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ZZ Top: "Nichts ist wichtiger als die Musik"

Ihr Markenzeichen sind lange Bärte, dunkle Sonnenbrillen und extreme Zähigkeit: Seit 1969 rocken ZZ Top in derselben Besetzung die Konzertbühnen - das ist Weltrekord. Im Sound des Trios verschmelzen alle musikalischen Eigenheiten, die Texas hervorgebracht: Country, Blues, Rock'n'Roll und Boogie. Sänger Billy Gibbons verrät im Corsogespräch, wie man es zu dritt so lange zusammen aushält - und ob man den Bart über oder unter der Bettdecke trägt.

Mit Uli Kniep | 24.11.2012
    "Wir werden oft gefragt, wie wir drei es fertiggebracht haben, seit 1969 zusammenzubleiben. ZZ Top hat damit länger Bestand als so manche Ehe! Der Grund ist unsere Lust, zusammen Musik zu machen. Auch wenn ich gerne mal koche oder an meinem heißen Schlitten herum schraube - nichts ist wichtiger als die Musik. Das gilt für uns drei und bis zum heutigen Tag!"

    Bei kaum einer anderen Band ist neben der Musik auch das äußere Erscheinungsbild so wichtig. Fester Bestandteil des Images sind die langen Bärte:

    "Wir hatten nichts geplant, was mit einem Image zu tun gehabt hätte. Wir waren einfach zu faul zum Rasieren. Bärte unterliegen ja auch einer Mode, aber Dusty und ich haben uns einfach nie mehr von unseren Bärten getrennt. Was als eine Art Verkleidung begann, ist mittlerweile eines unserer Erkennungsmerkmale."

    Was sagten eigentlich eure Frauen und Freundinnen zu den Bärten?

    "Die erste Reaktion meiner Freundin war: 'Wow, was für ein langer Bart! Trägt man den eigentlich unter oder über der Bettdecke?' Ich entgegnete: 'Wenn das ein Angebot ist, lass es uns ausprobieren!'"

    Zu sehen waren die Bärte in Europa erstmals beim legendären Rockpalast Auftritt 1980 in der Essener Grugahalle. Dieses Konzert, das kürzlich erst auf einer DVD erschien, ist auch für die Band unvergesslich geblieben?

    "In der Bandgeschichte nimmt dieser Auftritt eine Sonderstellung ein. Der Rockpalast hat uns den Durchbruch gebracht, und ich bewundere noch heute das Engagement der Leute, die uns damals herübergeholt haben. Die Begeisterung der deutschen bis zum heutigen Tag ist bemerkenswert!"

    ZZ Top ist bekannt für einen rüden Sound. Die Mischung aus Rock und Blues ist stark beeinflusst von dem so genannten "British Blues Boom", der Mitte der 60er-Jahre über den großen Teich schwappte. Schon in dem Titel "Heard it on the X" ging es um das mexikanische Radio, das die Musik der Stones, Yardbirds und von Peter Greens Fleetwood Mac nach Texas zurückbrachte:

    "Ohne den Einfluss der britischen Bands wäre die Musik von Chuck Berry, Muddy Waters, Elmore James und Willie Dixon wohl verloren gegangen. Gruppen wie die Rolling Stones brachten frischen Wind in die Szene, als sie Stücke wie 'Come On' und 'Little Red Rooster' interpretierten. Etliche Leute dachten, sie hätten diese Songs selber geschrieben."

    Auf dem aktuellen Album "La Futura" klingen ZZ Top wiederum ungeschliffen. Welche Rolle spielte Produzent Rick Rubin beim Einspielen der neuen Titel?

    "Ich bin seit drei Jahrzehnten mit Rick bekannt. Wir beide schätzen das Zusammenspiel einer echten Band. ZZ Top will genau das, und Rubin wiederum wollte uns zum Spielen bringen. Insofern sind wir ein perfektes Paar."

    "That Little Ole Band From Texas" hat nie nach Country geklungen, ihre Herkunft aber keineswegs verleugnet. Was macht den sog. "Lone Star State", den Bundesstaat mit Sternchen so besonders?

    "Als Texas Mitte des 19. Jahrhunderts ein Staat der USA wurde, hat man sich das Recht verbriefen lassen, aus diesem Verbund auch wieder austreten zu können, wenn man das will. Ich glaube zwar nicht, dass das je passieren wird, aber für die Texaner ist dieser Vorbehalt immer auch ein Vorwand, sich selber feiern zu können."

    Was sagt denn ein waschechter Texaner zur Wiederwahl von Präsident Barack Obama?

    "Ein Kumpel von mir sagte vor der Wahl: Ich hoffe, dass einer der beiden Kandidaten gewinnt - was für eine Aussage! 'Ich glaube, darum geht es bei einer Wahl', entgegnete ich. Was er wirklich meinte, ist, dass es für jeden Präsidenten unglaublich schwer ist, unsere Probleme zu lösen. Die globalen Rahmenbedingungen sind so gewichtig."

    Schließlich noch zu dem Nebenjob des ZZ-Top-Gitarrist Billy F. Gibbons, der seit einiger Zeit als Schauspieler eine Rolle in der Krimiserie "Bones" hat - wie kam es zu diesem Engagement?

    "Hart Hanson, der Produzent der Serie 'Bones' ist ein Musikliebhaber, und er gab mir die Chance, die Schauspielerei auszuprobieren. Und er war zufrieden mit mir, das nahm ich als Kompliment. Eigentlich brauchte ich doch nur ich selbst zu sein. Allerdings war ich erstaunt über den Charakter, den ich spiele: Zunächst dachte ich nämlich, ich solle einen Liebhaber bei einem Blind Date mimen. Dann aber stellte sich heraus, dass ich der Vater von Angela Pearly Gates-Montenegro sein sollte - und in der nächsten Staffel werde ich sogar Großvater!"
    ZZ Top
    ZZ Top (Ross Halfin / Universal)