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200 Jahre HU

Mit einem Festakt startet die Berliner Humboldt-Universität ins Festjahr zu ihrem 200-jährigen Bestehen. Bildungsreformer Wilhelm von Humboldt hatte diese älteste Berliner Universität mit einer Kombination aus Forschung und Lehre weltberühmt gemacht.

Von Verena Kemna | 12.10.2009
    Für Jan-Berend Klein aus Eutin bei Lübeck ist es selbstverständlich, dass er beim Festakt dabei sein will. Er hatte sein Studium in Berlin and der Freien Universität begonnen, sich dann aber für ein Theologiestudium an der geschichtsträchtigen Humboldt Universität entschieden. Das historische Gebäude und der Campus Unter den Linden begeistert ihn nach wie vor.

    "Dass sie im Stadtzentrum liegt und dass sie so ein gut erkennbares Gebäude hat mit einem Innenhof, wo auch im Sommer viele Leute auf dem Rasen liegen und dass es eingebettet ist in das historische Stadtzentrum. Also dass man sehen kann, dass es eine Universität mit Geschichte ist."

    Bildungsreformer Wilhelm von Humboldt hat diese älteste Berliner Universität mit einer Kombination aus Forschung und Lehre als Reformuniversität weltberühmt gemacht. Erst seit 1949 trägt sie seinen Namen. Dabei ist der Geist von vor 200 Jahren gerade heute wieder gefragt, meint Christoph Markschies, Präsident der Humboldt-Universität.

    "Es gab 1809 weder Tische noch Stühle und der Schimmel war in den Wänden. Das Land Berlin hat wenig Geld. Wir haben ein bisschen mehr, wir haben immerhin Tische und Stühle und den Schwamm könnten wir sanieren. Dieser Gründergeist: Unter Schwierigkeiten, es trotzdem probieren!"

    Trotz einer finanziellen Notsituation. Die Universität bietet heute den 34.000 Studierenden über 240 Studiengänge von Afrikawissenschaften bis zur Zahnmedizin. In manchen Disziplinen gibt es bis zu zwanzig Bewerbungen auf einen Studienplatz, der Mythos Humboldt zieht noch immer. Präsident Markschies über das besondere Profil an historischem Ort.

    "Wir versuchen Forscher zusammen zu bringen und Studierende, die normalerweise nicht zusammen gebracht werden. Also an der Humboldt Universität forschen beispielsweise Neurologen und Philosophen über Entscheidung, mit Ökonomen und Juristen zusammen. Also wir bemühen uns aus dem Geist der Interdisziplinarität, den es hier seit 1809 gibt, wieder neue spannende Forschung durchzuführen."

    Ja, sagt er, es war eine Enttäuschung, dass die Humboldt Universität vor zwei Jahren den Titel einer Exzellenzuniversität nicht bekommen hat. Umso mehr zählt für Markschies eine zweite Chance, auch als Perspektive für die Zukunft.

    "2007 das traf uns sehr früh direkt nach einem Präsidentenwechsel. Da konnte man sich nicht genügend vorbereiten. Jetzt haben wir ja seit 2007 Chancen gehabt uns vorzubereiten und werden dieses Mal hoffentlich das Ziel glücklich und gut erreichen."

    Für die Philosophiestudentin Christiane Dohnt zählt nicht so sehr der Status einer Eliteuniversität. Sie meint, an der HU müsste mehr modernisiert werden. Im Vergleich zur Freien Universität sei das EDV- Angebot längst nicht ausreichend.

    "Wenn man sich selber schulen will in Computersachen, das wird an der FU alles kostenlos angeboten, dass man wirklich in Kurse gehen kann, Excel, Photoshop, dieses ganze Gängige zu lernen und das bietet die HU noch nicht an. Aber wenn sie mithalten wollen, dann müssen sie das machen."
    Wenn es nach ihr ginge, würde die Humboldt-Universität noch viel mehr mit ihrer großen Geschichte werben.

    "Überhaupt, wer da alles gelehrt hat. Einstein war ja eine Zeit lang da und spontan fallen mir jetzt nicht alle Namen ein, aber da war ja wirklich was los. Auch Akademie der Wissenschaften und Humboldt das ist ja alles ein klassisches Berlin und da kann man gut zusammenarbeiten, finde ich. Das sollte man noch stärker rauskehren."