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30.000 Kilometer ohne Treibhausgasausstoß

Umwelt. - 16 Länder wollen die Teilnehmer des "Zero-Race" bis Januar durchqueren und dabei rund 30.000 km zurücklegen. Dabei sollen die Elektromobile kein Gramm Kohlendioxid in die Luft blasen. Der Wissenschaftsjournalist Arndt Reuning berichtet im Gespräch mit Ralf Krauter über die Fahrzeuge, die jetzt in Bonn Station machten.

20.08.2010
    Krauter: Herr Reuning, was sind das für Typen, die da kohlendioxidfrei die Welt umrunden wollen?

    Reuning: Ja, Herr Krauter, da sind Menschen, die einfach zeigen wollen, was mittlerweile möglich ist mit diesen Fahrzeugen. Das sind vier Teams: aus Deutschland, aus der Schweiz, aus Südkorea und aus Australien. Zusammengebracht worden sind sie von Louis Palmer, das ist der erste Mensch, der die Welt in so einem Elektrofahrzeug umrundet hat, im Jahr 2007 ist er gestartet. Und auf seiner Reise hat er verschiedene Bastler, Studenten, Unternehmer kennen gelernt, die sich eben auch für diese Idee begeistern konnten. Und mit denen möchte er nun diese Tour wiederholen. Zero-Emissions-Race hat er das Ganze genannt: Nullemissions-Wettrennen.

    Krauter: Nennt sich Wettrennen. Doch ist es das tatsächlich auch, oder doch eher eine gemeinsame Weltreise von Gleichgesinnten?

    Reuning: Es ist ein Wettbewerb. Also eigentlich steht schon der Gemeinschafts-Gedanke im Mittelpunkt. Man möchte schon das Ziel gemeinsam erreichen. Aber am Ende wird auch ein Sieger gekürt werden. Das ist dann aber nicht unbedingt das schnellste Team. Denn jeder wird bewertet nach bestimmten Kriterien, das können zum Beispiel sein: Fahreigenschaften, Design, Sicherheit, Zuverlässigkeit oder Alltagstauglichkeit. Von einer Jury vor Ort, zum Beispiel könnte das ein Bürgermeister sein. Und so soll dann das beste Fahrzeug gefunden werden, aber nicht unbedingt das schnellste.

    Krauter: Tempo spielt aber schon auch eine Rolle. Wie schnell können die Fahrzeuge denn? Das ist sicherlich sehr unterschiedlich.

    Reuning: Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt eine Mindestanforderung. Die Fahrzeuge müssen, um überhaupt an diesem Rennen teilnehmen zu können, dauerhaft eine Geschwindigkeit von 80 Kilometer in der Stunde halten können, über eine Distanz von 250 Kilometer. Manche der Fahrzeuge können aber auch deutlich schneller werden: Zum Beispiel das Modell Zero-Tracer aus der Schweiz, das kann 240 Stundenkilometer erreichen.

    Krauter: Jetzt sind wir bei der Beschreibung der Vehikel angelangt. Wie sehen die aus, die vier Fahrzeuge?

    Reuning: Auch das ist ganz verschieden. Mit Autos hat das nicht mehr so sehr viel zu tun. Also dieses Fahrzeug aus der Schweiz gleicht einem Fischkörper, ohne Flossen, aber dafür mit zwei Rädern. Es ist wie eine Art Motorrad, ein komfortabler Zweisitzer, aber eben eingekapselt in eine stabile Plastikhülle. Das Fahrzeug aus Südkorea, das sieht vielleicht noch einen klassischen Auto am ähnlichsten, vielleicht wie ein Mini oder ein Smart, ist vollkommen schwarz, den die Karosserie besteht aus einem Kohlefaser-Verbundmaterial, das ist sehr leicht, sehr stabil, allerdings muss man sagen, aber auch sehr teuer. Und das deutsche Fahrzeug das ist einfach ein Motorroller, der umgerüstet worden ist, das ist ein Elektromotorroller, der schon käuflich zu erhalten ist. Und der wurde dann statt mit Nickel-Metallhydridionen- Akkus mit Lithiumionen-Akkus ausgerüstet, um die Reichweite zu verlängern.

    Krauter: Lithiumionen-Akkus kennt man vom Handy, die Energieversorgung der Wahl also auch für dieses Vorhaben. Wo laden die Teams die denn auf, einfach an der Steckdose, oder brauchen die Starkstrom?

    Reuning: Sie können mit Starkstrom arbeiten, aber normalerweise werden die tatsächlich an das 220-Volt-Netz gehängt. Das bedeutet dann allerdings auch, da sie in so vielen verschiedenen Ländern unterwegs sind, dass die entsprechenden Adapter möglichst nicht zuhause vergessen werden sollten.

    Krauter: Der Strom kommt aus der Steckdose. Was genau macht dieses Rennen nun zu einem Null Emissions-Rennen. Weil, wenn der Strom von einem Kohlekraftwerk kommt, ist es ja nicht richtig grün.

    Reuning: Jede Mannschaft hat einen Vertrag mit einem Stromanbieter im Heimatland abgeschlossen. Und von dort beziehen sie sozusagen ein gewisses Kontingent. Das ist Energie aus erneuerbaren Quellen. Das heißt, sie nutzen so eine Art virtuellen Ökostrom.

    Krauter: Heute Vormittag, wir haben es schon gesagt, war das Feld in Bonn. Da haben sie die Teilnehmer gesehen. Wo sind sie jetzt, und wie geht es weiter?

    Reuning: Man kann das Ganze online verfolgen, mittlerweile sind die Teilnehmer in Düsseldorf angekommen, und dann geht es in den nächsten Tagen weiter über Berlin, Budapest, Moskau, zieht sich ein bisschen, Shanghai, Mexiko, USA, und dann wieder zurück nach Europa.