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100 Jahre Bauhaus: Kirchenarchitektur
Form Follows Faith

„Licht-Luft-Öffnung“ lautet eine Bauhaus-Maxime. Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Deutschland viele Kirchen in diesem Geist errichtet. Der Einfluss hält an und ist nicht auf christliche Bauten beschränkt.

Von Klaus Englert | 09.01.2019
    Auf den Talmud und auf Bauhaus beruft sich Manuel Herz, Architekt des Neubaus der Mainzer Synagoge "Licht der Diaspora"
    Auf den Talmud und auf Bauhaus beruft sich Manuel Herz, Architekt des Neubaus der Mainzer Synagoge "Licht der Diaspora" (imago stock&people)
    1949 errichtete Ludwig Mies van der Rohe seinen ersten Sakralbau. Das war 16 Jahre nachdem der letzte Bauhaus-Direktor - gezwungen durch den nationalsozialistischen Terror – die bereits legendäre Kunst- und Architekturschule in Berlin schließen musste.
    Mies’ Sakralarchitektur entstand nicht in Deutschland, sondern im fernen Amerika, auf dem IIT-Campus Chicago. In Wirklichkeit handelt es sich noch nicht einmal um eine Kirche, sondern lediglich um eine Universitätskapelle. Und trotzdem, die Kapelle hat es in sich. Denn die "god box" – wie die Einheimischen sagen – ist die Verkörperung der Bauhaus-Konstruktionsprinzipien: Rechtwinklig angeordnete Klinkerfassaden, ein modernes Flachdach und großzügig verglaste Eingangsfront, gefasst in einen Stahlrahmen. Das ist die typisch Mies’sche Material- und Konstruktionsästhetik, mit der der Exil-Baumeister die Bauhaus-Architektur berühmt machte.
    Schwerpunkt Wohnungsbau
    Der Düsseldorfer Kunsthistoriker Jürgen Wiener erklärt, warum die Bauhäusler zwischen 1919 und 1933 keine einzige Kirche errichteten:
    "Das hat, zunächst einmal, den ganz einfachen Grund darin, dass die Architektur, obwohl sie im Programm von 1919 so stark gemacht wurde, als Mutter der ganzen Angelegenheit, so gut wie keine Rolle gespielt hat. Bis zum Jahr 1927, als Hannes Meyer dorthin geholt wurde, ist Architektur nicht gelehrt worden, und als es dann ab 1927 mit einer eigenen Professur versehen wurde durch Meyer, ist jemand dort in der Leitung, der mit Kirche nicht viel am Hut hatte. Der erklärter Kommunist gewesen ist und dessen Schwerpunkte vor allem in den Wohnungsbau/Massenwohnungsbau gegangen ist."
    Im Jahr 1928, in dem Hannes Meyer das Dessauer Bauhaus übernahm, erklärte die katholische Kirche, es bestehe ein enormer Bedarf an neuen Kirchenbauten. Allein zwischen Köln und Dortmund sollten in den folgenden zehn bis zwanzig Jahren 100 Kirchenbauten errichtet werden. Tatsächlich boomten Sakralbauten. Im katholischen Milieu des Rheinlands entstand seinerzeit, weit weg vom protestantischen Milieu in Thüringen, eine zweite Moderne.
    Katholische Moderne
    Getragen wurde sie nicht von den Bauhäuslern Walter Gropius, Hannes Meyer oder Ludwig Mies van der Rohe. Jürgen Wiener erinnert sich, dass im Rheinland ganz andere Protagonisten eine zentrale Rolle spielten:
    Zu ihr gehörten in erster Linie Rudolf Schwarz und Dominikus Böhm, aber auch Otto Bartning, Hans Schwippert, Emil Steffann und Hans Scharoun. Wiener erinnert daran, dass für kurze Zeit das rheinische Aachen, die Heimat des späteren Bauhaus-Direktors Mies van der Rohe, zu einem Zentrum der zweiten Moderne wurde. Und zwar in Gestalt eines jungen rheinischen Architekten:
    Wiener: "Rudolf Schwarz, der meiner Meinung nach die überragende Figur des Kirchenbaus im ganzen 20. Jahrhundert war. Es gab seine Kirche, die Fronleichnamskirche in Aachen, die immer als das Musterbeispiel eines Kirchenbaus im Stil des Bauhauses bezeichnet wird."
    Gott und Geometrie
    Als Rudolf Schwarz 1927 in Aachen die "Versuchsstätte für Baukunst" einrichtete, gründete der Schweizer Hannes Meyer die Dessauer Architekturklasse und errichtete Ludwig Mies van der Rohe die berühmte Werkbundsiedlung in Stuttgart-Weißenhof.
    Während Mies van der Rohe in Stuttgart die neuesten Tendenzen im Wohnungsbau der Öffentlichkeit vorstellte, arbeiteten die beiden großen Kirchenbauer Rudolf Schwarz und Dominikus Böhm gemeinsam an einem Entwurf für die Frankfurter Frauenfriedenskirche. Doch das Gemeinschaftsprojekt, das die traditionelle Form des Kirchenbaus radikal verändern sollte, wurde nicht umgesetzt.
    Zur gleichen Zeit arbeitete Schwarz in Aachen eng mit dem jungen Architekten Hans Schwippert zusammen. Aus der gemeinsamen Arbeit entstanden streng geometrische Entwürfe: Drei verschieden große Zylinder für Kirchensaal, Glocken- und Taufturm.
    Aachen, St Fronleichnam, 1929 von Rudolf Schwarz entworfen
    Aachen, St Fronleichnam, 1929 von Rudolf Schwarz entworfen (imago stock&people)
    Rudolf Schwarz wollte das Vokabular des katholischen Sakralbaus neu buchstabieren und, wie er sagte, "Maß gegen Masse, christliche Seele gegen großstädtische Seelenlosigkeit" setzen.
    Das Jahr 1929 wurde für zwei Aachener Architekten zum Wendepunkt ihrer jungen Karriere. Der gebürtige Aachener Ludwig Mies van der Rohe errichtete während der Weltausstellung im fernen Barcelona einen Empfangs-Pavillon, der Schule machte. Im selben Jahr baute Schwarz die Aachener Fronleichnamskirche, ganz in Weiß und in klaren kubischen Formen. Mit den Worten Jürgen Wieners: "Ein Musterbeispiel im Stil des Bauhauses".
    Franziskanische Ideale
    In einem Brief an den befreundeten italienischen Religionsphilosophen Romano Guardini schrieb der junge Architekt:
    "Das ist das kompromissloseste Bauwerk, was es zur Zeit gibt."
    Doch anders als die Bauhaus-Architekten hatten für den katholischen Kirchenbaumeister Rudolf Schwarz Farbe, Form und Material lediglich dienende Funktion. Ganz franziskanisch sprach der rheinische Architekt von der "Wiedergeburt der Baukunst aus der Armut." Das in den Kirchenraum einfallende Licht sollte die tragenden Massen zum Verschwinden bringen und das Göttliche sinnlich erfahrbar machen.
    Jürgen Wiener verdeutlicht, dass die Kluft zwischen dem rheinischen Sakralbaumeister, dem Berliner Walter Gropius und dem Schweizer Kommunisten Hans Meyer unüberbrückbar war. Anders seine Beziehung zum anderen Bauhaus-Direktor - dem rheinische Katholiken und Wahl-Berliner Mies van der Rohe. Zu ihm knüpfte Rudolf Schwarz eine engen Kontakt:
    "Mies war unglaublich angetan von Rudolf Schwarz, hat seine Schriften ins Englische übersetzt und in den USA herausgegeben. Die hatten auch vor, ein gemeinsames Projekt anzugehen, eine Schule, die Schwarz ‚Werkhütte’ nennt. Da spielen Netzwerke wie Romano Guardini eine wichtige Rolle. Auf dieser Ebene gibt es eben enge Verbindungen."
    Die weiße Moderne mit ihren blockhaften Strukturen hatte ihr Zentrum im Dessauer und später im Berliner Bauhaus.
    Zudem setzten die Bauhäusler stark auf die internationale Schiene: Die Vernetzung der modernen Architekten im Congrès internationale d’architecture moderne – im CIAM – war ihnen eine Herzensangelegenheit.
    Lokale Schulen statt internationale Vernetzung
    Anders die Moderne der Kirchenbaumeister: Sie waren lokal in den verschiedenen Kunsthandwerkschulen organisiert. Jürgen Wiener hebt Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Bauhaus und den modernen Sakralarchitekten hervor:
    "Da gibt es schon stilistische Zusammenhänge, aber eigentlich sind die Ausbildungswege ganz andere. Sie hängen zusammen mit Kunstgewerbeschulen, reformierten. So wie dann Dominikus Böhm nach Köln kommt 1926, an die Kölner Werkschulen, wird ein wichtiger Ort für die weitere Ausbildung, insbesondere Rudolf Schwarz, als er 1927 in Aachen die Kunstgewerbeschule neu strukturiert."
    Nach zwölf Jahren NS-Diktatur, nach Krieg und Zerstörung kamen in der Zeit des Wiederaufbaus zahlreiche Kirchenbauer zu einer öffentlichen Diskussionsrunde in Darmstadt zusammen, um über die Zukunft des Bauens zu debattieren.
    Im August 1951 traf sich Rudolf Schwarz mit seinem einstigen Mitarbeiter Hans Schwippert und mit Otto Bartning und Hans Scharoun.
    Hans Schwippert skizzierte einen Weg, den er in völliger Übereinstimmung mit den ebenfalls in Darmstadt anwesenden Bauhäuslern wählte, die von der Dessauer-Leitidee "Licht-Luft-Öffnung" beseelt waren:
    "Wir alle haben Sehnsucht nach dem leichten Gehäuse, nach der Helle, nach der Offenheit, nach einem Dach zwar, aber nicht nach der Fluchtburg und nach dem Bunker."
    Leicht, offen, hell
    In den Jahren des Wiederaufbaus glichen sich die Baustile der früheren Kontrahenten weitgehend an.
    Nach den Jahren einer massiv-monumentalen Repräsentationsarchitektur hatten viele jüngere und ältere Architekten ein großes Bedürfnis – wie Schwippert formulierte – nach dem Leichten, Offenen und Hellen.
    Radikal mutig: Architekt Gottfried Böhm
    Radikal mutig: Architekt Gottfried Böhm (Deutschlandradio / Monika Dittrich)
    Das galt selbstverständlich auch für die neuen Sakralbaumeister. Der ältere Dominikus Böhm trat langsam von der öffentlichen Bühne ab. Dass er trotzdem noch den Nimbus eines Staatsarchitekten hatte, bewies eine Spiegel-Ausgabe von Ende 1953, die den 72-Jährigen, kurz vor seinem Tod, auf die Titelseite brachte.
    194 neue Kirchen allein in Köln
    Doch in dieser Zeit hatte bereits sein Sohn Gottfried das Familienszepter übernommen. Der junge Kölner Architekt profitierte maßgeblich davon, dass in den Nachkriegsjahren der Kirchenbau zu einem einzigartigen Experimentierfeld wurde. Allein im Erzbistum Köln wurden zwischen 1945 und 1956 194 Kirchenneubauten errichtet, nicht hinzugerechnet die vielen wieder aufgebauten Kirchen. Der 1955 verstorbene Dominikus Böhm stand mit Sohn Gottfried an der Spitze der beauftragten Kirchenbaumeister: Beide kamen seinerzeit auf 15 Kirchen, dicht gefolgt von dem Kölner Rudolf Schwarz, der bis damals immerhin zehn Kirchen vollendete.
    Gottfried Böhm, der 1955 das Büro seines Vaters übernahm, orientierte sich anfangs an den Bauhaus-Maximen, die wenige Jahre zuvor Hans Schwippert vorgab. Jürgen Wiener erläutert, welche Vorbilder der junge Gottfried Böhm hatte:
    "Stark stilistisch nahe noch an Mies van der Rohe – Mies van der Rohe vor allem in Chicago, mit klaren kubischen Bauten, mit viel Glas. 1955 bis 1960 ist er relativ klar, klassisch, Avantgarde à la Mies."
    Ansicht der Wallfahrtskirche "Maria, Königin des Friedens", einer Kirche aus Beton.
    Blick auf die Wallfahrtskirche "Maria, Königin des Friedens" von Gottfried Böhm in Velbert-Neviges (Deutschlandradio - Andreas Lemke)
    In diesem, am Bauhaus orientierten Stil schuf Gottfried Böhm in 15 Jahren über vierzig Kirchen – in Metropolen wie Köln und Düsseldorf, in Kleinstädten wie Velbert und Grevenbroich. Jürgen Wiener erzählt von einer Art Erweckungserlebnis, das die stilistische Wende in den Kirchenbauten herbeiführte:
    "Irgendwann um 1960, als weltweit der Siegeszug des Betonbrutalismus beginnt, beginnt er sich auf bestimmte expressionistische Sachen seines Vaters zu besinnen, verbindet sie mit einer skulpturalen Auffassung von Architektur. Ab dann laufen dann die berühmten Kirchen wie Neviges und Köln-Melaten, Düsseldorf-Garath."
    Experimentierfeld Salkralbau
    Auch 15 Jahre nach Kriegsende blieb der Sakralbau für die Architekten ein beliebtes Experimentierfeld, auf dem sie, frei von rigiden funktionalen Zwängen, die neuen Tendenzen in der Architektur erproben konnten.
    Gottfried Böhm mag sich tatsächlich an den monumental-expressionistischen Kirchenbauten des Vaters orientiert haben. Einflussreicher dürfte für ihn aber eine Gruppe gleichaltriger Architekten gewesen sein, die sich daranmachten, die Nachfolge des Altherren-Clubs CIAM anzutreten: Die internationale Gruppe nannte sich Team X und vertrat eine Beton-Architektur, die den Werkstoff gänzlich unverputzt und unkaschiert herausstellt. Deswegen kam damals die Redeweise vom Beton-Brutalismus auf.
    Anders als die Team X-Architekten dachte der ehemalige Bildhauer Gottfried Böhm an die skulpturalen Möglichkeiten, die sich durch Beton eröffneten. Böhm formte den Sichtbeton zu höchst expressiven Gestalten, etwa 1968 zum Gebirgsmassiv der Klosterkirche in Neviges.
    Zelt Gottes statt feste Burg
    Eindrücke wie "Leichtigkeit und Transparenz" mögen überraschen, weil Gottfried Böhm keineswegs leichte Baumaterialien benutzte. Und dennoch sprachen viele Zeugen Ende der sechziger Jahre davon, dass die "feste Burg" des Gotteshauses vom "Zelt" abgelöst worden ist.
    Ein zweiter Umstand hatte zur Folge, dass Böhm überhaupt einen derart revolutionären Kirchenbau errichten konnte. Er hängt zusammen mit dem 2. Vatikanischen Konzil, das bis Ende 1965 andauerte und zu tief greifenden Kirchenreformen führte. Den Kölner Erzbischof Josef Kardinal Frings, der sich für den Böhmschen Entwurf stark machte, erinnerte das Zelt der Wallfahrtskirche in Neviges offenbar an die Behausung des wandernde Gottesvolkes.
    Hell oder dunkel
    Ein dritter Umstand dürfte ebenfalls Böhms Kehrtwende zur skulpturalen Betonarchitektur beeinflusst haben. Ausschlaggebend war eine andere Wallfahrtskirche, die seit Mitte der fünfziger Jahre das Verständnis von Sakralarchitektur geradezu revolutionierte: Le Corbusiers Notre-Dame-du-Haut im französischen Ronchamp. Diese Kapelle war maßstabsetzend nicht nur als brutalistischer Sakralbau, sondern wegen seiner ungewöhnlich skulpturalen Form. Trotz des enormen Einflusses, den die Kapelle international ausübte, distanzierten sich etliche deutsche Kirchenbauer, allen voran Rudolf Schwarz:
    "Wogegen Rudolf Schwarz ganz entschieden war, sind dunkle Kirchenräume gewesen. Das Lichtgewabere war ihm ein Horror. Dagegen hat er sich ganz entschieden ausgesprochen. Das hat er unmissverständlich ausgesprochen: Ronchamp – viel zu dunkel, das ist ein Kokettieren mit dem Numinosen. Das hat er abgelehnt."
    Das Diktum des Kölners Rudolf Schwarz – helle Kirchen als Ausdruck des evangelikalen Lichts - wurde schließlich zum Maßstab vieler jüngerer Sakralbaumeister. Ein gern angeführtes Beispiel ist die Münchner Herz-Jesu-Kirche des Trios Allmann Sattler Wappner. Im Jahre 2000 errichteten sie die Kirche als großen gläsernen Quader, der im Kirchenraum ein Gefühl von Offenheit und Transparenz entstehen lässt.
    Außenansicht der Glasfassade der Münchner Herz-Jesu-Kirche der Architekten Allmann, Sattler, Wappner
    Außenansicht der Glasfassade der Münchner Herz-Jesu-Kirche der Architekten Allmann, Sattler, Wappner (imago stock&people)
    Über den hellen Kirchenraum sagt der Architekt Amandus Sattler:
    "Die einfachste Bauform ist der Quader, der alles Licht in den Raum bringt, was möglich ist. Das heißt, wir haben nach einer simplen Konstruktion gesucht, die so dünn wie möglich, so schlank wie möglich ist. Das ist die Stahlkonstruktion. Das Ganze wird verkleidet mit Glas, um alles Licht hineinzubringen. Das ist für uns ein Traum, ein Wunsch, dass diese Kirche sich auflöst als Gebäude."
    Zur Zeit des Bauhauses war der Sakralbau eine recht überschaubare Angelegenheit für eine relativ kleine Zahl von Architekten. Wenngleich die Bauhäusler keineswegs den Ton angaben, ihre offenen, dem Licht zugewandten Gebäude wurden auch von vielen Außenstehenden befolgt.
    Kanonische Moscheen, expressive Synagogen
    Das hat sich nach dem Krieg nicht grundsätzlich geändert, als der Kirchenbau zusehends zum Experimentierfeld wurde. Und das umso mehr als in den letzten Jahrzehnten zu den katholischen, protestantischen und jüdischen Sakralbaumeistern noch die Moschee-Architekten hinzukamen. Während deutsche Moscheen in der Regel kanonischen Leitbildern gehorchen, gibt es für den Bau von Synagogen keinerlei strikte Bauvorschriften. Als 2010 ein junger nicht-jüdischer Architekt die neue Synagoge von Mainz vollendete, wunderte sich plötzlich jeder, wie vielgestaltig der Sakralbau in Deutschland geworden ist.
    Der in Basel lebende deutsche Architekt Manuel Herz nannte die expressiv gestaltete Synagoge "Licht der Diaspora".
    "Ein Traktat des Talmuds behandelt die Konstruktionsweise der so genannten Sukkas, das sind die Laubhütten, die man zum Laubhüttenfest baut. In diesem Traktat des Talmuds unterhalten sich die weisesten Rabbiner ihrer Zeit, mit welchen Materialien solch eine Sukka gebaut werden kann. Sie gehen alle möglichen Materialien durch, und irgendwann fragt einer der Rabbiner, ob eine Laubhütte auch aus Elefanten gebaut werden kann. Am Schluss kommen sie zu dem Ergebnis: Ja, eine Sukka kann aus toten Elefanten gebaut werden. Dann fragen sie noch, ob sie auch aus lebenden Elefanten gebaut werden kann. Auch da kommen sie zu dem Schluss: Wenn sie nicht wegrennen, kann eine Sukka aus lebenden Elefanten gebaut werden."
    Zwar werden Sakralbauten in Deutschland noch nicht aus Elefanten gebaut, aber ansonsten sind heutzutage die verschiedensten Materialien und Formen möglich. Manuel Herz’ Synagoge "Licht der Diaspora" ist dafür ein treffendes Beispiel. Der Architekt beruft sich auf den Talmud, aber auch aufs Bauhaus. Dessen Maxime ist religionsübergreifend: "Licht-Luft-Öffnung".