Zwischen Groteske und Grauen

Mädchenzimmer mit Soldaten

Berlin: Ein Not-Lazarett ist Bestandteil des Luftschutzbunkers im Berliner U-Bahnhof Gesundbrunnen. Ende der 20er Jahre entstanden die Räume, die zu Beginn des Zweiten Weltkrieges in Bunkeranlagen für die zivile Bevölkerung und in der Planung auch für die militärische Nutzung umgebaut wurden.
Ein Notlazarett in Berlin © picture-alliance / dpa / Bernd Settnik
Von Anna Pein · 08.12.2015
Zweiter Weltkrieg. Die Schwestern Elfriede und Hannelore haben sich nachts im Kinderzimmer ein gruseliges Spiel ausgedacht: Sie fantasieren sich in ein Lazarett und spielen mit verstellten Stimmen sechs verletzte Soldaten.
Das Zimmer verwandeln sie in einen männlichen Kosmos aus Schmerz, Heimweh, Erotik, Tapferkeit und Schuld. Mit Empathie, Aberwitz und Boshaftigkeit wehren sie sich gegen die Schrecken des Krieges. Ihre Mutter glaubt, dass die Töchter schlafen, und empfängt im Wohnzimmer einen Liebhaber. Im Laufe des Spiels liefern die Schwestern ihren eigenen Vater in ihr Lazarett ein und rechnen in der Fantasie mit ihm ab - mit Hilfe von Schwester Kunigunde, einer Spiegelgestalt ihrer Mutter, und ihren lebendig werdenden Puppen. Eine bizarre Gratwanderung zwischen Groteske und Grauen, Komik und Anrührung.
Regie: Oliver Sturm
Komposition: Gerd Bessler
Mit: Mira Partecke, Laura Maire, Cathleen Gawlich, Hüssein Cirpici u.a.
Produktion: WDR 2006
Länge: 48'55

Anna Pein, Jahrgang 1957, lebt und arbeitet als Autorin in Berlin.