Donnerstag, 25. April 2024

Zweiter Festivaltag
Veranstaltungen

Der zweite Festivaltag fragt nach Bikulturalität in Werken und Biografien. Mauern, Grenzen und anderen Phänomenen des Trennenden widmet sich ein inszeniertes Ensemblekonzert mit Auftragswerken. Die jüngste Musikergeneration meldet sich mit eigenen Klängen zu Wort. Auch passieren 20 Forums-Jahre Revue.

06.04.2019
    Logo des Forum neuer Musik 2019 mit Datumsanzeige 6.4.
    Das "Forum neuer Musik" reflektiert am zweiten Festivaltag auch seinen eigenen Werdegang (Deutschlandradio Collage)
    Kunst-Station Sankt Peter, Köln - 13:00 Uhr Lunchkonzert
    "Bleibt in mir und ich in euch"
    Werke von Isang Yun und Younghi Pagh-Paan
    Programm:
    Isang Yun - Fragment für Orgel (1975)
    Younghi Pagh-Paan - Ta-Ryong IV (1991)
    Younghi Pagh-Paan - Unterm Sternenlicht (2009)
    Isang Yun - Tuyaux sonores (1991)
    Younghi Pagh-Paan – Bleibt in mir und ich in euch (1998/2007)
    Mitwirkende:
    Dominik Susteck, Orgel
    Michael Pattmann, Schlagwerk
    Deutschland wurde für sie zum Lebensort, wo sie ihr künstlerisches Tun entfalteten. Isang Yun (1917-1995) und Younghi Pagh-Paan (*1945) kamen einst aus Korea hierher, um ihre Kompositionsstudien zu ergänzen. Später wurden sie selbst zu einflussreichen Lehrern an Musikhochschulen in Berlin und Bremen. In der Kunst-Station Sankt Peter präsentieren Organist Dominik Susteck und Schlagwerker Michael Pattmann beide Komponierenden als Fürsprecher musikalischer Pluralität.
    Der Komponist Isang Yung im Jahr 1972.
    Der Komponist Isang Yun lebte in Berlin (imago)
    Sowohl Pagh-Paans als auch Yuns Musik bergen – auf je unterschiedliche Weise – westliche wie ostasiatische Elemente. Ihre Kompositionen bewegen sich in einem Zwischenraum, der ihre individuellen künstlerischen Ansätze offenbart: Isang Yun ging vom ostasiatischen Denken aus, das er aus Korea mitgebracht hatte. Ein Einzelton ist dort mehr als nur ein Grundbaustein von Musik. Töne seien "wie Pinselstriche", sagte Yun. Sie seien nicht immer exakt und gerade, sondern flexibel und trügen eine ganze Klangwelt in sich. So wie im Einzelton eine ganze Welt liegen kann, so sei – nach ostasiatischer Denkweise – die ganze Welt klingend: Das, was wir hören, meint Younghi Pagh-Paan, sei nur die unvollkommene Widerspiegelung eines Ganzen. Der kosmische Raum sei voller Klang, von dem wir immer nur Ausschnitte wahrnehmen können.
    Komponistin Younghi Pagh-Paan
    Komponistin Younghi Pagh-Paan (Deutschlandradio/Tomek Kujawinsk)
    Ausschnitte aus der Produktion werden am 22.06.2019 um 22:05 Uhr ("Atelier neuer Musik") im Deutschlandfunk gesendet.
    Deutschlandfunk Foyer, Köln - 17:00 Uhr
    20 Jahre "Forum" als Beitrag zu Integration und Pluralität
    Lecture mit Frank Kämpfer
    Das "Forum neuer Musik" blickt auf 20 Veranstaltungs-Jahre zurück und fragt nach postmigrantischen Spuren darin. Deutschlandfunk-Redakteur und Festivalleiter Frank Kämpfer setzt den Fokus auf Entwicklungssprünge wie die konzeptionelle Einbeziehung komponierender Frauen, von Ostdeutschen, Osteuropäern und vor allem der jungen Generation. Wichtig für das "Forum" wurden die musikalische Erschließung Europas, die eigenständigen Blicke darüber hinaus, etwa nach Ostasien und Lateinamerika sowie die Frage nach Modernen nicht-westlicher Art. Schritt um Schritt löste sich das "Forum" dabei vom ausschließlich materialästhetisch fixierten Avantgarde-Begriff. Vermittelnde Elemente wurden erprobt, Projekte mit Hochschulen kamen hinzu, politisches und soziologisches Denken, die thematische Arbeit als solche.
    Porträt-Foto von Deutschlandfunk-Redakteur Frank Kämpfer vor einem gelben Container
    Festivalleiter und Dlf-Redakteur Frank Kämpfer (Deutschlandradio/ Thomas Kujawinski )
    Heute versteht sich das Forum als diskursive Veranstaltungsform, in der sich verschiedene Wort- und Musikformate einander kommentierend auf gesellschaftlich relevante Themen und Fragen beziehen: 2017 beispielsweise Klima und Anthropozän, 2018 die "Echoes of 68" und 2019 Jahr Integration und Vielheit. Dabei artikuliert sich jedes Jahr aufs Neue die Vision einer Musik, die in den Debatten der Gesellschaft verankert ist.
    Eine Variante der Lecture als Studioproduktion wird am 06.04.2019 ab 22:05 Uhr ("Atelier neuer Musik") im Deutschlandfunk gesendet.
    Deutschlandfunk Foyer, Köln - 18:00 Uhr
    Bikulturell leben und arbeiten
    Violeta Dinescu, Farzia Fallah, Eres Holz, David Smeyers im Gespräch
    Moderation: Frank Kämpfer
    Betritt man unbekanntes Terrain und findet sich in einem neuen kulturellen Gefüge wieder, ist man zunächst fremd. Man trägt bisherige Maßstäbe in sich, wächst in neue hinein. Für die Übergangszeit haben sie oder er einen doppelten Blick, der ebenso irritiert wie er produktiv machen kann.
    Leben und arbeiten im Kontrapunkt verschiedener kultureller Erfahrungen – damit verbinden sich nicht nur Veränderungen pragmatischer Art. Vielmehr geht es um Neujustierungen von Identität, Heimat und Teilhabe. Hybrid-Existenzen sind auch in den zeitgenössischen Künsten heute etwas Normales: Schnelle Orientierung an wechselnden Orten gehört zum Tagesgeschäft und ist Voraussetzung, um im Musikbetrieb erfolgreich zu sein. Die Oldenburger Komponistin Violeta Dinescu, der in Berlin unterrichtende Komponist Eres Holz, die in Köln ansässige Komponistin Farzia Fallah sowie der Klarinettist und Hochschullehrer David Smeyers tauschen sich über Erfahrungen aus.
    Deutschlandfunk Kammermusiksaal, Köln - 19:30 Uhr
    Navigating a slippery Path
    Programm:
    Annesley Black - Miniature (2005)
    MD Gutherz - Navigating a slippery Path (2019)
    Adriana Hölszky - La Dame à la Licorne (2014)
    Samir Odeh-Tamimi - Lámed II (2017)
    Christoph Stöber - covfefe (2019)
    sowie klingende Kommentare von Ensemblemitgliedern
    ensemble 20/21
    Dirigent: David Smeyers
    Samir Odeh-Tamimi im Gespräch mit den Musikern bei der Generalprobe
    Dirigent David Smeyers (links) und Komponist Samir Odeh-Tamini (zweiter von links) bei einer Probe (Deutschlandradio/ Thomas Kujawinski)
    Verschiedene Spielarten des Diskutierens, des Debattierens, des Verhandelns bestimmen die soziokulturellen Prozesse unserer Gesellschaft. Einer Gesellschaft, in der viele Sichtweisen und Interessenlagen aufeinanderprallen. Auf welche Weise(n) solche Diskussionen und Verhandlungen geführt werden, untersucht das Kölner ensemble 20/21 in seinem neuen Projekt. Höchst unterschiedliche Stimmen kommen hier zusammen, in einem instrumentalen Gesprächsverlauf, der – selbst für die Beteiligten – nicht vollständig absehbar ist. Klingende Kommentare und Zwischenrufe der Ensemblemitglieder setzen eine rege musikalische Konversation in Gang.
    Ausschnitte aus diesem Musikprojekt werden am 23.06.2019 ab 21:05 Uhr ("Konzertdokument") im Deutschlandfunk gesendet.
    Deutschlandfunk Kammermusiksaal, Köln - 20:30 Uhr
    Breaking the Wall
    Programm:
    Lisa Streich - Mole’s Breath (2019) Uraufführung,
    Auftragswerk des Ensemble LUX:NM *
    Annesley Black- SCRAB(2019) Uraufführung,
    Auftragswerk des Ensemble LUX:NM *
    Ying Wang- W.ALL (2019) Uraufführung,
    Auftragswerk der Stadt Köln

    Gordon Kampe- DARK LUX

    Oxana Omelchuk - Piano Concerto (2019) Uraufführung,
    Auftragswerk des Ensemble LUX:NM *
    * Mit freundlicher Unterstützung der Ernst von Siemens Musikstitung

    Ensemble LUX: NM
    Ruth Velten – Saxofone
    Florian Juncker – Posaune
    Silke Lange – Akkordeon
    Vitaliy Kyianytsia – Klavier
    Elif Dimli – Violoncello
    Martin Offik – Klangregie

    Regie: Sophia Simitzis
    Objekte: Florian Japp
    Künstlerische Leitung: Ruth Velten
    Mauern werden gebaut und überwunden. Sie dienen als Schutz oder Abgrenzung, als Hilfe für behütetes Wohnen oder als Symbol zur Demonstration von Macht. Mauern können einerseits physisch, andererseits psychisch errichtet werden. Immer jedoch dienen sie dem gleichen Zweck: Sie teilen. In verschiedene Seiten oder Lager. Wir alle bauen Mauern und durchbrechen sie. Ob Schallmauer, Firewall, Gartenzäune, Vorurteile, Wände im Kopf, Grenzen zwischen Nationen oder zwischen Kulturen.
    Ying Wang
    Ying Wang (Maria Frodl)
    In einem inszenierten Konzert stellt sich das Berliner Ensemble LUX:NM gemeinsam mit fünf Komponist*innen der Frage, wie Mauern entstehen bzw. eingerissen werden können. Welche Grenzen dienen andererseits zur notwendigen Strukturierung, welche zur Abwehr, welche sind ungewollte Eingrenzung? Wie können der Mensch und die Künste Grenzen überwinden?
    Die neuen Werke von Lisa Streich, Annesley Black und Oxana Omelchuk fördert die Siemens Musikstiftung - Ying Wangs neue Komposition erfolgte im Auftrag der Stadt Köln.
    Eine Gruppe von Musikern stehen mit ihren Instrumenten im hohen Gras vor einer Häuserfront
    Ensemble LUX:NM (Vincent Stefan)
    Die Aufzeichnung dieses Konzertes wird am 23.06.2019 um 22:05 Uhr ("Konzertdokument") im Deutschlandfunk gesendet.