Mittwoch, 24. April 2024

Archiv

Zwischen den Sprachen
Die ukrainisch-deutsche Schriftstellerin Katja Petrowskaja

Russisch ist ihre Muttersprache, sie schreibt aber auf Deutsch: Wenn Katja Petrowskaja an Deutschland denkt, denkt sie auch an die Annäherung an eine Sprache, die ihr als Kind gar nicht gefiel.

Von Käthe Jowanowitsch | 30.10.2016
    Katja Petrowskaja, ukrainisch-deutsche Schriftstellerin und Journalistin.
    Katja Petrowskaja, ukrainisch-deutsche Schriftstellerin und Journalistin. (picture alliance / Erwin Elsner)
    Sie wurde 1970 in Kiew geboren, hat in Estland studiert und in Moskau promoviert. Seit 1999 lebt Katja Petrowskaja mit ihrem deutschen Mann in Berlin. "Ich habe mich in die Stadt verliebt, als ich das erste Mal da war", sagt sie.
    Ihr großer, vielfach preisgekrönter Roman "Vielleicht Esther" basiert auf ihren Recherchen zur Geschichte der eigenen Familie, die als Juden in der Ukraine von den Nazis verfolgt wurden. Sie hat ihn auf Deutsch geschrieben, in einer Sprache, die ihr als Kind fremd war. "Das einzige, was mich zu dieser Zeit mit der deutschen Sprache verbunden hat, waren die sowjetischen Kriegsfilme."
    Schönheit des Deutschen erst spät entdeckt
    Und eigentlich meistens ganz unangenehme Redewendungen wie "Hände hoch". Die Schönheit des Deutschen hat sie für sich erst später entdeckt. Durch Lieder, Literatur, die Stimme von Marlene Dietrich - und durch die Musik von Johann Sebastian Bach. "Beim Schreiben merke ich komischerweise, dass diese melodischen Sequenzen mir viel wichtiger sind als Worte oder Sinn. Was ich eigentlich auf Deutsch mache, ist zu versuchen, diesen akustischen Raum mit Worten zu füllen."