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Zweiter Anlauf fraglich

Zwei Jahre nach der gescheiterten Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2018 will es München noch einmal versuchen. Vor der Bewerbung für die Winterspiele 2022 zusammen mit Garmisch, Ruhplding und dem Königssee steht allerdings noch eine große Hürde: der Bürgerentscheid am 10. November 2013.

Von Florian Bauer | 02.11.2013
    "Ja, packt Kleber drauf. Ordentlich drauf."

    Ein Plakatständer. Ein einziger, steht auf der Mitte des Rindermarktes im Herzen von München. Extra aufgestellt für diesen Werbetermin.

    "Das sieht doch gar nicht schlecht aus, oder?"

    20 Journalisten, Fotografen, Kameraleute sind gekommen. Es ist das Werbeplakat für Olympia 2022, Oja steht drauf, Ja zu Olympia sollen die Menschen beim Bürgerentscheid am 10. November ankreuzen.

    "Ich glaube, dass eine Olympiade 2022 wirklich ein Projekt für die Zukunft ist."

    Sagt Thomas Muderlak, der Vorsitzende der Tourismus-Initiative München. Über 100 Unternehmen unterstützen die Bewerbung Münchens für die Olympischen Winterspiele 2022. Sie haben das Plakat bezahlt und deshalb ist das Plakat auch einseitig positiv, pro Bewerbung. Die Stadt München muss neutral bleiben. Der Oberbürgermeister ignoriert das einfach.

    "Grüß Sie Gott!"

    Olympia 2022 wäre großartig, sagt Christian Ude:

    "Da wird die Infrastruktur aufgebessert, da werden auch viele Schritte nachgeholt, die längst erforderlich gewesen wären, neue Sportstätten entstehen."

    Aber nicht viele. Denn von 16 Wettkampfstätten seien elf schon fertig, sagen die Befürworter, nachhaltig sei die mögliche Bewerbung deshalb. Vor allem auch wegen der Sommerspiele 1972 und dem Olympiapark. Hier sollen Eröffnungs- und Schlussfeier, Eishockey, Snowboard oder Freestyle stattfinden. Dazu in Ruhpolding Biathlon und Langlauf, Rodeln am Königssee und Ski Alpin in Garmisch. Auf zumeist bestehenden Anlagen. Nur, das heiße gar nichts, sagen Kritiker wie der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayrischen Landtag, Ludwig Hartmann.

    "Es heißt zwar immer, elf Sportstätten sind schon vorhanden, aber die letzten Jahre haben gezeigt, das heißt noch lange nicht, dass die 2022 noch die richtigen sind. Und ich sage schon jetzt, da wird sich einiges ändern. Und alleine bei der Bewerbung 2018: Da wurde in drei Jahren so viel über den Haufen geworfen."

    Vor zwei Jahren scheitert der erste Versuch Münchens, die Bewerbung für die Winterspiele 2018, am südkoreanischen Pyeonchang. Und am Widerstand im Mitaustragungsort Garmisch. Dort ist es jetzt ruhiger, auch weil nun 40 Prozent weniger Fläche gebraucht werden, heißt es. Man habe dazu gelernt, sagt Heinz Mohr, der Vorsitzende des Vereins OlympiJA in Garmisch. Für die Infrastruktur rund um den Ort, wie zum Beispiel Tunnel, seien die Spiele unverzichtbar.

    "Garmisch lebt ja großteils vom Tourismus. Und wer nimmt das schon gerne auf sich. Wenn er vor dem Skifahren im Stau steht und nach dem Skifahren. Und das sind Dinge, da kämpfen wir seit Jahrzehnten drum, wissen aber genau, dass wir zeitnah das nur dann realisieren können, wenn wir ein Großereignis wie Olympia durchführen."

    Axel Döring hingegen, sieht Olympia 2022 als Gefahr für Garmisch. 40 Jahre war er Förster im Skigebiet der berühmten Kandahar-Abfahrt. Jetzt ist er für den Bund Naturschutz gegen die Bewerbung aktiv.

    "Die Olympischen Spiele sind so hochkommerzialisiert sind, dass Sie hundertprozentige Schneesicherheit brauchen, also Schneekanonen, aber auch ganz viel, was im Boden vergraben wird. Dafür braucht man Wasser, Energie. Das heißt, man muss massiv überrüsten."

    Olympische Winterspiele bis auf unter 800 Metern seien Schwachsinn. Außerdem sei der Ausrichtervertrag des IOC eine Frechheit.

    "Weil in diesem Host-City-Vertrag Rechte und Pflichten völlig einseitig zu Lasten der Ausrichterorte vergeben werden, weil da zum Beispiel unbegrenzte Defizitgarantien drin sind, weil da drin ist, dass das IOC Steuerfreiheit für seine Geschäfte bekommt."

    Und Ludwig Hartmann von den Grünen im Landtag in München sagt:

    "Für die Olympiabewerbung müssten wir die bayerische Haushaltsordnung außer Kraft setzen, weil uns verboten ist, unbegrenzt zu haften, was ja ein guter Grund ist. Und das Wort Schuldengrenze ist in aller Munde. Und ich finde es schon schwer, in solchen Zeiten einen Vertrag zu unterschreiben, wo der Steuerzahler unbegrenzt fürs IOC haften soll."

    3,3 Milliarden Euro soll München 2022 kosten. Nur ein Teil käme vom IOC. Nur alle Spiele der vergangenen Jahre wurden am Ende teurer. Ganz München ist dieser Tage vollplakatiert, mit den Plakaten für die Bewerbung. München 2022 - vier positive Bürgerentscheide bräuchte es am Sonntag erstmal für die Bewerbung. Eine Bewerbung mit vielen Fragezeichen.