommen, also eine Entlastung der Versicherten vorzunehmen."
    Das neue Gesetz gilt inzwischen, und fast alle Kassen erheben seit dem 1.1. Zusatzbeiträge von ihren Versicherten. Die fallen ganz unterschiedlich aus. Für viele Mitglieder ändern sich die Beiträge gegenüber dem vergangenen Jahr nur marginal oder gar nicht. Sechs Kassen lassen draufzahlen und nur zwei regionale verzichten ganz auf den Sonderbeitrag. Doch der Preisunterschied kann im Jahr bis zu 500 Euro betragen. Zu mir ins Studio gekommen ist Karl Lauterbach, er ist Gesundheitsökonom und Fraktionsvize der SPD im Bundestag. Schönen guten Morgen!
    Karl Lauterbach: Guten Morgen!
    Dobovisek: Für den Großteil aller Versicherten änder sich also gar nichts. Einige müssen sogar mehr bezahlen. Wo bleibt denn die angekündigte Entlastung?
    Lauterbach: Na ja, für viele ändert sich schon etwas, und für alle ändert sich auch etwas. Was sich für viele ändert, ist, dass der Zusatzbeitrag, wenn er bezahlt wird, mit dem allgemeinen Beitrag zusammen weniger ist, als sie bisher bezahlt haben. Das heißt, es ändert sich nicht, dass gar kein Zusatzbeitrag gezahlt wird, aber die Summe, Zusatzbeitrag und Einheitsbeitrag ist weniger als jetzt - eine Entlastung. Was sich für alle ändert, ist, dass jeder in eine solche Kasse wechseln kann, die möglichst preiswert ist. Somit würde ich sagen, für ganz wenige wird es etwas teurer. Das wären aber auch Beitragssatzanstiege gewesen, die wir sonst beobachtet hätten. Für ganz wenige wird es etwas teurer. Alle können deutlich sparen, wenn sie wollen. Und für die meisten wird es etwas billiger.
    "Es ist ganz klar, der Kostenanstieg wird kommen"
    Dobovisek: Dabei wird es ja vermutlich nicht bleiben, Herr Lauterbach. Neue Medikamente, Apparate und Verfahren sind teuer, wir werden älter. Die Kosten werden also steigen - damit auch die Zusatzbeiträge?
    Lauterbach: Auf jeden Fall. Es ist ganz klar, der Kostenanstieg wird kommen. Im Moment ist die Situation sehr günstig, weil wegen der sehr geringen Arbeitslosigkeit die Einnahmen der gesetzlichen Krankenversicherung, die ja sehr stark, zu mehr als 90 Prozent an diesen Einkünften der Arbeitnehmer hängen, also dass diese Einkommen da sind. Zum jetzigen Zeitpunkt fließt das Geld üppig. Das wird sich ändern. Das wird sich auch dann ändern, wenn die Arbeitslosigkeit übrigens nicht steigt, weil einfach weniger Menschen in Zukunft arbeiten werden. Wir werden demografiebedingt weniger Menschen im Arbeitsprozess haben. Von daher kommt da schon auf der Einnahmenseite Druck, und auf der Ausgabenseite kommt ein enormer Druck, weil wir bis zum Jahr 2030 eine Zunahme des Leistungsvolumens gerade für ältere Menschen um zwischen 30 und 50 Prozent erwarten müssen. Daher deutlich mehr Ausgaben, weniger Einnahmen. Dann werden die Beitragssätze im Sinne der Zusatzbeiträge sehr stark ansteigen, und das ist eine Frage von zehn, 15 Jahren im allerspätesten Falle.
    SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach beim Interview im DLF-Studio.
    SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach beim Interview im DLF-Studio. (Deutschlandradio/Sebastian Weßling)
    Dobovisek: Wenn denn die Einnahmen so üppig sprudeln, wie Sie gerade beschreiben, warum sind dann überhaupt so viele Zusatzbeiträge nötig, die die Kassen erheben?
    Lauterbach: Das Wort "Zusatzbeitrag" ist ja hier also ehrlich gesagt fehldeutend, weil der allgemeine Beitragssatz ist gesenkt worden. Nur so wird der Zusatzbeitrag also für diese Kassen notwendig. Hätten wir jetzt den also früheren Beitragssatz also zum neuen Einheitsbeitragssatz gemacht, dann hätte es nur Senkungen gegeben, dann wäre das sehr viel besser verkauft worden, dann hätte man das sehr viel besser dem Bürger mitteilen können ...
    "Bei der Wahl der Kasse niemals allein nach dem Beitragssatz gehen"
    Dobovisek: Aber es gibt auch Kassen, die mit 14,6 Prozentpunkten auskommen. Was machen die besser als andere?
    Lauterbach: Das sind ganz wenige. Sehr häufig ist es so, dass es dann regionale Kassen sind, die kein flächendeckendes Netz haben von Servicestellen. Das sind nicht immer Kassen, die ich dem normalen Bürger empfehlen würde. Wenn gerade der ältere Mensch eine Entlastung auch benötigt, braucht er ein relativ dichtes Servicenetz, ein Netz von Geschäftsstellen, wo er nachfragen kann, wo er sich helfen lassen kann. Wir erwarten im Übrigen im Moment, das, was einzelne Kassen machen können - demnächst werden die Kassen bei planbaren Leistungen direkte Verträge mit den Krankenhäuser abschließen können, sie können über die Qualität der Leistungen in diesen Krankenhäusern direkter informieren. Das ist alles, was ich in dieser Servicestelle abrufen kann. Da kann ich mich informieren. Also, ich brauche beispielsweise ein neues Hüftgelenk. Welche Klinik ist da besonders gut in meiner Stadt? Diese Informationen werden zur Verfügung stehen. Von daher würde ich bei der Wahl der Kasse niemals allein nach dem Beitragssatz gehen.
    Dobovisek: Da werden wir nachher noch mal genauer drüber sprechen, wenn wir mit der Stiftung Warentest verbunden sind. Der Arbeitgeberbeitrag, der wurde eingefroren, schon vor längerer Zeit. Künftige Kostensteigerungen werden also allein die Versicherten mit ihren Zusatzbeiträgen zahlen müssen. Klingt nicht besonders sozialdemokratisch.
    Lauterbach: Ist es auch nicht. Das ist ja in der Zeit von Schwarz-Gelb bereits beschlossen worden, das ist keine Neuregelung der Großen Koalition -
    Dobovisek: Hätte man ja auch abschaffen können.
    Lauterbach: Genau, aber dafür hätten wir andere Mehrheitsverhältnisse gebraucht. Ich habe ja vorgeschlagen, dass wir das abschaffen, weil die SPD ist der Meinung, dass die sozialen Sicherungssysteme paritätisch, also zur Hälfte von den Arbeitgebern und zur Hälfte von den Arbeitnehmer bezahlt werden müssten. Das ist unsere Position. Wir konnten das nicht durchsetzen. Auf der anderen Seite haben wir zumindest die Kopfpauschalen wegbekommen. Wenn jetzt Kopfpauschalen genommen würden, dann stünde im Vordergrund des Wettbewerbs nur die Höhe der Kopfpauschale, dann würden Qualitätsaspekte, welche Kasse was anbietet, wie viele Servicestellen, wie gut die Leistungen sind, das würde überhaupt keine Rolle spielen.
    Dobovisek: 95 Prozent aller Leistungen sind gesetzlich vorgeschrieben, fünf Prozent der Zusatzleistungen, nennen wir sie mal, bleiben also übrig. Ist das wirklicher Wettbewerb?
    Lauterbach: Das ist Wettbewerb, und zwar deshalb, weil auch bei den 95 Prozent der Leistungen, die vorgeschrieben sind, die Kasse helfen kann, dass man die Leistung dort bekommt, wo sie am besten erbracht wird. Ich bringe ein simples Beispiel: Eine Herzoperation ist für denjenigen, der ein Herzproblem hat, natürlich eine Kassenleistung, die jede Kasse anbieten muss. Aber die Kassen unterscheiden sich schon sehr wohl darin, wie sie einem helfen, die Leistung zu bekommen, wie sie darstellen, wo die Leistung besonders gut ist. Die Kassen sollen noch mehr Rechte dieser Art bekommen. Somit, die Art und Weise, wie die Standardleistung erbracht wird, darin müssen sich die Kassen im Wettbewerb beweisen.
    "Es ist ganz einfach, die Kasse zu wechseln"
    Dobovisek: Dann nehmen wir doch genau an dieser Stelle Susanne Meunier mit dazu. Sie ist von der Stiftung Warentest, und die Stiftung Warentest hat zu Beginn des Jahres alle gesetzlichen Kassen näher unter die Lupe genommen. Frau Meunier, kann sich ein Wechsel lohnen?
    Susanne Meunier: Ja, also wenn man eben auf das Geld schaut und eigentlich auch gesund ist, kann man eben auch sich nach dem günstigen Beitragssatz richten, zumal wenn in dem Bundesland, in dem man ist, zum Beispiel eine Kasse günstiger ist als die, in der man ist. Und man weiß natürlich, das ist jetzt praktisch eine Momentaufnahme zum Januar, und wie sich die Zusatzbeiträge entwickeln, wissen wir nicht, und dann kann man aber auch wieder wechseln. Man hat ein Sonderkündigungsrecht, wenn der Beitragssatz nach oben geht, und das beläuft sich so, dass man praktisch, wenn man jetzt bis Ende Januar kündigt, wenn eine Kasse also einen Zusatzbeitrag nimmt - das machen ja alle außer zwei kleine regionale Kassen -, kann man wechseln zum April. Und wenn man erst später informiert wird von der Kasse über diesen Zusatzbeitrag, dann kann sich auch diese Frist noch bis in den Februar zum Beispiel erstrecken.
    Dobovisek: Wie schwierig ist es dann in der Praxis, die Krankenkasse dann zu wechseln?
    Meunier: Es ist ganz einfach, die Kasse zu wechseln, denn jede Kasse muss einen gesetzlich Versicherten aufnehmen, und man muss einfach nur kündigen bei der Kasse, eben rechtzeitig. Und dann, die alte Kasse stellt eine Kündigungsbestätigung aus, die der Versicherte zusammen mit dem Mitgliedsantrag bei der neuen Kasse einreicht. Und der Arbeitgeber muss natürlich informiert werden, und die neue Kasse muss innerhalb dieser zwei Monate, bis man wechselt, eine Mitgliedsbescheinigung ausstellen. Das funktioniert ganz einfach, das ist wirklich für jeden möglich. Aber natürlich ist es nicht nur der Preis, für viele Leute ist es so, dass die sagen, ich bin bei dieser Kasse wegen eines guten Service oder weil bestimmte Zusatzleistungen mir wichtig sind. Ich habe das Gefühl, ich bin hier gut aufgehoben, und die Euro, die ich spare, sind für mich nicht so relevant. Andere müssen sehr aufs Geld achten, und da ist das auch eine Möglichkeit, zu sparen.
    Dobovisek: Über diese Unterschiede haben wir auch gerade kurz mit Herrn Lauterbach gesprochen, der auch nach wie vor bei uns im Studio sitzt. Was können Sie denn den Versicherten mit an die Hand geben, Frau Meunier, um für sich selbst die richtige Kasse zu finden?
    Meunier: Wenn der Geldaspekt eben abgehakt ist, dann gibt es natürlich andere Kriterien, zum Beispiel für junge Gesunde natürlich vielleicht - da ist der Beitrag wichtig, oder auch Reiseimpfungen gibt es, Hautkrebsfrüherkennung auch schon für unter 35-Jährige. Andere Menschen wollen zum Beispiel viele Geschäftsstellen haben, die brauchen dann eine Kasse, die eben wirklich viele hat. Andere sind vielleicht nur telefonisch zu erreichen oder haben ganz wenige Geschäftsstellen. Für Familien mit Kindern ist vielleicht auch eine medizinische Hotline rund um die Uhr ganz relevant oder eine Haushaltshilfe bei schwerer Erkrankung mit Kind. Das muss man dann genau anschauen, welche einzelnen Aspekte sozusagen die Kasse, in die man vielleicht wechseln will oder die, in der man ist, zusätzlich angeboten werden, wo sind die Leistungen besser, worauf kommt es jemandem an. Und wir erheben das jeden Monat, aktualisieren das immer. Das ist natürlich auch so eine - man muss das gut zusammensammeln, damit der Einzelne das auch gut vergleichen kann, und dann kann man danach schauen und dann überlegen, ist mir der Preis das Wichtigste oder sind mir andere Zusatzleistungen wichtiger.
    "Es gibt ja lange Wartezeiten, gerade in den Großstädten"
    Dobovisek: Herr Lauterbach von der SPD?
    Lauterbach: Ich stimme dem allem zu. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass es auch schon einige Kassen gibt, die jetzt helfen, einen Termin beim Facharzt zu bekommen. Es gibt ja lange Wartezeiten, gerade in den Großstädten. Und einige Kassen - ich will jetzt hier keine Namen nennen -, die sind jetzt schon dabei, ihren Versicherten zu helfen, einen solchen Termin zu bekommen. Wir werden da ein Gesetz machen, das das für alle beschleunigt, also dass innerhalb von vier Wochen immer ein Facharzttermin möglich ist, egal, bei welcher Kasse man ist, aber im Moment spielt das noch eine große Rolle, und das könnte sich lohnen.
    Dobovisek: Frau Meunier von der Stiftung Warentest: Wenn ich mir zum Beispiel zwei Kassen, wie ich es gestern mal gemacht habe, einfach mal stichprobenartig in der Vorbereitung dieser Sendung anschaue, auch bei Ihnen in der Datenbank der Stiftung Warentest, dann habe ich bei einer Kasse gesehen, ganz viele Kreuze, also keine vorhandene Leistung, bei der anderen waren ganz viele Häkchen, vorhandene Leistungen -würden Sie sagen, es gibt schlechte und gute Krankenkassen?
    Meunier: Es kommt immer darauf an, welche Leistungen sind das, sind die für mich relevant. 95 Prozent der Leistungen sind ja gleich, und wie Herr Lauterbach auch schon gesagt hat, gibt es dann auch im Detail Kassen, die vielleicht einem dann noch mehr helfen als andere. Aber es gibt natürlich bestimmte Sachen auch außerhalb des Beitragssatzes, an Zusatzleistungen, die eben auch Geld wert sind, beispielsweise Osteopathieleistungen, die bei der einen Kasse stärker bezuschusst werden als bei der anderen. Oder es gibt auch bei künstlicher Befruchtung, das ist ja für Paare, die einen Kinderwunsch haben, vielleicht relevant, und das kann auch sehr viel Geld sein, was eben bei der einen Kasse mehr und bei der anderen weniger bezahlt wird. Deswegen kann man nicht sagen, es gibt gute und schlechte Kassen, sondern es kommt darauf an, was für Dinge sind der einzelnen Person oder einer Familie wichtig, worauf kommt es an. Und danach kann man schauen, welche Extraleistungen bietet eine Kasse.
    Dobovisek: Wenn also ein Versicherter jetzt das Gefühl hat, ich möchte gerne wechseln, dann geht er damit kein Risiko ein?
    Meunier: Nein, natürlich nicht. Er wird ja immer aufgenommen bei der Kasse. Wenn er irgendwas falsch macht bei seiner Kündigung, bei dem Wechsel, dann ist er in seiner alten Kasse, also er ist nie ohne Schutz. Und er kann immer wieder wechseln, wenn es einen neuen - also wenn der Zusatzbeitrag beispielsweise erhöht wird, hat er ein Sonderkündigungsrecht, ansonsten, wenn jemand 18 Monate in einer Kasse war, kann er wieder wechseln. Es ist auf jeden Fall sinnvoll, sich überhaupt mal mit seiner Kasse zu beschäftigen, denn viele Menschen wissen gar nicht, was eigentlich ihre Kasse ihnen vielleicht noch extra alles anbietet. Und eventuell kommen sie dann erst darauf, dass sie erst mal finanzielle Vorteile haben oder auch Hilfe bekommen können.
    Dobovisek: Susanne Meunier von der Stiftung Warentest. Vielen Dank dafür! Und auch noch mal vielen Dank an Karl Lauterbach von der SPD!
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.