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Zweifel an der universitären Unabhängigkeit

Die katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt hat einen neuen Präsidenten: den Theologen Reinhard Hütter, 50 Jahre, gebürtiger Oberfranke, derzeit mit Lehrstuhl an der University in Durham, USA. Eigentlich wäre das Ereignis maximal eine Randnotiz auf den Hochschulseiten wert, doch der Wahl ging ein Skandal voraus.

Von Susanne Pfaller-Segador | 07.05.2009
    "Habemus Präsidentem."

    Die Erleichterung ist Helmut Altner, dem Vorsitzenden des Hochschulrates anzuhören. Endlich hat die Uni Eichstätt wieder eine Führung.
    "Ich nehme gleich das Ergebnis vorweg: Wir haben im zweiten Wahlgang Herrn Professor Hütter gewählt. Ich denke, das ist ein schönes Ergebnis."

    Das betont Altner deshalb so, weil die Suche nach dem richtigen Mann an der Spitze der Hochschule nicht nur einen zweiten Wahlgang erforderte, sondern eine komplett neue, zweite Wahl.

    Frisch ist die Erinnerung an die erste, verpatzte Präsidentenwahl im vergangenen April, als Gregor Maria Hanke, Bischof in Eichstätt und zugleich Stiftungsratsvorsitzender der Universität, den damals schon gewählten Professor Ulrich Hemel ablehnte - und damit ein bundesweit beachtetes Personalchaos auslöste.

    Zweifel an der universitären Unabhängigkeit der Hochschule kamen damals auf und die bundesweite Hochschulgemeinde fragte sich, wie weit denn die Kirche in ihre Uni hineinregieren will. Fragen, die mit der Wahl Hütters erneut gestellt werden, denn der evangelisch erzogene Oberfranke ist erst vor fünf Jahren zum katholischen Glauben konvertiert. Er muss sich deshalb mit dem Verdacht auseinander setzen, ein katholischer Hardliner zu sein. Eine Skepsis, die Altner nicht teilt:
    "Bei der öffentlichen Anhörung ist das ja auch gefragt worden: 'Herr Hütter, Sie sind ja als Hardliner gezeichnet worden; was sagen Sie dazu?' Und da hat er sich ganz elegant und überzeugend aus der Affäre gezogen und sehr genau definiert, war er unter Hardliner versteht; und zwar das er kein theologischer Fundamentalist ist, sondern nur als Hardliner in Bezug auf Leistungsgesichtpunkte, wie er sie von seiner Heimatuniversität kennt. Und wenn man diesen Wortlaut seiner Äußerungen zu Grunde legt, ist nicht zu erwarten, dass es in irgendeiner Weise Schwierigkeiten geben wird."

    Ganz so überzeugt sind die Studenten auf dem Eichstätter Campus nicht:

    "Mir ist er etwas zu konservativ. Seine Rede auf dem Hearing hat sich angehört wie eine Predigt."

    "Ich weiß, dass er in kirchlichen Bereichen sehr engagiert ist, aber mehr weiß ich noch nicht."

    "Das war so viel Theater in letzter Zeit, dass mir das Ganze jetzt ziemlich egal ist."

    "Eine interessante Wahl, weil das katholische Profil, das die Uni eh schon hat, noch weiter gestärkt wird. Ob das gut ist, ist die nächste Frage."

    Rheinhard Hütter beantwortet sie klar mit Ja. Der Theologe will das katholische Profil nicht nur schärfen, sondern als Alleinstellungsmerkmal aufbauen und mit einem positiven Image versehen. Während amerikanische Studenten voller Stolz erklärten, dass sie eine katholische Hochschule besuchen, würden ihre deutschen Kommilitonen das am liebsten verschämt verschweigen. Das müsse sich ändern, hatte Hütter im Hearing erklärt.

    Doch die Frage, wie sich der katholische Charakter der Hochschule manifestieren soll, ist längst nicht die einzige Aufgabe, die auf Hütter wartet. Er muss die Forschung, die an der Eichstätter Uni vor sich hin dümpelt, stärken, die Katholische Hochschule endlich in die Deutsche Forschungsgemeinschaft bringen. Dafür, meint Hochschulrat Helmut Altner, sei Hütter der richtige Mann.
    "Er kommt von einer amerikanischen Eliteuniversität. Ich denke, dass das ein geistiger Import nach Eichstätt sein kann, der der Hochschule ausgesprochen nützlich sein kann."

    Den Segen des Eichstätter Bischofs hat Hütter auf jeden Fall schon. In einer ersten Erklärung sicherte der Vorsitzende des Stiftungsrates dem neu Gewählten seine volle Unterstützung zu. Hütters Amtseinführung zum 1. August scheint also nur noch reine Formsache zu sein. Doch Hütter geht auf Nummer sicher: Per Fax aus den USA teilte er mit: Bevor Bischof Hanke ihn nicht offiziell mit der Führung der Universität betreut hat, wird er sich nicht öffentlich äußern.