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40 Jahre Microsoft
Die Macht der Innovation

Am 4. April 1975 gründeten die Schulfreunde Bill Gates und Paul Allen die Firma Microsoft. Schnell wurde Microsoft zu einem der wichtigsten Unternehmen der boomenden Computerindustrie. Windows und Office (Word, Excel) gehören bis heute zum Büroalltag unzähliger Angestellter weltweit. Und doch ist die Zukunft der Firma alles andere als gesichert.

Von Wolfgang Stuflesser | 04.04.2015
    Das Microsoft-Logo gesehen durch eine Fensterscheibe.
    Microsoft wurde 1975 gegründet. (picture alliance / dpa / Zoltan Mathe)
    Das coolste Stück Programmcode, das er je geschrieben habe: So nannte Bill Gates sein Altair Basic, ein Programm für den Altair 8800, einen Vorläufer des modernen PC. Um die Software verkaufen zu können, gründete Gates am 4. April 1975 das Unternehmen Microsoft, zusammen mit seinem Schulfreund Paul Allen. Gates ist Sprössling einer noblen Banker- und Anwaltsfamilie in Seattle, William H. Gates der Dritte ist sein eigentlicher voller Name. Ein kluger Junge, der schon früh gefallen an Computern findet: Mit zwölf habe er sie für sich entdeckt, sagt Gates, und sei fast besessen davon gewesen, Software zu schreiben.
    Dafür schmeißt Gates sogar sein Studium in Harvard. Er ist 19 und sieht auf Fotos aus der Zeit eher aus wie 13. Der Erfolg gibt im Recht: 1980 bekommt die kleine Firma einen Großauftrag des Computergiganten IBM: Das Betriebssystem für dessen neue PC-Linie zu liefern - Gates verhandelt so geschickt, dass Microsoft an jedem verkauften Rechner mitverdient. Mit 31 Jahren ist Gates Milliardär, Microsoft dominiert die PC-Welt. Dabei hatte ein paar Jahre zuvor noch kaum jemand geglaubt, dass mit Software überhaupt Geld zu verdienen wäre, erklärt die Branchenkennerin Esther Dyson:
    "Bill war sehr unbeliebt, weil er in einem Brief an die ersten Computernutzer schrieb: Hey Leute, stehlt die Programme nicht, die wir geschrieben haben. So dachte damals kaum jemand: Er war ein Geschäftsmann in einer Menge von Geeks und Hackern."
    Die Ära des klassischen PC geht zu Ende
    Doch Gates setzte sich durch, und Microsofts Betriebssysteme, MS-DOS und später Windows, wurden zum De-Facto-Standard der Computerbranche. Das Gleiche gilt für die Office-Programme, also Word, Excel und Powerpoint: Nach Microsoft-Angaben benutzen heute rund 1,5 Milliarden Menschen weltweit Windows, ein Marktanteil von fast 90 Prozent.
    Das Problem ist nur: Die Ära des klassischen PC geht zu Ende, die Verkaufszahlen der Branche insgesamt sind seit Jahren rückläufig, dafür wächst der Markt für Smartphones, Tablets und Cloud-Anwendungen auf großen Firmenservern. Auch Bill Gates hat wichtige Trends nicht erkannt oder unterschätzt: Das Internet etwa - und auch dem Erfolg von Apples iPhone hatte Microsoft 2007 wenig entgegenzusetzen. Gates hatte sich schon ab dem Jahr 2000 aus dem laufenden Geschäft nach und nach zurückgezogen, 2008, mit 53 Jahren, verließ er die Firma ganz. Gemeinsam mit seiner Frau Melinda, einer ehemaligen Microsoft-Mitarbeiterin, gründete er eine Stiftung und hat versprochen, mindestens die Hälfte seines Vermögens nicht seinen drei Kindern zu vererben, sondern für wohltätige Zwecke zu spenden.
    "Ich habe die Macht der Innovation erlebt, als der PC und das Internet entstanden sind. Aber gibt es auch Innovationen für die, die sie wirklich brauchen? Wir haben keinen Impfstoff gegen Malaria - an der Krankheit sterben jedes Jahr eine Million Menschen - und wir investieren mehr Geld in ein Medikament gegen männlichen Haarausfall."
    Von den Bits und Bytes zu den drängenden Fragen
    Mehr als 30 Milliarden Dollar, fast 28 Milliarden Euro, hat Gates bereits gespendet. Und zeigt auch mit knapp 60 Jahren noch den Optimismus eines jungen Unternehmensgründers. Oder anders gesagt: Man hat das Gefühl, Bill Gates geht die Probleme der Welt so an wie früher die Bugs im Programmiercode seiner Software:
    "In zehn Jahren wird es keine Kinderlähmung mehr geben, die Zahl der Todesfälle durch Malaria auf weniger als die Hälfte sinken. Ein Impfstoff gegen AIDS wird dann in greifbarer Nähe sein. Ja, wir haben für die nächsten zehn Jahre große Ziele."
    Von den Bits und Bytes der Computerszene hat sich Bill Gates den drängenden Fragen der Welt zugewandt. Der Microsoft-Gründer könnte so zum Vorbild für zahlreiche andere Unternehmer der Branche werden. Gerade hat Apple-Chef Tim Cook versprochen, dass auch er einen Großteil seines Vermögens spenden wird.