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350. Geburtstag Antonio Caldara
Eine Spurensuche

Antonio Caldara war ein gefeierter Venezianer am Wiener Kaiserhof. Er hinterließ ein mehr als 3000 Werke umfassendes Oeuvre mit dem Fokus auf geistlicher und weltlicher Vokalmusik. Seine kunstvollen, melodiereichen Arien haben in letzter Zeit vor allem Countertenöre für sich entdeckt.

Von Michael Stegemann | 22.12.2020
    Portrait in Öl des Komponisten: Er trägt eine weiße Perücke bis über die Schultern und schaut aus dem Bild heraus.
    Anonymes Portrait des Barockkomponisten Antonio Caldara aus dem 18. Jahrhundert, das ihn als Maestro di Capella seiner Kaiserlichen Majestät von Österreich ausweist (imago stock&people)
    Vor allem das kirchenmusikalische Werk von Antonio Caldara, der 1670 in Venedig geboren wurde, wartet noch auf seine Erschließung. Aber es gibt auch in den anderen Genres, wie der Oper, noch unendlich viel zu entdecken.
    Erst in den letzten Jahren zeichnet sich eine größere Beachtung seines Schaffens ab. Zu verdanken ist dies unter anderem dem Countertenor Philippe Jaroussky und der Violinistin Amandine Beyer, die beide von ihrer Begeisterung für diese Musik erzählen.
    Die Sendung zeichnet Caldaras Weg nach, der von Venedig über Mantua und Rom nach Wien führte. Dort wirkte er als Vizekapellmeister neben Johann Joseph Fux und gehörte zu den Schlüsselgestalten am Hof des musikbegeisterten Kaisers Karl VI..
    In seiner Musik verbinden sich italienische und deutsche Traditionen: da gibt es auf der einen Seite die brillante Virtuosität, wie man sie von seinem Zeitgenossen und Landsmann Vivaldi kennt, auf der anderen Seite eine satztechnische Strenge, wie sie Fux in seinem berühmten Lehrwerk "Gradus ad Parnassum" vorgestellt hat.
    Kurz nach Caldaras Tod 1736 reiste Vivaldi von Venedig nach Wien, war es vielleicht sein Plan, dessen Nachfolge anzutreten? Es ist eines von vielen Rätseln in der Musikwelt, die mit dem Komponisten Caldara verbunden sind und noch ungelöst sind.