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10.000 Urlaubsfotos? Kein Problem!

Das Fotografieren ist viel einfacher geworden, seit hinten in den Kameras lichtempfindliche Chips sitzen und man die Bilder sofort kontrollieren und in den Computer übertragen und an Freunde schicken kann. Heute wird ein Vielfaches an Fotos geschossen als zu analogen Zeiten. Aber was dann? Wie mit der digitalen Bilderflut umgehen?

Von Thomas Reintjes und Konstantin Zurawski | 30.05.2009
    Reintjes: Dass man mit einem Ordnersystem nicht weit kommt, weiß jeder, der regelmäßig Mega- und gigabyteweise Fotos auf seine Festplatte schaufelt. Alle gängigen Verwaltungsprogramme wie ACDSee oder Adobes Lightroom bieten deshalb eine so genannte Tagging-Funktion. Ein Tag, geschrieben wie DER TAG, englisch für Marke, Kennzeichnung, ist eine Art virtuelles Etikett, ein Schlagwort, mit dem man das Foto versieht. Das ist praktisch, weil man damit sehr flexibel ist. Ein Foto kann so gleichzeitig den Tag Frühling und den Tag Baum tragen. Unter beiden Schlagwörtern kann man das Foto dann wiederfinden und bekommt auch thematisch passende Fotos angezeigt, die mit dem gleichen Tag versehen sind. Das funktioniert natürlich nur, wenn man immer die selben Tags verwendet und nicht einmal Baum und einmal Bäume eintippt. Wer seine Bilder ordentlich verschlagwortet, kann später detaillierte Suchabfragen durchführen. Ich kann jetzt beispielsweise nach Bildern von mir selbst suchen, aber mit Blitzlicht aufgenommene Bilder ausschließen, weil ich diese Bilder mit dem Tag Blitzlicht versehen habe.

    Zurawski: Mein Problem: Ich bin zu faul zum Taggen – wie ich früher zu faul war zum Bildereinkleben. Zumindest was Menschen angeht, versprechen manche Bilderverwaltungsprogramme Abhilfe. Denn bei manchen brauche ich nur ein paar Bilder mit "Oma Erna” zu taggen, auf allen weiteren erkennt die Software Oma Erna dann automatisch. Das funktioniert nicht bei allen Programmen gleich gut, die Nase vorn hat Apples iPhoto. Für Windows- und Linux-Nutzer dürfte die Online-Plattform von Googles Picasa am Erfolg versprechendsten sein.

    Reintjes: Solche automatischen Funktionen haben Charme, denn alle Fotos komplett selbst taggen, schafft vermutlich niemand. Ich suche deshalb zuerst die besten Fotos heraus, die kann ich dann mit einem vernünftigen Zeitaufwand verschlagworten. Doch die Automatik ist glücklicherweise auf dem Vormarsch. Beispiel: Geotags. Kameras der oberen Preisklasse, aber auch manche Mobiltelefone schreiben direkt in die Fotodateien, wo sie aufgenommen wurden. Am PC lassen sich die Fotos dann zum Beispiel auf einer Landkarte darstellen.

    Zurawski: Das ist nicht nur Spielerei, man kann Geotags auch für die Suche benutzen. Beispiel: Ich hab keine Ahnung, welche Nummer das Foto hat, aber ich weiß, ich hab’s im April in einem Dorf bei Füssen aufgenommen. Über eine Karte ist es schnell gefunden.

    Reintjes: Wer keine Kamera mit GPS-Modul hat, kann sich mit einem Tracker behelfen. Das Gerät zeichnet unterwegs ständig die Position auf. Wieder zuhause schließt man es an den Computer an. Mit der entsprechenden Software lassen sich dann die Orte den entsprechenden Fotos zuordnen. Die Software nutzt dazu die Zeitangaben, die in den Fotos gespeichert sind.

    Zurawski: Es geht auch mit weniger Technik. Ich habe ein paar Dienste gefunden, mit denen man Fotos recht spielerisch geotaggen kann. Im Internet gibt es ein paar Seiten, da kann man seine Fotos hochladen und auf einer digitalen Weltkarte den passenden Ort auswählen, Beispielsweise Flickr, Picasa oder Locr. Man wählt einfach einen Punkt auf einer Landkarte und das Foto aus und mit einem Klick ist beides miteinander verknüpft, ganz ohne GPS-Gerät.

    Reintjes: Die Automatisierung der Bildverwaltung wird weitergehen. Beispielsweise kann Software bereits ähnliche Bilder zu einem vorgegebenen Foto finden. Aber wer konkret ein Foto von einem Baum sucht, findet es nur wieder, wenn es auch mit Baum getaggt wurde. Ein bisschen Arbeit muss also investieren, wer sich auch nach Jahren noch in seiner Bildersammlung zurechtfinden will.