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Zypern
Hochschule akzeptiert Bitcoins als Zahlungsmittel

Als erste Hochschule weltweit hat die Universität von Nikosia in Zypern Bitcoins als Zahlungsmittel anerkannt. Sie sieht in der digitalen Währung viele Vorteile, auch die meisten Studenten in dem krisengeschüttelten Land begrüßen die Einführung. Doch die Investition in die Währung ist risikoreich.

Von Rodothea Seralidou | 02.12.2013
    Morgens an der privaten Universität von Nikosia: 8500 Studierende aus der ganzen Welt studieren hier Medizin, Wirtschaftswissenschaften oder einen der rund neunzig weiteren angebotenen Studiengänge. Seitdem vor wenigen Tagen die Hochschule ankündigte, dass ab sofort auch Bitcoins als Zahlungsmittel angenommen werden, ist die digitale Währung unter den Studierenden Gesprächsthema Nummer Eins. Der 20-jährige Agathoklis Stavrou studiert Accounting, sprich: Rechnungswesen. Er findet die Einführung des Bitcoins genial - vor allem nach der bitteren Erfahrung der Zwangsabgabe, des sogenannten Haircuts, auf zyprische Bankguthaben:
    "Bitcoins sind eine der besten Zahlungsmittel überhaupt. Das ist das Geld der Zukunft: Keine Bank kann es dir wegnehmen und du zahlst auch keine Provision oder andere Bankgebühren. Ich finde, unsere Universität ist da besonders innovativ. Es ist klasse, dass wir hier nun auch mit Bitcoins zahlen können!"
    Tatsächlich kam die Hochschule nicht von sich aus auf diese Idee. Sie reagierte damit vielmehr auf die wachsende Nachfrage seitens der Studierenden, vor allem der Fernstudierenden aus Afrika und Asien, erklärt der Finanzchef der Universität, Christos Vlachos:
    "Nehmen wir als Beispiel einen Studenten aus Kenia, wo der Zugang zu Bankfilialen sehr schwierig ist: Dieser müsste normalerweise warten, bis die Bank aufmacht, die Währung in Euro umwandeln und uns die Summe dann überweisen. Mit Bitcoin aber kann er seine Studiengebühren in Sekundenschnelle bezahlen und es ist auch praktisch: Der Student schickt das Geld direkt an uns - ohne dass sich jemand dazwischen schalten muss."
    Bitcoin wurde 2009 von einem unbekannten Programmierer erfunden. Das virtuelle Geld entsteht durch ein komplexes kryptografisches Verfahren mit der englischen Bezeichnung “Mining”. Eine Investition in Bitcoin ist aber besonders risikoreich, denn die digitale Währung unterliegt großen Schwankungen: So ist derzeit ein Bitcoin mehr als 1000 US-Dollar wert, hundertmal so viel wie noch am Anfang des Jahres - doch das könnte sich jederzeit ändern.
    Dass die digitale Währung bisher vor allem für illegale Geschäfte und Geldwäsche benutzt wurde, macht dem Finanzchef der Hochschule von Nikosia keine Sorgen:
    "Das ist weniger ein Problem der digitalen Währung, sondern vielmehr ein Problem des Staates, der Kontrollmechanismen entwickeln muss, um dem entgegenzuwirken. Es ist, als würde ein Mörder als Tatwaffe ein Messer benutzen. Man kann doch nicht das Messer verbieten; man muss die Tat bestrafen."
    Seine Hochschule will aber nicht nur in Sachen Zahlung mit Bitcoins eine Vorreiterrolle spielen. Sie will die digitalen Währungen à la Bitcoin auch wissenschaftlich unter die Lupe nehmen und bietet deshalb im Frühjahr 2014 das erste Aufbaustudium zum Thema an. Dabei soll auch die Politik für die neue Währung sensibilisiert werden, sagt Vlachos.
    "Wenn wir die digitale Währung in unsere Aktienbörse einführen, als erste einen gesetzlichen Rahmen für den Handel mit Bitcoins schaffen, wenn all die Schritte gemacht werden, die wir in einer Studie schon der zyprischen Regierung vorgelegt haben, dann wird das eine große Chance für unser Land sein: Wir könnten damit einen neuen Wirtschaftszweig schaffen, der für uns auch ein Weg aus der Krise sein könnte."
    Viel Zeit sollte sich die zyprische Regierung damit allerdings nicht lassen, findet Vlachos. Sollte Zypern nicht schnell genug auf den Zug der digitalen Währungen aufspringen, sei es schließlich nur eine Frage der Zeit, bis es ein anderes Land tut.