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20 Jahre nach Columbine-Amoklauf
Angehörige wollen bald im Stillen gedenken

Am 20. April 1999 erschossen zwei Schüler der Columbine High School in Littleton Colorado zwölf Mitschüler und einen Lehrer - bis heute leiden Hinterbliebene und Überlebende an den Folgen des Attentats. Seitdem gab es immer wieder öffentliche Gedenkveranstaltungen. Doch damit soll nun Schluss sein.

Von Martina Buttler | 20.04.2019
Zwei Frauen umarmen sich an der Gedenkstätte der Columbine High School in Littleton, Colorado.
Künftig soll es wahrscheinlich kein öffentliches Gedenken mehr an der Columbine High School geben. Vergessen sind die Opfer des Massakers von 1999 dennoch nicht. (AP / David Zalubowski)
Sie brauchen keinen Eintrag im Kalender um sich den Tag zu merken. Es ist ein Tag, den Michael Shoels am liebsten aus dem Kalender streichen würde. Sein Sohn Isaiah ist an der Columbine High School erschossen worden und der 20. April ist für ihn ein besonders schwerer Tag:
"Das ist, wie den Tod feiern. Seinen Geburtstag am 4. August, den feiern wir. Am 20. versuchen wir, so weit es geht, von der Sache wegzubleiben."
In der Columbine High School ist es offiziell ein "Tag des Freiwilligendienstes". Am Jahrestag werden sich ehemalige Schüler und Lehrer hinter verschlossenen Türen treffen. Nachmittags dann eine öffentliche Veranstaltung an der Gedenkstelle hinter der Schule.
Lernen von Parkland
Nur wenige Meter von der Schule entfernt, hinter den Sportfeldern liegt die Gedenkstätte. Ein Kreis mit Inschriften der Opfer ist der Mittelpunkt, drum herum eine Mauer mit Statements von Schülern, Eltern, Lehrern. "Ich hatte keine Antworten" steht da.
Frank de Angelis: "Ich denke, dass dies die letzte öffentliche Gedenkfeier wird, die wir machen. Es ist interessant, dass beispielsweise nach Parkland nicht so eine große Gedenkfeier gemacht wurde. Wir haben das zum ersten, zweiten, dritten, fünften, zehnten Jahrestag gemacht und jetzt wieder. Die anderen haben das privater gemacht. Davon können wir lernen."
Polizisten am Tatort der Columbine High School
Polizisten am Tatort der Columbine High School im April 1999 (dpa/picture alliance/Mark Leffingwell)
Wie der Tag wird, weiß man nie
Heather Martin merkt schon seit Wochen, dass das Erinnern, dass dieser 20. April hart ist: Heather wird in ihre alte Schule gehen, aber sie wollte sich zu nichts verpflichten, wenn es ihr an diesem Tag wirklich schlecht geht, will sie die Möglichkeit haben, alle Termine abzusagen. Denn wie der Tag wird, weiß man nie – die Erfahrung hat Heather in den letzten 20 Jahren oft genug gemacht:
"Der 15. Jahrestag war einer der einfachsten, die ich je erlebt habe. Der 16. war ganz ok. Beim 17. war ich komplett fertig. Man weiß das nie vorher."
"Da ist Licht am Ende des Tunnels"
Aber die Botschaft der Columbine High School an diesem Tag ist für sie völlig klar:
"Da ist Licht am Ende dieses dunklen, vertrackten Tunnels. Ich bin stolz, wie weit wir gekommen sind. Stolz darauf, Columbine zu sein und der Welt zu zeigen, dass man die unüberwindlichsten Hindernisse doch überwinden kann."
Der ehemalige Schulleiter, Frank de Angelis, ein gläubiger Katholik, freut sich, wenn alles vorbei ist:
"Ich freue mich auf den 21. April, Ostersonntag. Für mich ist das sehr symbolträchtig, weil es einen Neuanfang bedeutet."
Aber der 20. April wird auch in allen kommenden Jahren eine Zäsur im Leben der Hinterbliebenen und Überlebenden sein. Der Tag, der alles verändert hat.