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Großbritannien
Supreme-Court-Urteil bestärkt Queen-Gegner

Nicht nur der britische Premierminister Boris Johnson ist durch die gerichtliche Entscheidung, dass die verordnete Zwangspause des Parlaments rechtswidrig ist, unter Druck geraten: Das Urteil bestärkt auch Monarchie-Gegner. Denn die Queen spielte bei Johnsons Vorhaben eine fragwürdige Rolle.

Von Friedbert Meurer | 26.09.2019
Premierminister Boris Johnson gibt Queen Elizabeth II. die Hand
Bald kein "God save the Queen" mehr? Monarchie-Gegner fordern die Änderung der Nationalhymne (Victoria Jones/PA Wire/dpa)
Es ist Wasser auf die Mühlen der britischen Republikaner. Nach Meinung von Roy Greenslade, Professor für Medienwissenschaften in London, fällt das alles eben doch auch auf die Queen zurück und nicht nur auf Premierminister Boris Johnson.
"Das, was Boris Johnson zu ihr sagte, war ungesetzlich. Sie erteilte die Zustimmung zur Prorogation des Parlaments. Damit hat auch sie gesetzeswidrig gehandelt."
Diskussion um Rolle der Queen
Überwiegend geht die Diskussion eher dahin, dass Boris Johnson sich bei der Queen zu entschuldigen hat. Aber ein ungutes Gefühl über die Rolle der Queen bleibt doch. Die Queen ist unpolitisch und folgte dem Rat, sprich der Anweisung ihres Premierministers. Genau das sei das Problem.
"Es ist wirklich ein seltsamer Unsinn, dass der Premierminister die Queen fragen muss, ob er etwas tun darf. Denn er fragt ja gar nicht, sondern weist sie zu etwas an. Sie hatte keine andere Wahl."
Britische Republikaner fühlen sich bestätigt
Die Kritiker der Monarchie fühlen sich bestätigt. Mitnichten gäben die Royals dem Land Stabilität. Alexandra Runswick leitet die Aktionsgruppe "Unlock Democray", "Setzt die Demokratie frei". Sie meint, ein demokratisch gewähltes Staatsoberhaupt hätte genau jetzt anders agieren können.
"Hätten wir einen Präsidenten statt der Monarchie, er hätte die Rolle übernehmen können einzuschreiten. Die Queen kann diese Führungsfunktion nicht ausüben, denn das gilt als zu politisch."
Für die Queen und die Royals brachten die letzten Wochen eine schlechte Nachricht nach der anderen. Prinz Andrew, der zweitälteste Sohn der Queen, soll vor Jahren Nutznießer eines Rings mit minderjährigen Prostituierten gewesen sein. Roy Greenslade reicht es.
"Die Monarchie ist in unserer modernen Welt ein Anachronismus. Wir glauben, in einer Demokratie und Meritokratie zu leben. Wir haben aber eine Klassengesellschaft, und die fängt von oben an. Vieles an der Monarchie ist Lug und Trug."
"Wir brauchen eine geschriebene Verfassung. Wir brauchen dabei eine Diskussion darüber, ob wir Bürger oder Untertanen sind. Im Moment kennen die Menschen ihre Rechte nicht."
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Diskussion um neuen Hymnen-Text
Manche Briten werden den ein oder anderen alten Zopf der Monarchie vielleicht abschneiden wollen. Aber eine Idee von Roy Greenslade und Alexandra Runswick geht ihnen mit Sicherheit zu weit.
"Wir brauchen eine andere Nationalhymne. Sie ist doch skurril. 'God save the Queen', das ist doch inhaltsleer."
"Die Hymne bewegt mich nicht. Sie sagt nichts über unser Land aus und nichts darüber, wer wir Bürger denn wirklich sind."