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20 Jahre Bologna-Prozess
Harmonisch studieren in Europa

Vor 20 Jahren wurde an der Pariser Sorbonne eine Charta entworfen, die zur Basis für den Bologna-Prozess zur Schaffung eines europäischen Hochschulraums werden sollte. Zum Jubiläum haben Vertreter der heute 48 teilnehmenden Länder auf einer Bologna-Konferenz Bilanz gezogen - und zwar wieder an der Sorbonne.

Suzanne Krause im Gespräch mit Michael Böddeker | 24.05.2018
    Studenten an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen verfolgen eine Vorlesung im Fach Maschinenbau.
    Wird ein europäischer Studierendenausweis mehr europäische Identität schaffen? (picture-alliance / dpa / Oliver Berg)
    Vor 20 Jahren ging es los, im Mai 1998 in Paris an der Sorbonne-Universität. Eine gemeinsame europäische Hochschulpolitik sollte entstehen, das hatten sich die Bildungsminister mehrerer Länder überlegt. Damit startete der Bologna-Prozess in Europa. Die offensichtlichsten Veränderungen waren die Umstellungen auf die Bachelor- und Master-Abschlüsse. Seitdem gibt es auch immer wieder Kritik an der Reform, manche Kritiker sprechen sogar von einem "Unfall mit Fahrerflucht" - denn die damaligen Politiker sind heute nicht mehr im Amt. Abgeschlossen ist der Prozess zudem auch noch nicht. Alle paar Jahre treffen sich die 48 teilnehmenden Länder, um Bilanz zu ziehen. So auch derzeit in der Sorbonne, zum 20. Jubiläum.
    Den französischen Gastgebern liege bei dem Ministertreffen sehr daran, dem Bologna-Prozess eine neue Dynamik, einen neuen Atem zu versetzen, sagte Frankreich-Korrespondentin Suzanne Krause im Dlf: "Man muss sich daran erinnern, die Finanzkrise hat Europa sehr zugesetzt. Vor allem in südeuropäischen Ländern führte das zu drastischen Sparmaßnahmen, auch im Bildungsbereich. Und heute sorgt das Erstarken populistischer Kräfte in Europa mancherorts für Abschottung. Alles Prozesse, die einem geeinten Europa Knüppel zwischen die Beine werfen."
    Eine von den Ministern diskutiertes Thema, jungen Leuten Europa konkreter zu machen, so Krause, sei die Überlegung eines europäischen Ausweis für europäische Studierende. "Um damit auch eine Identität europäischer Studierender aufzubauen. Der soll dazu dienen, dass jemand überall, wo er hinkommt, in die Unibibliothek gehen kann, dass er sich am Kaffee-Automaten Kaffee holen kann, dass seine Abschlüsse darauf verzeichnet sind und Daten papierlos übertragen werden können."
    Zum Fortschritt der Bologna-Reform liege eine detaillierte Bilanz vor, so Krause. Diese zeige, dass manche Staaten große Probleme bei der Umsetzung haben. "Die Bilanz insgesamt ist sehr durchwachsen."
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