Zweiter Weltkrieg

Vor euren Karren lassen wir uns nicht spannen

Dresdner Bürger stellen am 13. Februar 1993 brennende Kerzen an die Ruine der Frauenkirche auf dem Neumarkt. Sie gedenken der am 13. und 14. Februar 1945 bei allierten Luftangriffen ums Leben gekommenen mehr als 45 000 Menschen. Auf den zahlreichen Veranstaltungen zum 48. Jahrestag der Zerstörung Dresdens rufen sie außerdem zur Beendigung des Völkermordes in Bosnien-Herzegowina auf.
Dresdner Bürger stellen am 13. Februar 1993 brennende Kerzen an die Ruine der Frauenkirche auf dem Neumarkt in Gedenken an die Opfer aus dem Jahre 1945. © picture-alliance / dpa / Thomas Lehmann
Von Alexa Hennings · 10.02.2015
78 Kinder kamen in den Tagen um den 13. Februar 1945 im Krankenhaus Dresden-Johannstadt zur Welt. Die meisten Mütter überlebten die Bombennacht nicht, denn der Keller der Frauenklinik wurde fast vollständig zerstört, während der der Kinderklinik nahezu unversehrt blieb. So kommt es, dass fast alle Kinder überlebten und fast alle Mütter starben.
Zwischen zwei Angriffen wurden die Neugeborenen auf Kohlenwagen gepackt und aus der brennenden Stadt gebracht. Viele wurden erst Monate später von Verwandten gefunden. Vor 15 Jahren machte sich Petra Roschinski, die in Hamburg aufwuchs, auf die Suche nach den überlebenden Neugeborenen der Bombennacht. 25 hat sie gefunden.
Einmal im Jahr, am 13. Februar, kommen sie nach Dresden, um dort zu sein, wo ihre Mütter ums Leben kamen. Jedes Jahr fahren sie hinunter in diesen Keller. Und jedes Jahr verweigern sie sich dem ritualisierten Gedenken der Stadt, das Rechte und Aufrechte, Linke und Polizisten auf die Straße treibt. Als ihre Internetseite von den neuen Nazis zur Propaganda benutzt wurde, war Petra Roschinski empört und stellte klar: "Vor euren Karren lassen wir uns nicht spannen."
Produktion: DLF 2015