Freitag, 19. April 2024

Archiv

Zum Tod des israelischen Schriftstellers Amos Oz
Ein streitlustiger Optimist

Hochgebildeter Literat, Friedensaktivist, Gewissen der israelischen Nation: Amos Oz war all das und viel mehr. Genau diese Vielfalt sei das Wunderbare an ihm und mache sein Werk bis heute so lesenswert, sagte Literaturkritiker Carsten Hueck im Deutschlandfunk.

Carsten Hueck im Gespräch mit Karin Fischer | 28.12.2018
    Der Schriftsteller Amos Oz
    Im Alter von 79 Jahren gestorben: der israelische Schriftsteller Amos Oz (dpa-Zentralbild)
    Amos Oz, geboren 1939 in Jerusalem als Kind von Einwanderern, war einer der wichtigsten Vertreter der israelischen Literatur. Über 30 Bücher schrieb er in seinem Leben, die in fast 40 Sprachen übersetzt wurden. Für seine Werke wurde er mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Jetzt ist Amos Oz im Alter von 79 Jahren gestorben.
    Kritischer Begleiter der israelischen Gesellschaft
    Literaturkritiker Carsten Hueck würdigte Amos Oz im Deutschlandfunk als eine zentrale Figur der israelischen Literatur: Er habe zu einer Generation von Schriftstellern gehört, die nicht mehr bereit waren, den Staat Israel zu verherrlichen: "Er war ganz wichtig für eine Entwicklung in der israelischen Literatur hin zum Privaten, weg von der staatlich verordneten Haltung, die den Israeli idealisierte." Dennoch sei Oz ein Patriot gewesen, der sein Land verteidigen wollte: "Er war immer ein Teil, aber gleichzeitig auch ein kritischer Begleiter der israelischen Gesellschaft." Ein streitlustiger Mann, dabei aber immer lösungsorientiert, der die Hoffnung auf Frieden mit den Palästinensern nie aufgegeben habe.
    Außerdem zeichne sich sein Werk durch eine unglaubliche Vielfalt aus, so Literaturkritiker Hueck: "Oz ist jemand, der Essays über Fanatismus geschrieben hat, er ist jemand, der mit Zeitungsartikeln in die Tagespolitik eingegriffen hat, er ist jemand, der Kinderbücher geschrieben hat, der nach dem Sechs-Tage-Krieg Interviews mit Soldaten geführt hat - und er ist eben ein sehr, sehr guter Erzähler, der auch Einflüsse aus der Weltliteratur in seine Arbeit mit einbezogen hat."